Am 1. April 2011 veröffentlicht die Deutschrockband Kärbholz ihr viertes Album, welches den Titel „100%“ tragen wird. Passend dazu hat Pressure Magazine Stefan und Adrian einige Fragen gestellt.

Hallo ihr Beiden! Wie ihr bereits verkündet habt, verbindet ihr das diesjährige Crossed Axes Festival mit der Release Party eures neuen Albums „100%“. Welche Erwartungen habt ihr?

Stefan: Wir erwarten oder erhoffen uns vom Crossed Axes Festvall allem voran, dass es an das erfolgreiche CAF vom vergangene Jahr anknüpfen kann. Gerade weil wir in diesem Jahr wieder einen Schritt mehr gewagt haben und die Location von der im Heimatort liegenden Bröltalhalle in die wesentlich größeren und technich ausgereiftere, aber eben auch teureren Jabachhalle in Lohmann verlegt haben.

Auch beim Lineup des CAF 2011 haben wir viel Wert auf Abwechslung gelegt, um so zum einen dem Festival eine besondere Note zu verleihen und zum anderen bei einem breiter gefächertem Publikum das Interesse an uns uns unserer Musik wecken zu können. Wir versuchen es jedenfalls!

Da die Planung und Durchführung eines solchen Festivals einiges an Zeit und Planungsaufwand mit sich bringt stand für uns schon mehr oder weniger von vorn herein fest, dass dieses, „Unser“ Festival, auch unsere Release-Party werden soll. Wir denken mal, dass wir so unserem neuen Album einen würdigen Rahmen zur Veröffentlichung geben können.

Euer neues Album „100%“ erscheint am 01.04.2011. Seid ihr mit dem Ergebnis zufrieden?

Adrian: Eindeutig JA! Wir waren diesmal im Stage One Studio bei Andy Classen. Der wird den meisten ja ein Begriff sein (Anm. d. Red.: Produzent von Tankart, Disbelief, Suidakra, Ryker’s u.a.). Ein Studio, aus dem wirklich fette Produktionen kommen! Nur gehört dazu ja auch immer eine Band, die in der Lage ist, eine solche Produktion umzusetzen. Und man ist sich ja immer der größte Feind…sind unsere Songs gut? Können wir das technisch umsetzen? usw. Aber im Studio stellte sich sofort eine wirklich harmonische, freundschaftliche und eben vor allem kreative Atmosphäre ein! Andy war wirklich begeistert von unserem Material und wir hatten zum Glück mehr als genug Raum für neue Ideen in unseren Songs. So sind sehr viele geile Sachen erst im Studio, im musikalischen Austausch untereinander entstanden. Wir haben sehr viel Zeit in die Rhythmus-Abteilung investiert, was sich wirklich ausgezahlt hat. Neue Herangehensweisen an Melodien und Songstruktur entwickelt….

Auch Andy hat einen großen Teil dazu beigetragen, hat uns hin und wieder in den Arsch getreten, mal über unseren Tellerrand zu blicken und angewöhnte Strukturen zu verlassen, ohne dabei aber uns, oder das, was Kärbholz ausmacht zu verlieren… Herausgekommen ist das, aus unserer Sicht, beste Album, dass wir je gemacht haben!

Worin bestehen die Unterschiede zu eurer letzten Platte?

Adrian: Wenn man sich die Platte anhört, fällt als erstes natürlich der Sound auf. So wollten wir immer klingen, fett produziert aber eben nicht glatt. Es muss immer noch ein bisschen Dreck in der Musik stecken, ein bisschen Rock’n’Roll, was vielen guten Produktionen in letzter Zeit leider abhanden gegangen ist!

Unser letztes Album „Mit Leib und Seele“ finden wir nach wie vor gar nicht schlecht. Es hat einige wirklich starke Momente! Aber eben auch ein paar Songs, die, im Nachhinein betrachtet, noch ein bisschen „Pflege“ bedürft hätten! Die neue Scheibe ist in ihrer Gesamtheit einfach stimmig. Jedes Lied stellt eine etwas andere Seite von Kärbholz dar, hat seinen verdienten Platz auf dem Album. Wir haben auch, oder gerade dieses mal viel Wert darauf gelegt, unsere verschiedenen Einflüsse, unsere unterschiedlichen Geschmäcker und Ideen in unseren eigenen Sound einfließen zu lassen. Das konnte man auf der letzten Scheibe nur ansatzweise hören. Auf dem neuen Album sind diese Elemente aber eher sogar grundlegend für unseren Sound.

Stilistisch ist das neue Album also 100% Kärbholz – 100% so, wie wir klingen wollen! Vielleicht die Weiterentwicklung, die die meisten erwarten…oder eben auch nicht, das wird sich zeigen!

„Wir wollten dieses Thema eigentlich in unseren Liedern so nie behandeln. Aber wenn man sich selbst als eindeutig antifaschistisch sieht, von unterschiedlichen Seiten aber vorgeworfen bekommt sich am rechten Rand zu bewegen, dann muss man das an einem bestimmten Punkt mal klarstellen.“

 

Worum dreht es sich textlich in den neuen Songs? Welche Themen werden behandelt?

Adrian: Die Texte sind dieses mal sehr persönlich ausgefallen. Das soll nicht heißen, dass wir jedem unser Tagebuch unter die Nase halten, vielmehr geht es um Dinge, die wir persönlich wirklich mal loswerden wollten.

Da wären die Songs „Timmi, halt´s Maul“ und „Dumm geboren“.

„Timmi…“ ist ein eindeutiges Statement gegen rechts! Der Song ist schnell und mit ein paar wirklich coolen Trompeten (Danke an unseren Gastmusiker Will, den alten Australier!)

