Svenis Kolumne: Sind Heckscheibenaufkleber noch im Trend?

Zeig mir deinen Heckscheibenaufkleber und ich sage dir, wer du bist.

Svenis Kolumne – „Samool“, das war der mit Abstand lustigste Schriftzug eines Heckscheibenaufklebers, den ich Ende der 90er Jahre in Heidelberg erblickte. Aus dem Kurpfälzischen übersetzt bedeutet das Ganze so viel wie „Sag mal!“ oder „Geht´s noch?!“ Nicht alle Fahrer der zumeist getunten Autos hatten damals so viel Humor und Selbstironie im oder besser am Heck.

Bei uns in der kleinstädtischen Zone bestimmten ab Mitte der 90er Jahre eine Handvoll getunter 3er Golf-Modelle die Heckscheibenaufkleber-Szene. Ausnahmen gab es wenige, z.B. ein bis zwei Bastelwütige, die die ausrangierten Opel-Corsa der Omas nutzen und tieferlegen durften. Aber die Könige waren selbstverständlich die 3er-BMW-Besitzer, natürlich auch wieder mit Heckscheibenaufkleber.

Die kultische Verehrung von Musikbands

Trotz aller optischen Tuning-Unterschiede und Hierarchie einte die Gruppe die Liebe zu Auto-Basteleien, leicht zu beeindruckenden Mädels und den „Böhsen Onkelz“. Letztere zierten die meist getönten Heckscheiben und sorgten dafür, dass sich die Teenager nach Anbruch der Dämmerung in ihren extravaganten Kutschen wie „Graf Koks von der Knatter“ fühlten. Gemeinsam trafen sie sich allabendlich an strategisch wichtigen Punkten, z.B. der örtlichen Tankstelle oder dem Festplatz, um der Musik ihrer Lieblingsband zu lauschen und Wildfremden vorwiegend unverständliche Laute hinterher zu brüllen. Doch sobald ihre zahlenmäßige Überlegenheit in Gefahr war oder die Polizei auftauchte, verhielt sich die Gruppe recht konform an die Regeln.

Obwohl mich die Onkelz durch „E.I.N.S.“ zu der Zeit schon ein wenig faszinierten, hielt ich Abstand zu den Motorsportfreunden, die oftmals auch irgendwelche Bootlegs der Band in ziemlich übler Qualität auflegten. Zudem hatte ich bereits damals zwei linke Hände und wäre für Tuningarbeiten schlichtweg zu grobmotorisch veranlagt gewesen. Zum Glück hatte ich als Jugendlicher außerdem wenigstens einen Rest an Verstand, der mich am Wochenende daran erinnerte, zu Feiern und Konzerten besser mit der Bahn als mit dem Auto zu fahren.

So war das damals, je geringer die Dichte an Menschen, desto größer die Dichte an Heckscheibenaufklebern.

Und heute? Seit der Jahrtausendwende gibt es meiner Beobachtung nach eine viel größere Spannbreite an Heckscheibenaufklebern auf eigentlich allen gängigen PKW-Modellen. Vom „Kuschelmuschel“-Schriftzug auf dem Heck eines VW-Scirocco, über „Rammstein“- und „Metallica“-Logos auf Ford Fiesta-Modellen bis hin zum „Frei.Wild“-Geweih auf der überdimensionalen Familienkutsche. Der Fantasie und dem extravaganten Geschmack der Autobesitzer sind hierbei wenig Grenzen gesetzt.

Heckscheibenaufkleber als Ausdruck der Persönlichkeit

Heckscheibenaufkleber stiften Identität für Menschen, die sich fortlaufend ihrer Identität vergewissern wollen und zudem ihre Umwelt von der eigenen Liebe zu der Lieblingsband, der Liebe zu Kräuterlikören etc. informieren, vielleicht sogar bekehren, wollen. Sollte letzteres nicht gelingen, können Heckscheibenaufkleber auch Grenzen und Differenzen zwischen einzelnen Gruppen mit unterschiedlichen Meinungen und Vorlieben aufzeigen und manifestieren.

Möglicherweise ist diese Art der Meinungsäußerung und/oder Liebesbekundung für viele eine der letzten Möglichkeiten, einen letzten Rest an jugendlicher Rebellion im gemäßigten Rahmen auszuüben, ohne größere Sanktionen befürchten zu müssen.
Wahrscheinlich habe ich als unerschrockener Bahnfahrer von alledem keine Ahnung, wie so oft, aber vielleicht träume ich schon demnächst insgeheim davon, einen Heckscheibenaufkleber mit dem „Pressure Magazine“-Logo auf die Rückseite eines Regional-Express zu kleben.

