Donnerstag, März 28, 2024

SpringtOifel: Sänger Olaf im Exklusiv-Interview zum 20-jährigen Jubiläum

Wir haben eine der dienstältesten Oi!-Bands Deutschlands, die SpringtOifel aus Mainz interviewt und sie unter anderem über ihre bislang 20-jährige Bandgeschichte befragt.

Olaf, Du bist Sänger in der Band „SpringtOifel“ – stell dich bitte kurz vor, welche Musik hörst Du zu Hause, welche Konzerte Besuchst Du?

Ich bin 36 Jahre alt, Klempnermeister und nebenbei Sänger bei der oben genannten Band. Ich hör gerne Ska um „Madness“ herum, Psychobilly, Oi!, Surf und Easy Listening. Auf Konzerten bin ich öfters in Weinheim im Cafe Central, da meine geliebte Anne in Mannheim um die Ecke wohnt. Dort besuche ich wenn es klappt Oi!, Punk, Ska und Psychobilly Konzerte. Leider klappt das nicht allzu oft. Gelegentlich bin ich auch mal in der Batschkapp in Frankfurt oder in Mainz in der Reduit wo oft gute Skakonzerte stattfinden, das schaffe ich aber höchstens einmal im Jahr.

Wie kamt Ihr auf den Bandnamen „SpringtOifel“?

Wir haben uns damals verschiedene Namen überlegt („Ausschussware“, „DNS“, „Wurstwasserfront“). Der Name „SpringtOifel“ hat sich durchgesetzt, weil er am ehesten unsere Einstellung zu allem was das Leben bietet darstellt. Ein Springteufel ist ein Scherzartikel mit Knalleffekt und das sind wir auch, nicht mehr und nicht weniger.

Ende letzten Jahres pünktlich zu Weihnachten habt Ihr die Frohes Fest und guten Rutsch 10″ herausgebracht – wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Wir haben uns schon eine gewisse Zeit damit herumgeplagt was wir als nächstes machen und sind dann zwischen den Jahren 1999/2000 drauf gekommen, daß wir mal wieder eine kleine Platte aufnehmen könnten die sich nur mit einem Thema befasst. Sowas hatten wir ja schon mal 1997 mit der Bundeswehr-Verarschplatte „Lied, Marsch, einfach“ gemacht. Diesmal entschieden wir uns für eine Weihnachts/Silvester- Platte, was dazu führte, daß wir teilweise im Sommer bei 30°C Außentemperaturen (im Proberaum dürften es noch ein paar Grad mehr gewesen sein) an den Instrumenten standen und Lieder wie „Stille Nacht“ übten. Schon etwas ungewöhnlich, aber es hat sich gelohnt!!!

Auf Euren Alben finden wir vermehrt die Einbindung von lustigen Hörspielen, wodurch Ihr Euch vor allem durch den Humor, den Ihr in Eure Musik hineinbringt von anderen Bands in der Szene abhebt. Wie kommen solche Einflüsse bei euren Hörern an und werden diese aufgrund des „Meenzer Dialektes“ überhaupt verstanden?

Wir hatten teilweise auf früheren Platten schon so kleine Spracheinspielungen, die aber mehr in Richtung „der gespielte Witz“ gingen und nur ein paar Sekunden dauerten. Zur Weihnachts/Silvester-Platte haben wir dann aber ein richtiges Hörspiel geplant und das auch umgesetzt. Soweit ich gehört habe kommt es ganz gut an, allerdings haben sich schon Leute beschwert, daß man Teilweise schlecht durch die Geschichte durchblickt. Also haben wir auf unserer neuen Platte für deren ersten Teil wir an Fassenacht im Studio waren ein neues Hörspiel aufgenommen, das noch undurchsichtlicher ist.

Wir findens gut und hoffen das es bei allen ankommt. Wegen dem Dialekt haben wir uns echt Mühe gegeben, aber sowas kann man ja auch nicht einfach abschalten.

Euer nächstes Album, welches für Oktober 2001 geplant ist soll eine „20 Jahre Platte“ geben. Mit welchen Überraschungen ist diesmal zu rechnen und welche Erwartungen knüpft Ihr an die CD?

