ALPHA WOLF Metalcore konzertfotos 2023 - München
ALPHA WOLF Metalcore konzertfotos 2023 - München

Die Welt zu Gast bei Freunden. Nicht nur ein Spruch aus einer gefühlt längst vergangenen Zeit, sondern im Münchner Backstage Realität. Mit einem Tourtross aus vier Bands aus eben so vielen Ländern, geben sich die Australier Alpha Wolf, (wortwörtlich) als Anführer der Truppe die Ehre.

Doch den Abend dürfen ihre Kollegen und Nachbarn aus Neuseeland mit dem klingenden Namen Xile einläuten. Mit hemdsärmeligen Hardcore bringen sie die Halle zumindest in die Nähe einer Betriebstemperatur. Die ersten Windmühlen und Dropkicks zeigen vor allem das was noch möglich sein wird. Zwar lassen sich (leider für München typisch) noch nicht alle dazu bewegen ihre Euphorie zu zeigen, geschweige denn in den Pit zu gehen, aber der Gesamtstimmung tut es keinen Abbruch.

Vor allem, wenn man die Vorfreude nicht weniger Fans auf die aus Paris stammenden Ten56 bedenkt, die zwar im Kern robusten Metalcore präsentieren, sich aber nicht gänzlich einem Genre zuschreiben lassen. Mit in die Gitarrensuppe kommt nämlich eine ordentliche Prise Beatdown, Nu Metal, Industrial und sogar Hip-Hop. Was auf dem Blatt wie absolutes Chaos wirkt, geht erstaunlich gut ins Ohr und gibt der grundlegenden Brutalität einen Groove, der die Band aus der Masse heraushebt. Der sympathische Frontmann Aaron Matts tut sein Übriges, um die Anwesenden zum moshen zu bewegen, obwohl er durch die schon länger laufende Tour eindeutig angeschlagen ist.

Noch individueller unterwegs ist das Quartett King 810 aus Flint, Michigan, die sich in keine Schublade einordnen lassen, ihre Inspiration aber deutlich aus den 90ern beziehen, ohne altbacken zu wirken. Allen voran der Sänger David Gunn, der hünenhaft die Bühne beherrscht und mit seinen Flüster-Einlagen und Verrenkungen eine wohlig gruselige Stimmung aufkommen lässt. Zwar merkt man recht schnell, dass das Publikum vor allem mit Breakbeats und Breakdowns sozialisiert ist und in Teilen nicht weiß, wie sie mit der Show umgehen soll, aber das heißt nicht, dass die Tracks nicht mit ordentlichen Pits und Gesängen quittiert werden.

Doch als die ersten Klänge von „60cm of Steel“ von der aktuellen Split-EP von Alpha Wolfs „The Lost & The Longing erklingen, weiß man für wen die Menge heute eigentlich gekommen ist. Die Jungs aus Down Under haben sich in nur wenigen Jahren in die Herzen ihrer heutigen Fans gespielt und lassen sie ihre Dankbarkeit in jeder Sekunde des Sets spüren, welches inzwischen mit reichlich Hits gefüllt ist. Hat man früher Shows mit „Black Mamba“ begonnen oder beendet, findet man den Track mittendrin, während mit „Creep“, „Sub-Zero“ oder mit „Golden Fate; Isolate“ gefühlt Salven in die Menge geschossen werden, die sich in Circle-Pits und Wellen an Crowd-Surfern manifestieren. Auch eine Wall of Death, die von niemand Geringerem als Eugene von King 810 initiiert wird darf nicht fehlen, bevor die Münchner mit dem Über-Hit „Akudema“ verschwitzt und zufrieden in die Nacht entlassen werden.

An dieser Show kann man ablesen, dass sich Zeit, Kraft und Beharrlichkeit in Erfolg niederschlagen können. Angefangen als Geheimtipp, dann als dauerhafter Support für alle möglichen Bands, haben sich Alpha Wolf vom anderen Ende der Welt, bis in die Hallen dieser Welt gekämpft und werden mit immer größeren Fan-Scharen belohnt. Man darf davon ausgehen, dass ihr nächster Besuch in der bayerischen Landeshauptstadt dem in nichts nachstehen wird.

Konzertbericht von Igor Barkan und Konzertfotos von Lutz (wearephotographers) für Pressure Magazine

Kommentiere den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte Namen eingeben