Hier sind einige Beispiele für Bands, die besonders beliebt auf Heckscheiben sind:

• AC/DC: Mit ihren eingängigen Riffs und rockigen Hymnen haben AC/DC eine unglaubliche Fanbase auf der ganzen Welt. In Vororten sieht man oft den klassischen roten Schriftzug auf schwarzen Heckscheiben kleben oder dem berühmten „Angus Young“-Logo.
• Metallica: Diese legendäre Metalband hat seit den 80er Jahren eine treue Anhängerschaft. Auch heute noch findet man in vielen Vororten die berühmte „M“ auf Heckscheiben.
• Slipknot: Der Aufkleber von Slipknot zeigt oft das stilisierte Band-Logo, das aus neun Punkten besteht. Manchmal wird auch der Schriftzug der Band verwendet.
• Nirvana: Der bekannteste Aufkleber von Nirvana zeigt das Smiley-Gesicht aus dem „Nevermind“-Albumcover in gelb auf schwarzem Hintergrund.
• Guns N‘ Roses: Ein typischer Guns N‘ Roses-Aufkleber zeigt den Schriftzug der Band in weiß auf schwarzem Hintergrund, oft ergänzt um das berühmte Revolver-Logo.
• Iron Maiden: Der bekannteste Aufkleber von Iron Maiden zeigt Eddie, das Maskottchen der Band, oft begleitet von dem Schriftzug „Iron Maiden“ oder dem „Killers“-Logo.
• Rammstein: Die kontroversen Texte und die explosive Bühnenshow von Rammstein haben sie zu einer der bekanntesten deutschen Bands gemacht. Ein typischer Rammstein-Aufkleber zeigt den Schriftzug in weiß auf schwarzem Hintergrund, manchmal ergänzt um das „R+“-Logo oder andere Symbole aus dem Rammstein-Universum.
• Die Ärzte: Der Aufkleber der Ärzte zeigt den Schriftzug der Band in rot auf weißem Hintergrund, oft begleitet von dem bekannten „Ä“-Logo oder „Gwendoline“, dem bekannten Maskottchen der Band.
• Die Toten Hosen: Ein klassischer Aufkleber zeigt den Schriftzug der Band in weiß auf schwarzem Hintergrund. Oft wird er in Kombination mit dem Totenkopf-Logo verwendet.
• Böhse Onkelz: Vor allem in ländlichen Regionen sieht man oft das berühmte „BO“ auf Heckscheiben kleben. Heckscheibenaufkleber mit dem Schriftzug der Böhsen Onkelz sind jedoch auch umstritten. Viele Menschen halten sie für unpassend und inakzeptabel, vor allem aufgrund der Vergangenheit der Band. Wie auch immer man zu den Böhsen Onkelz oder vergleichbaren Bands steht – ihre Heckscheibenaufkleber sind in einigen Regionen immer noch sehr beliebt.

Wir freuen uns auf deine Meinung und Kommentare!

Was denkst du über Heckscheibenaufkleber mit dem Schriftzug von Bands?
Bist du ein Fan und nutzt sie auf deinem Auto oder hältst du sie für überholt?

Ein Kolumnen-Beitrag von unserem Sveni

Über Svenis Kolumne

Hallo, ich bin Sveni – der Redakteur, der in Erinnerungen an die gute alte Zeit schwelgt und sich für alles begeistern kann, was mit Rockmusik aus den 90er Jahren zu tun hat. Als Teil des Teams beim Pressure Musikmagazin schreibe ich gerne lustige und interessante Berichte zu unkonventionellen Themen.

Ob es darum geht, die besten Gitarrenriffs der 90er Jahre und von heute zu ranken oder darüber zu diskutieren, wer der schlimmste Frisuren-Träger in der Musikszene war – ich habe immer eine Meinung dazu. Mein Ziel ist es, dich zum Schmunzeln und Nachdenken zu bringen.

In meiner Freizeit kann man mich oft mit einem Bier in der Hand und einem rockigen Musikstück im Ohr finden. Wenn ich nicht gerade über Musik schreibe, höre ich oft alte Platten von Nirvana und Johnny Cash oder gebe mich der Nostalgie hin und schaue alte Musikvideos auf MTV an.

Ich hoffe, dass ich dich mit meinen Artikeln unterhalten und dich zurück in die Zeit der 90er Jahre entführen kann. Wenn du Lust hast, dich mit mir über dieses Thema auszutauschen, dann hinterlasse mir einen Kommentar unter diesem Beitrag. Rock on!