Donnerstag, April 18, 2024

Violinistin Emilie Autumn im Interview zum vierten Album „Laced / Unlaced“

Die Violinistin Emilie Autumn aus dem sonnigen Kalifornien erlangte durch ihre Musik in diversen Subkulturen an großer Bekanntheit. Der große musikalische Durchbruch gelang ihr mit dem vierten Album „Laced / Unlaced“.

Stilistisch ist ihre Musik allerdings schwer einzuordnen, da darin sowohl klassische als auch moderne, synthetische Elemente vereint. Pressure Magazine traf die schillernde Persönlichkeit auf einem Ihrer Konzerte zu einem ausgiebigen Interview.

Wie lang seid ihr denn jetzt schon auf Tour!
Emiliemelie: Die Tour begann Ende Januar, Anfang Februar  in Amerika. Wir sind also schon eine ganze Weile unterwegs. Naja, die Kostüme sind mittlerweile dreckig und stinken, aber daran erkennen wir zumindest immer wieder, wie lang wir nun wirklich unterwegs sind.

Wie ist es so lang ununterbrochen auf Tour zu sein?

Emilie: Es ist auf jeden Fall mehr als nur Glamour und ein schönes Leben.
Aber eins steht fest. Wenn ich auf Tour bin, bin ich mit den besten Freunden der Welt unterwegs, schon allein deswegen ist es viel besser als man denkt. Wir sind immer zusammen und ich liebe die Zeit mit ihnen!

Ich habe eine Tschaikowsky CD bei euch gesehen. Wie vertreibt ihr euch die Zeit wenn ihr im Bus unterwegs seid?

Künstlerin Emilie Autumn im März 2012 in Hamburg Foto von Mirko Beyer
Künstlerin Emilie Autumn im INterview mit Pressure Magazine. Foto von Mirko Beyer

Emilie: wooohoo… die Frage über das, was wirklich passiert. Ich glaube, das kann ich so gar nicht sagen, da es in manchen Ländern bestimmt illegal ist!!
Spass! Wir sind eine sehr zivilisierte Frauenband. Vielleicht sind wir auch die einzige Band bei der es so im Tourbus zugeht, denn wir schauen DVD´s wie Charles Dickens „Great Expectations“ oder Filme von Jane Austen und machen eine ganze Menge Mädchensachen, aber dafür riecht es bei uns im Bus immer gut.

In gewisser weise hast du ja auch eine Verbindung zu Hamburg. Dein Vater ist Emmigrant, gibt es also besondere Beziehungen zu der Stadt?
Emilie: Es ist etwas kompliziert, da ich ihn nie wirklich gut kannte und nun lebt er nicht mehr. Aber ja das stimmt, er ist hier geborgen und wanderte  als er 12 oder 14 Jahren alt war nach Amerika aus. Das einzige was ich wirklich weiß ist, dass mein Großvater hier in der Stadt eine Bäckerei hatte. Ich habe keine Ahnung wo. Ich weiß auch absolut nicht wie ich das herausfinden kann, aber es ist schon eine witzige Verbindung, denn immer wenn wir Kaffee trinken denke ich daran, dass er hier früher ähnliche Sachen gebacken hat.

Es ist ein bisschen schade, aber ich habe nie viel über den Teil meiner Familie hier in Deutschland erfahren und überleg mal, eigentlich ist es witzig, wir könnten beispielsweise verwandt sein, ich könnte hier von jedem die Cousine sein.

Waren deine Eltern von dem Weg, den du musikalisch gegangen bist überrascht?

Künstlerin Emilie Autumn im März 2012 in Hamburg Foto von Mirko Beyer
Künstlerin Emilie Autumn im März 2012 in Hamburg. Foto von Mirko Beyer

Emilie: Klar, aber sie haben es verstanden, es war ja das, was ich wollte. Ich wollte eine neue Richtung einschlagen, in der ich all die Sachen miteinander verknüpfen kann, die ich liebe. Dabei fließen natürlich auch ganz viele neue Elemente ein. Außerdem wollte ich einen einzigartige Sichtweise der zwischen Musik, Kunst, Leben und allem was noch dazu gehört finden und natürlich gibt es auch eine ganze Menge Dinge, die sich während meines Lebens ansammelten, die ich festhalten möchte.
Ich möchte mehr so eine Art Geschichtenerzähler sein  und dafür brauche ich einfach die ganzen verschiedenen Medien welche wir während der Show einsetzen. Ich habe einfach festgestellt, dass es eine wahnsinnig spannende Sache ist, diese wunderbare Musik der großartigen, aber toten Musiker (z.B. Tschaikowski) zu nutzen und meine eigene Geschichte dabei zu erzählen.

