Samstag, April 20, 2024

SCORBUT im Interview zum Album „Unter die Haut“

Hier lest ihr das erste offizielles Interview mit der Band SCORBUT. Ursprünglich wurde es in via Oivision.de veröffentlicht, dem Vorgänger von Pressure Magazine.

Die Band Scorbut hat ein gestörtes Verhältnis zu gebratenen Hühnern. In dem folgenden Interview lest ihr, wieso es so ist.

Redaktion: Hallo Scorbut, stellt euch doch bitte kurz vor mit Namen und Alter und welches Instrument ihr spielt.

Hallo, mein Name ist Gordon, ich bin 29 Jahre jung und spiele bei SCORBUT den Eierschneider. Nee, nee, die Leadgitarre.

Ich bin der Ronny, bin schon 32 Jahre auf dieser gottverdammten Welt. Ich bin für das Schlagzeug und die Songtexte verantwortlich.

Ich bin Manuel, bin 29 Jahre alt und bin für das Zupfen auf meiner vierseitigen Teufelsgeige verantwortlich.

Ich bin Tutte, bin 28 Jahre alt und bin das Sprachrohr von SCORBUT.

Hi, ich bin der Willy, im Ausweis steht 39 Jahre alt. Mmh, gefühltes Alter ist volljährig. Meine Aufgabe ist, die fetten Rhythmen mit meiner Klampfe wiederzugeben.

Redaktion: Es kam 2003 und 2005 zu einer Umsetzung in der Band. Willy und Tutte kamen, Benny und Bommel gingen. Wie kam es dazu?

Bis 2003 war die Band nur ein Hobby von uns, danach nahm die Sache mehr und mehr Zeit in Anspruch. Für Benny und Bommel war es leider nicht mehr machbar, alle Sachen unter einen Hut zu bekommen. Unseren Willy kannten wir schon lange vor der Bandgründung. Ihn konnten wir dann schließlich für eine Ablöse in Form von einem Kasten Bier und zwei Flaschen Goldkrone von seiner alten Band SOULSCAN freikaufen. Den Tutte haben wir ganz regulär über „RTL“ gecastet. (Danke Dieter)

Redaktion: Es gibt euch seit 2001, ihr habt also in acht Jahren zwei Alben rausgebracht. Warum liegt so eine lange Zeit zwischen den Alben?

Wie schon gesagt, war das ganze Projekt bis Ende 2003 eher ein Hobby. 2004 haben wir dann unser erstes Album „Delirium“ rausgebracht. Leider verließ uns danach unser Sänger Veit, was uns wieder ein großes Stück zurück geworfen hat. Es dauerte danach einige Zeit bis wir wieder zur Tagesordnung übergehen konnten, da Tutte vorher noch nie in einer Band gesungen hat.

Redaktion: Stimmt es, dass ihr euch aus den Trümmern eines alten Hühnerstalls euren ersten Proberaum gebaut habt? Wenn ja, warum?

Ja, das stimmt!
Da wir zur Bandgründung alle in einem kleinen Dorf in der Nähe von Berlin wohnten und auf dem Grundstück von Ronnys Eltern eine alte Scheune mit Hühnerstall stand, wo das liebe Federvieh bereits mit mehreren Mieten im Rückstand war, bot es sich an, diesen zur Schaltzentrale unseres kulturellen Schaffens umzubauen. (Während dieser Phase haben wir dann unser gestörtes Verhältnis zu gebratenen Hühnern vertieft.)

Redaktion: Ihr habt alle so ziemlich den gleichen Musikgeschmack, jeder von euch mag die Böhsen Onkelz. Inwiefern haben sie euch geprägt? Oder gibt es andere Bands, die euch auch oder sogar noch mehr beeinflusst haben?

Ronny: Bei mir haben die ONKELZ sicherlich einen großen Teil zu meiner musikalischen Entwicklung beigetragen. Was aber nicht heißen soll, dass ich mich auf dieser Schiene festgefahren habe. MANOWAR, SEPULTURA sowie die alten MOTÖRHEAD-Platten haben meine Eltern ebenfalls in den Wahnsinn getrieben.

Gordon: ONKELZ standen bei mir schon in frühester Jugend ganz oben. Ich war damals schon von der „Böhse Menschen, böhse Lieder“ fasziniert und von dem, was Gonzo da so gezaubert hat. Aber nicht nur die ONKELZ begleiteten mich, auch SEPULTURA, MOTÖRHEAD, CANNIBAL CORPSE und AC/DC waren meine Wegbegleiter. Bereits im zarten Alter von zwölf Jahren war ich oft zu Gast bei „Grandfather“ Willy und seiner ersten Combo STUBBORN im Proberaum und hegte Begeisterung für deren Auffassung von Musik.

Manuel: Mein Musikgeschmack ist in den vergangenen Jahren stets gewachsen. Angefangen von Bands wie AC/DC, SEPULTURA, CANNIBAL CORPSE, METALLICA, MOTÖRHEAD sowie deutschsprachigen Bands aller Art. Besonders die ONKELZ, die halt auch eine Menge Höhen und Tiefen in ihrer Karriere erlebt haben.

