In der fast ausverkauften Muffathalle in München lag ein Hauch von Nostalgie und Wehmut, als Moses Pelham am 10. Dezember 2024 einen Abend für die Ewigkeit erschuf. Unter dem Motto seiner Abschiedstournee, passend betitelt „Letzte Worte„, zelebrierte der 53-jährige Rap-Pionier eine emotionale Retrospektive, die nicht nur die Hörer der ersten Stunde, sondern auch eine neue Generation von Fans bewegte. Eine bewegende Hommage an drei Jahrzehnte deutschsprachiger Musikgeschichte, erdacht und made in Hessen.
Ein Abend voller Wegbegleiter
Bevor Moses Pelham selbst die Bühne betrat, brachte der Frankfurter Rapper CA3SAR die Menge in Stimmung. Als langjähriger musikalischer Weggefährte und Support Act bewies CA3SAR mit seiner beeindruckenden Mischung aus Boom Bap, Trap und Drill, warum er als einer der vielversprechendsten Künstler im Deutschrap gilt. Seine außergewöhnlichen Flows und markante Stimme, kombiniert mit einer fesselnden Bühnenpräsenz, machten ihn zu einem idealen Auftakt für den Abend. Besonders hervorzuheben war seine Interpretation von Songs wie „PHO3NIX“ und „Frankfurter Stolz“, die das Publikum direkt in den Bann zogen. Der absolute Ohrwurm in seinem Repertoire ist der Hit „Hobbies“, der dazu einlädt die Zeilen „Kilos pushen, Rapper töten, Panzer fahren“ aus voller Kehle laut mitzusingen.
Nostalgie trifft auf Moderne
Mit den ersten Takten von „Der Anfang vom Ende“ gefolgt vom Smash-Hit „Sound good“ wird deutlich worum es an diesem Abend geht. Der Mann ist zum Sterben im Stehen erschienen, wie es treffend in seinen neuen Zeilen zum Abschied heißt.
Ein weiteres Highlight des Abends war „Höha, schnella, weita“, das Pelham nach 28 Jahren erstmals wieder live spielte. Der Song, ein Urgestein seiner frühen Karriere, brachte die Halle zum Beben. Menschen der Generation Ü40 und Ü50 stimmten in den Refrain ein, als wären die letzten Jahrzehnte spurlos an ihnen vorbeigezogen. Es war ein magischer Moment, der zeigte, wie sehr Pelhams Musik eine ganze Generation geprägt hat.
„Twilight Zone“ – ein Klassiker im neuen musikalischen Gewand von Pelhams im Januar erscheinenden Abschiedsalbum – schlug der Abend eine Brücke von den Anfängen seiner Karriere bis in die Gegenwart. Dieser Song, eine Hommage an Pelhams erste Single „We Wear The Crown“ aus dem Jahr 1988, markierte einen symbolischen Kreis, der sich schloss. Das Publikum, durchsetzt mit Fans in T-Shirts des Rödelheim Hartreim Projekts, antwortete mit tosendem Applaus und emotionalem Mitsingen.
Eine musikalische Familie auf der Bühne
Unterstützt wurde Pelham von einer hochkarätigen Band. Besonders stachen die Backgroundsängerin Anna Grillmeier und Gitarrist Ari Nagel von den Rodgau Monotones („Die Hesse komme„) hervor. Grillmeier’s kraftvolle Stimme verlieh Stücken wie „Hartreim Saga“, „Heimat“ und „Ein schöner Tag“ eine besondere Tiefe, während Nagels Gitarrenspiel den Songs eine rockige Note hinzufügte. Früher war er bei Bro’Sis, heute ist er bei Mo’ses – Faiz Mangat, der einst bei Bro‘Sis sang, überzeugte vor Freude strahlend mit seinem Charisma und sorgte für weitere emotionale Momente und einem hervorragenden Backgroundgesang.
Im Publikum wurden vereinzelt ein Tränchen vergossen, als Pelham „Für die Ewigkeit“ performte – ein Track, der 2012 mit einem Sample der Böhsen Onkelz für Furore sorgte und mit Rückstrahlern in Szene gesetzt wurde. Moses Texte, durchzogen von Pathos, Ehrlichkeit und Glauben, boten einen tiefen Einblick in die Seele eines Künstlers, der viel gegeben, aber auch viel ertragen hat.