Als du 13 warst hast du deine erste Komposition geschrieben.
Emilie: Ja, aber auch schon früher. Aber das war so ungefähr die Zeit als ich anfing  Streichquartette, Symphonien und eine ganze Menge Songs, Gedichte und Geschichten zu schreiben. Das war so die Zeit als alles in meinem Kopf explodierte und alles begann und ich realisierte, dass da eine ganz besondere Magie in dem ist, was ich mache. Ich denke uns allen geht es so, dass wir irgendwann realisieren, dass genau die Sache, die wir gerade machen, das ist, was wir schon immer machen wollten und man einfach nicht wieder zurück kann, sondern genau da weiter machen musst.

Wie gehst du das Schreiben und Komponieren neuer Stücke an?

Emilie: Ich finde, dass es richtig schwierig ist auf diese Frage zu antworten, da alle Stücke anders entstehen. Es sind unterschiedliche Stimmungen in die ich mich begebe. Das ist schon ein Unterschied ob ich instrumentelle Stücke schreibe oder  härtere industrielle Rocksongs.  Ich weiß, dass das jetzt seltsam klingt, aber es ist so eine Art Magie die in der jeweiligen Situation entsteht. Man versetzt sich in verschiedene Rollen und hat auf der anderen Seite immer die Angst genau diese Magie bzw. das Gefühl zu verlieren.

Kannst du was über den Entstehungsprozess deiner Songs erzählen?

Emilie: Viele verschiedene Wege. Wenn ich Sachen schreibe, bin ich nicht der Musiker mit dem Instrument, der die Stücke schreibt. Kein Keyboarder oder Gitarrist. Ich schreibe dann komplett aus meinem Kopf heraus. Ich höre die Dinge dann einfach und lasse sie daraus entstehen. Manchmal ist man auch einfach in einer bestimmten emotionalen Situation und es passt für einen Song. Dann ist es meine Aufgabe das Ganze aufzuschreiben. Eine ganz andere Sache ist, dass die Sinne ab und zu wirr sind. Dann schmeckt man Töne oder Geräusche und sieht Musik oder Farben die mit den Songs übereinstimmen können.

Hey, danke dass du die Frage gestellt hast, es ist interessant sich damit auseinander zu setzen.

„Ich würde es absolut lieben im nächsten Leben Jimmy Hendrix zu sein.“

Künstlerin Emilie Autumn im März 2012 in Hamburg Fotos von Mirko Beyer
Foto von Mirko Beyer

Danke, aber es ist interessant, dass du die Sache mit den Farben ansprichst, denn ich denke, dass Jimmy Hendrix auch viel in seiner Arbeit mit Farben verbunden hatte.
Emilie: Oh, Jimmy, dass ist klasse, das wusste ich überhaupt nicht! Die wirkliche Reinkarnation von Jimmy – absolut fantastisch! Ich würde es absolut lieben im nächsten Leben Jimmy Hendrix zu sein.

Das klingt wirklich großartig! Gib es Zeiten auf Tour in denen du Songs schreibst?
Emilie: Ja, absolut. Zum Beispiel mein Buch The Asylum – For Wayward Victorian Girls war ein riesiges Projekt. Vielleicht das größte überhaupt.  Und ein paar wenige Geschichten darin handeln von der Zeit in der wir unterwegs sind. 

Das große Ziel ist dann ein Musical zu erschaffen auf der Grundlage des Buches und das neue Album liefert einen Teil des Soundtracks und unsere Show ist dann natürlich ein kleiner aber verdammt wichtiger Teil der das Ganze komplett macht. Künstlerin Emilie Autumn im März 2012 in Hamburg Foto von Mirko BeyerIch könnte da jetzt Stunden drüber reden, denn es ist einfach so eine große Sache und wir haben 2014 im Kopf und wollen es im London West Theatre district machen.

Da gehört einfach so viel dazu und ich schreibe Momentan 24 Stunden am Tag.
Mein Ziel ist es nicht besonders berühmt oder reich zu sein, mein Ziel ist es Menschen durch meine Musik helfen zu können und so viel zu schaffen, dass man seine Träume verwirklichen kann. Preise oder Auszeichnungen spielen dabei keine Rolle für mich, aber ich respektiere es natürlich, dass das für andere Menschen wichtig ist.

Dann bedanke ich mich bei dir für die Zeit und das Interview.
Emilie: Absolut nicht dafür. Es war eine tolle Zeit und eins der besten Interviews, das ich bis jetzt hatte.

Interview von Jens Prüwer im März 2012, Übersetzung von Maria Graul

 

Und wie sehr sich Emilie über unser Interview gefreut hat, seht ihr im nachfolgenden Videogruß.

Mehr zum Thema:

Offizielle Homepage: www.emilieautumn.com

Interview-Fotos von Mirko Beyer

Pressefotos: Pressefreigabe, Emilie Autum

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