Tutte: Also die ONKELZ sind schon geil, sie haben mich stets zu neuen Schandtaten inspiriert und man kann sie sich heut noch immer auf jeder Party anhören. Weiterhin haben mich Bands wie AGNOSTIC FRONT, TOXPACK, BIERPATRIOTEN, DISCIPLINE, MAUL HALTEN und VOLXSTURM stets begleitet.

Willy: Ich habe sehr unonklizistische Wurzeln. Mit 16 noch ein Breakdancer, ging es schnell zu den melodischen Rhythmen des Metal – Genre METALLICA, BIOHAZARD. Zu den ONKELZ kam ich durch das Kennenlernen der Urbesetzung von SCORBUT.

Redaktion: Wie würdet ihr eure Musik bezeichnen. Eine Streetpunk-Mischung aus den Onkelz und Motörhead?

Wir machen Rock für die Straße, der von Einflüssen des Punk und Metal geprägt ist. Mal sehen, wohin es auf unserer neuen CD geht, an der wir arbeiten.

Redaktion: Die Stimme von dir, Tutte, erinnert stellenweise sehr an Kevin von den Onkelz. Gewollt oder einfach nur ein nettes Geschenk Gottes?

Tutte: Ich sage mal, meine Stimme hört sich schon ähnlich wie die von Kevin an und Stücke wie Freddy Krüger von den ONKELZ beeinflussen mich heute noch.

Scorbut – Unter die Haut Label: Randale Records Veröffentlichung: 27.03.2009
Scorbut – Unter die Haut Label: Randale Records
Veröffentlichung: 27.03.2009

Redaktion: Kommen wir zu eurem aktuellen Album „Unter die Haut“. Wer kam auf den Titel und wer auf das geniale Artwork, wo Tattoos, Blut, Tattoobelehrung, Tätowiermaschine und ein Tätowierungsbogen zu sehen sind?

Den Grundentwurf des Covers lieferte unser guter Bekannter Mark D. vom Nightliner Tattoo Berlin. Der Tätowierbogen und die Belehrung sind übrigens Originaldokumente aus dem DDR-Knast. Für die restliche grafische Bearbeitung zeigte sich unser Willy verantwortlich, der hauptberuflich als freischaffender Künstler und Designer tätig ist.

Redaktion: Eure Texte handeln von Tattoos, Party und vom Feiern. Aber auch ernsthafte Themen beinhaltet das Album. Habt ihr die Sachen persönlich erlebt, die ihr besingt?

Ja klar, die meisten Songs sind aus Themen entstanden, die jeder aus der Band schon mal in irgendeiner Form erlebt hat. Eigentlich fast alltägliche Situationen, mit denen fast alle etwas anfangen können.

Redaktion: Der Titelsong „Unter die Haut“ erzählt von viel Farbe in der Haut. Wie steht ihr zu Tattoos? Wie auf den Bildern zu erkennen ist, seid ihr ja alle ziemlich tapeziert.

Tattoos faszinieren uns schon seit langer Zeit. In unserer wilden Jugend (Gott hab sie seelig) haben wir doch das eine oder andere, mehr oder weniger geglückte „Tattoo“ auf und in unseren Leib gehackt. Daraus wurde im Laufe der Zeit mehr und mehr ein körperfüllender Drang zur gestochenen Tinte.

Manuel: Da bin ich die Ausnahme. Auf meinen Körper hat sich noch keine Nadel verirrt. Selbst Sonnenstreifen von meinem knappen Bikini haben da wenig Haltbarkeit. Dank meines mehr als ausgeprägten Haarwuchses wären Tattoos, wegen mangelnder Sichtbarkeit, reinste Geldverschwendung. Es wäre sinnvoller die Bilder hinein zu rasieren.

Redaktion: Im Song „Heut Nacht“ hat Schulle von der Streetpunk-Band TOXPACK euch seine Stimme geliehen. Wie kam es zur Zusammenarbeit?

Zur Zusammenarbeit mit Schulle ist es durch Peter Oz gekommen, der die Anfangsarbeit zum Album „Unter die Haut“ gemacht hat. Nach einigen Treffen mit der goldenen Kehle aus Berlin und so manch durchzechter Nacht gab es kein Zurück mehr für ihn.

Redaktion: Auf dem Album sind 2 Bonustracks, die von eurer ersten Scheibe stammen. Wieso habt ihr sie noch einmal auf dieses Album gepresst?

Tutte: Die beiden Kracher waren schon die Hits auf unserer „Delirium“ CD und mussten unbedingt mit neuem Wind aus meiner Kehle donnern.

Redaktion: Als abschließende Frage, was sind eure Pläne für die Zukunft?

Wir sind gerade tief im Songwriting für unser drittes Album, das wir der Menschheit so schnell wie möglich auf die Gehörgänge schmettern möchten, ohne dass wieder Wirtschaftskrisen und Schweinegrippewellen über uns einbrechen, weil es so lange auf sich warten lässt. Des Weiteren arbeiten wir hart daran, Lemmy eines Tages unter den Tisch zu saufen.

Interview ursprünglich erschienen im Oi!vision-Magazin im Jahr 2009

Jetzt lesen: Album Review „Unter die Haut“

SCORBUT sind im Jahr 2009:

Willy – Gitarre und Backgroundgesang
Tutte – Gesang
Manuel – Bass
Ronny – Schlagzeug und Backgroundgesang
Gordon – Gitarre und Backgroundgesang

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