Wir wollten dieses Thema eigentlich in unseren Liedern so nie behandeln. Aber wenn man sich selbst als eindeutig antifaschistisch sieht, von unterschiedlichen Seiten aber vorgeworfen bekommt sich am rechten Rand zu bewegen, dann muss man das an einem bestimmten Punkt mal klarstellen. Denn solche Vorwürfe betreffen ja nicht nur die Band Kärbholz an sich, sondern eben auch uns Vier als Privatpersonen…und keiner von uns lässt sich von irgendwelchen Vollidioten vorwerfen, ein Fascho zu sein – Punkt!

„Dumm geboren“ … Er richtet sich nicht gegen politische Extreme, vielmehr gegen Engstirnigkeit oder Scheuklappen-Denken allgemein. Eine festgefahrene Meinung kann ich nicht ändern, wenn ich nicht bereit bin, mich auf Neues einzulassen. Man hört nie auf, sich weiter zu entwickeln, zu lernen und andere Sichtweisen zu erschließen…wenn man das zulässt! Stillstand ist der Tod…hat da doch mal jemand gesungen…und so ist es auch. Musikalisch sehr melodisch, rhythmisch aber überhaupt nicht ruhig…mit einer sehr schönen Gitarrenmelodie im Refrain. Und Torben musste ein wenig kämpfen:)

„Diese Stadt“ könnte man als Nachfolger zu „Hier!“ vom letzten Album bezeichnen. Eine Ode an die Stadt, in der man aufgewachsen ist. Die einen geprägt hat und in der man Scheiße und Glück durchlebt hat. Das ganze aber mit einem Augenzwinkern und nicht in wehmütger Erinnerung! Das ganze dann in bester Hard Rock & Social Distortion Manier, viel Melodie, Slide-Gitarren (Die ebenso auch in anderen Liedern auch auftauchen) und einem starken Refrain.

„Bilder“ beschäftigt sich mit Erinnerungen, guten Erinnerungen, die man festhalten will! Über jene Erlebnisse, die im Nachhinein nicht besser hätten sein können. Das Stück ist musikalisch etwas komplett Neues für uns. Sehr Metallisch, mit vielen Rhythmus-Wechseln. Einer Songstruktur, die sehr untypisch für uns ist und Elementen die an Volbeat oder alte Metallica-Sachen erinnern.

So, das war ein kleiner Einblick, den Rest werdet Ihr hören. Es ist ja Musik, die will gehört und nicht besprochen werden!

Im Sommer letzten Jahres hattet ihr auf einigen Konzerten den Trompeter Will als Gastmusiker aus Australien in der Band. Eure Musik wird von Album zu Album komplexer, denkt ihr über eine dauerhafte Besetzung eines Trompeters nach?

Adrian: Wir haben in der Tat schon darüber nachgedacht. Es würden sich sicherlich auch einige ältere Lieder anbieten sie neu, mit Trompete usw. zu arrangieren. Aber wirkliche Pläne gibt es da nicht. Wenn Will, der Trompeter wieder im Lande ist, werden wir die Chance sicherlich nutzen, was dann passiert wird sich zeigen. Aber wir sind ja immer offen für sowas!

 

Wird es eine Tour zum Album geben?

Adrian: Eine Tour ist derzeit nicht geplant. Wir haben schlicht und ergreifend schon zu viele Konzerte für dieses Jahr…das wäre dann in dem Zeitraum des Albumrelease Blödsinn gewesen…

Es wird aber ja die große Releaseparty, das Crossed Axes Festival geben. Das ganze findet am 16. April in Lohmar statt, zwischen Köln und Bonn. Mit dabei sein werden noch Torfrock, Krawallbrüder, Betontod, Die Bonkers, Krankenkasse und die 4 Backwoods. Darauf freuen wir uns schon sehr!!! Achtung Werbung: Tickets und Infos gibts auf www.crossed-axes.de!

Geplant ist aber im September eine Unplugged-Tour mit 5 Terminen! Da spielen wir natürlich dann auch die neuen Sachen, und zwar so, wie Ihr sie sonst nie hören werdet!

Es gab zu jedem Album von euch auch eine Vinyl-Version. Gibt es dieses mal auch wieder eine limitierte LP-Variante?

Adrian: Oh, falscher Fuß! Also…wir denken schon…wir sind da halt etwas, nennen wir es mal „gemütlich“ in der Planung.

Was sind eure weiteren Pläne für dieses Jahr?

Adrian: Erstmal erfolgreich das Crossed Axes Festival veranstalten, ist eine verdammte Arbeit, mag man gar nicht glauben. Dann werden wir ganz viel live spielen und freuen uns schon wie Tier auf die neuen Stücke! Die Unplugged Tour wird klasse, wir haben ein Unplugged-Konzert in Oberhausen gegeben und das war der Wahnsinn! Und einfach mal schauen was passiert, wir hätten große Lust ein paar Konzerte zu spielen, mit Bands aus ganz anderen Richtungen, vielleicht bekommen wir ja die Chance auf dem ein oder anderen Festival…will see…

Vielen Dank. Die letzten Worte gehören euch.

Adrian: Kauft euch die Scheibe, sie ist geil geworden! Kommt uns auf der Releaseparty am 16. April oder auf jedem anderen Konzert besuchen, trinkt einen mit uns, habt Spaß!

Danke an Pressure Magazine für das Interview! Und: Schön ist das Leben und granatenstark, Hoschi!

Interview von Florian Puschke im März 2011


Mehr zu Kärbholz:

Offizielle Hompage: www.kaerbholz.de

Kommentiere den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte Namen eingeben