Songs als Lebenswerk
Pelhams Setlist bot einen abwechslungsreichen Mix aus alten Klassikern und neuen Tracks. Zu den unvergesslichen Momenten zählten auch „Halt aus“, das die Zuschauer in einer kollektiven Melancholie vereinte, sowie „You Remember“ bei denen er tappt: „Mich muss man nicht dran erinnern, ich seh‘ diese anderthalb Zimmer, you remember, wie der Fernseher flimmert, ohne Ton, irgend’ne Platte lief immer“
Doch es waren vor allem „Was wollen wir trinken“ und „Schnaps für alle“, die als letzte Zugabe-Songs des regulären Sets den emotionalen Höhepunkt erreichte. Während die Halle in Chorgesängen versank, reichte Pelham zahlreiche Schnaps-Becher an die vorderen Reihen – eine humorvolle, fast intime Geste.
Die Zugaben beinhalteten unter anderem den Song „Alles verschwimmt“, begleitet von Piano-Klängen, sowie „Keine Ist“, der absolute Über-Hit vom Rödelheim Hartreim Projekt der mit seiner eindringlichen Melodie und tiefen Lyrics den perfekten Abschluss des Abends bildete. Als Pelham rappend durch die Reihen lief, wurde spürbar: Dies war ein Abschied, aber kein Ende – es war der Beginn eines neuen Lebenskapitels.
Ein Ausblick auf das neue Album
Pelham löste im Laufe des Abends ein Versprechen ein: Sein kommendes Album „Letzte Worte“, das im Januar 2025 erscheint, wird nicht nur eine Sammlung neuer Songs sein, sondern auch ein Manifest seiner Karriere. Mit Features wie Xavier Naidoo und weitere Überraschungen mit langjährigen Weggefährten wagt Pelham den Spagat zwischen Tradition und Innovation. Erwartet werden abermals Songs mit Tiefgang und Herzblut und jeder Menge Glaube, Liebe, Schmerz und Hoffnung. Eben ein würdiger Abschluss seiner Bühnenzeit.
Der Abschied naht
JETZT MÜSST´ ICH NUR NOCH VOR DER SKYLINE IN DEINEM BEISEIN NACH DREI WEIN DEN MAIN TEILEN
Mit feuchten Augen verabschiedete sich Moses Pelham von seinem Münchner Publikum und versprach, in den verbleibenden Konzerten noch einmal alles zu geben. Sein finales Kapitel wird derzeit in Frankfurt geschrieben, wo er bis zum 21. Dezember gleich neun Auftritte in der Batschkapp spielen wird. Danach zieht sich einer der größten Pioniere des Deutschrap von der Bühne zurück.
In einem kurzen Gespräch nach der Show sinnierte Pelham noch über sein Leben nach der Live-Show-Ära, für die er sich konditionell nicht mehr in der Lage sieht. Er wolle sich mehr auf Podcasts oder entspannte Musikrunden in Sitzkreisen konzentrieren. Ob ein Musiktalent von seinem Kaliber es wirklich schafft die Füße und sein Mundwerk still zu halten? Das werden die nächsten Jahren zeigen. Fakt ist, er hat den Deutschrap und Hip-Hop mit deutschen Texten geprägt, wie kein anderer. Allein durch Gottes Gnade – Halleluja!
Historie und Werdegang eines Pioniers
Moses Pelham gehört zweifellos zu den prägendsten Persönlichkeiten der deutschen Musiklandschaft. Bereits in den 1990er Jahren legte er mit dem Rödelheim Hartreim Projekt den Grundstein für den Erfolg des Deutschrap. Seine Vision und sein Talent brachten nicht nur Hits wie „Höha, schnella, weita“ hervor, sondern auch eine Generation neuer Künstler. Mit seinem Label 3p (Pelham Power Productions) etablierte er sich als Produzent, der Talente wie Sabrina Setlur und Xavier Naidoo entdeckte und förderte. Die Band Glashaus, die er gründete, setzte neue Maßstäbe im Bereich des deutschsprachigen Soul.
Für seine Verdienste wurde Pelham 2024 mit der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt ausgezeichnet – eine Ehre, die seine herausragende Rolle für die kulturelle Vielfalt und den musikalischen Einfluss seiner Heimatstadt unterstreicht. Mit über 10 Millionen verkauften Tonträgern und zahlreichen Auszeichnungen hat er Spuren hinterlassen, die weit über die Grenzen Frankfurts hinausreichen.
Ein Abend, der noch lange in Erinnerung bleiben wird – voller Nostalgie, Emotionen und der Magie, die nur Moses Pelham erschaffen kann.
Text von Marcus Liprecht
Das offizielle Video zu „Der Anfang vom Ende“ von Moses Pelham – aus dem kommenden Moses Pelham-Album „Letzte Worte“ „Der Anfang vom Ende“ ist hier erhältlich: https://3p.lnk.to/deranfangvomende Das Album „Letzte Worte“ ist in allen Konfigurationen hier vorbestellbar: https://www.mosespelham.de