Die 20 Jahre „SpringtOifel- Doppel LP/CD (Titel „Lieder aus 2000 und einer Nacht„) ist wirklich ein größeres Ding, so gesehen die dickste Produktion die wir bisher gemacht haben. Anfang 2000 haben wir bei Konzerten und im Internet eine Umfrage über unsere 10 beliebtesten Lieder durchgeführt. Weiterhin haben wir die Leute gebeten ihre Wünsche zu äußern, was auch rege wahrgenommen wurde. Gut 600 Leute haben bei der Umfrage mitgemacht. Auf der ersten Scheibe sind 10 Live Lieder in 24 Spur Aufnahme, von unserem Konzert im Mainzer HdJ vom Mai 2000, sowie ein Hörspiel das wir in einer Polizeistation und um das Konzert gebettet haben.

Auf der CD Ausgabe sind zudem noch ein, mit 4 Kameras aufgenommenes Livevideo vom „Bierdosentwist“ drauf, das wir an diesem Abend aufgenommen haben und von Wastl und Paule zusammengeschnitten wurde. Weiterhin gibt es noch einen kurzen Videoausschnitt von einem Konzert in Leipzig von 1999 zu sehen.

Für den zweiten Teil der Doppel- LP sind wir gerade noch im Proberaum am Üben. Da sind dann neben den neu eingespielten Versionen von „Horde Wilder„, „Skinheadgirl“ und „A&P“ aus den „Top 10“ der Umfrage, noch 7 neue Lieder (zum Teil Coverversionen) drauf, wobei ich mir für ein Lied extra eine Ukulele gekauft habe und nun gerade dabei bin dieses Intrument zu lernen, was ürgigens garnicht so einfach ist mit meinen großen Händen.

Außerdem werden wir auch hier auf der CD-Version ebenfalls das ein oder andere Video anbieten. Mehr wird nicht verraten!!!

20 Jahre SpringtOifel – Was heisst das für Dich und den Rest der Band?

Nicht viel, nur soviel das wir 1981 angefangen haben und eigentlich erschrocken sind wie schnell die Zeit rumgegangen ist.

Wie entsteht eine Scheibe bei euch? Wer schreibt Texte, wer die Songs?

Das ist unterschiedlich. Die ersten Lieder für eine neu Platte sind eigentlich die Lieder die auf die vorherige Platte nicht mehr draufgepasst haben. Dann gibt das eine das andere. Mal gibt es zuerst einen Text um den eine Melodie gebastelt wird und mal ist es umgekehrt. Meistens kommt man mit einer Idee in den Proberaum und spielt es vor. Dann wird das Lied durch die Idee durch die Mangel gedreht und am Ende kommt was ganz anderes raus, was aber immer besser ist als die Grundidee.

Die Texte sind meist von Ole, Paule und mir, die Musik im Grundgerüst eingentlich immer von allen zusammen.

Gibt es unterschiedliche Musikgeschmäcker und wie kann man es jedem recht machen?

Klar haben wir verschiedene Geschmäcker. Aber wir spielen ja auch alles, von daher gibt es kein Problem, außer das wir uns ab und an mal im Proberaum fast die Schädel einschlagen :o)

Wodurch ist Eure Musik geprägt und wie hat sie sich innerhalb 20 Jahren verändert?

Unsere Musik ist hauptsächlich durch unseren eigenen Geschmack und unsere Einstellung zum Leben geprägt. Ich denke das hört man auch und hat sich im Laufe der Jahre nur dahin verändert das wir einfach unsere Instrumente besser beherrschen und auch im Studio wissen auf was wir zu achten haben. Wir hatten bis auf eine Ausnahme (Metal Enterprise, LP „Schwere Jungs„) immer das Glück gehabt total frei über die ganze Produktion der Platte die Hand zu haben.

Das bedeutet, uns redet keiner rein, alles vom ersten bis zum letzten Ton, von der Gestaltung der Cover und allem anderen was dazu gehört liegt in unsere Hand und so sollte es eigentlich auch sein.

Was sagt die Presse über Euch und wie steht ihr zu ihr?

Da gibt es Unterschiede. Bei den Mainzer Zeitungen haben wir keine Chance mehr, besonders nach einem Bericht in der „Mainzer Allgemeinen Zeitung“ im Herbst 2000, wo wir mit Nazi-Bands in einem Atemzug genannt wurden. Wir habe die damals verklagt, die Sache wurde aber aufgrund von Formfehlern unseres Rechtsanwalts in 3 Instanzen abgelehnt. Die Sache hat uns 6000 DM gekostet die auch erstmal verkraftet werden müssen.

Ansonsten geht uns die Press eigentlich am Arsch vorbei, weil die ganze Punk, Oi! und teilweise die Ska-Szene eh unter Subkultur läuft und in den Zeitungen nicht stattfindet. Wir regen uns nur wenn gelogene Sachen über uns in der Presse stehen.

Auf Eurer Seite www.springtoifel.de bietet Ihr MP3“s als Hörproben Eurer Alben an – wie stehst du allgemein zu MP3“s im Internet und welche Bedeutung hat für dich das Medium Internet an sich?

Wir bieten auf unserer Seite jeweils nur kleine Appetithappen an, also Liedausschnitte von gut 1 Minute. Ich mag das Internet und seine Möglichkeiten. Allerdings würde ich mir keine ganze Platte von ner Band runterladen um dann nen Brandie zu haben. Ich brauch schon die LP oder CD in meinem Schrank, mit richtigem Cover usw. Zu Infozwecken lad ich mir mal ein MP3 runter, die Vormusik für die Konzerte hab ich auch aus dem Internet, aber das wars auch schon. Für uns als Band hat natürlich unsere Seite eine, vor 3 Jahren noch ungeahnte doch mittlerweile große Bedeutung.

Mit gut 500 Besuchern pro Tag, seit der Erneuerung der Seite im Sommer 2000 haben wir ein gutes Tor zu den Freunden unserer Musik. Die Werbung für unsere Konzerte läuft gut und jeder der will kann sich über unsere Seite über uns informieren und auch Kontakt aufnehmen. Das ist eine echte Bereicherung, wenn es auch mit viel Arbeit verbunden ist, da wir die Seite fast wöchentlich erneuern.

Auf Eurer CD „Sex & Droogs & Rock “n“ Roll“ ist der Song „Lasst Euch nicht benutzen“ enthalten, der sich eindeutig gegen politisch Extreme richtet – Wie denkst Du über die deutsche Oi!-Szene und allgemein über Politik – Wer kommt zu Euren Konzerten?

Zu unseren Konzerten kommt jeder der kommen will. „SpringtOifel“-Konzerte, wie alle anderen richtigen Oi!-Konzerte, zeichnen sich dadurch aus, daß Skins und Punks in der Hauptsache zugegen sind und es keinen Stress gibt. So ist es bei unseren Konzerten immer. Mit „Lasst euch nicht benutzen“ haben wir einfach mal einen Text gemacht, der den Leuten die sich in extrem politischen Lagern befinden klarmachen soll, daß sie nur von den Oberen dieser Bestrebungen benutzt werden. Wir sind uns mittlerweile aber auch klar darüber das wir diese Leute schlecht oder auch gar nicht erreichen.

Die Oi!-Szene die wir meinen ist gut. Wir sehen unsere Bestätigung bei unseren Konzerten wo man eigentlich nur gute Leute trifft. Wir hoffen das wir dazu etwas beigetragen haben.

Da wir gerade bei den Konzerten sind, wann seid Ihr wieder Live zu sehen, wie dürfen wir uns das Jubiläums-Konzert in Mainz vorstellen und welche Vorbands habt ihr in Zukunft ins Auge gefasst?

Das Jubiläumskonzert in Mainz läuft im Oktober 2001. Wie das genau läuft wissen wir selbst noch nicht. Vielleicht gibt es für jeden einen Begrüßungsschnaps oder einen lustigen Partyhut? Wir haben uns echt noch keine Gedanken gemacht. Auf jeden Fall sollte jeder ein Geschenk mitbringen und das heißt: Gute Laune!!!

Die Vorbands sind auch noch nicht klar, es dürfte sich aber irgendwo zwischen „Loikaemie„, „Stomper 98„, „Broilers„, „4Promille“ und „Loaded“ abspielen. Vielleicht können wir noch „Madness“ zu einem Auftritt bewegen.

Vielen Dank für das Interview.

Interview mit Marcus Berg im Jahr 2001 – ursprünglich Oi!vision Musik-Magazin erschienen

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