Adrian Kühn, Stefan Wirths, Henning Münch und Torben Höffgen bilden die deutsche Rock-Gruppe KÄRBHOLZ aus Ruppichteroth. Mit »Spiel des Lebens – Alles Neu« erscheint am 20. Oktober 2017 eine Neuaufnahme ihres bereits vor 10 Jahren veröffentlichten Debütalbums. Mit Pressure Magazine sprach die Band über die Entstehung des Remake-Albums und welche Ziele sich die vier Musiker bei der Generalüberholung der alten Schätzchen gesetzt haben.
Servus Ihr Hölzer! Draußen ist „es ist dunkel, regnerisch und kalt“ um direkt einmal mit einem Songtext von Euch einzuleiten – Wie geht’s Euch und wie entgegnet ihr der Herbst- und Winterdepression?
Hallo ihr Druckvollen!! Uns geht es gut. Bei uns ist gerade der goldene Herbst eingetrudelt…mit Sonne und warm…wir versuchen jeden Sonnenstrahl einzufangen, den wir kriegen können. Dann musst du im Winter nicht so viel Vitamin D nehmen um keine Winterdepression zu bekommen. Ansonsten haben wir uns vorgenommen, kreativ zu sein und nach der jetzt anstehenden Tour wieder etwas mehr Zeit zusammen im Proberaum zu verbringen. Das hilft auch gegen den Blues.
In Kürze kommt mit „Spiel des Lebens“ eine Wiederveröffentlichung Eures Debütalbums aus dem Jahr 2007. Wie fühlt sich das an und was war Eure Motivation dieses Projekt zu stemmen?
Ein neues Album rauszubringen ist immer spannend. In diesem Fall ist es etwas sehr Besonderes, da die Leute die Original-Versionen der Songs bereits kennen und sicherlich eine etwas andere Erwartungshaltung haben als gegenüber komplett neuen Songs…die Scheibe muss sich an sich selbst vor 10 Jahren messen und an dem, was man mit den Songs verbindet. Wir haben uns im Zuge der Songauswahl für das aktuelle Live-Set noch mal inniger mit den alten Sachen beschäftigt. Wir haben die Sachen, wie wir dann merkten, selbst schon lange nicht mehr gehört und wir hatten alle dabei dieses selbe Gefühl: Hey, die Songs sind super!
Wir stehen zu den Songs aber die spielerische Leistung (wir wussten vor 10 Jahren wirklich nicht was wir da tun) und die daraus resultierende Aufnahmequalität hat uns einige male zum Schmunzeln gebracht und es gab so viele Momente an denen uns klar wurde, was wir heute anders machen würden und es haben sich sofort sehr viele Ideen entwickelt. Die haben wir dann für einige Songs, die wir auch live spielen wollen, umgesetzt. Das hat wirklich Spaß gemacht und daraus ist dann die Idee gewachsen, das ganze Album mal aus unserem heutigen Stand heraus neu zu interpretieren und neu aufzunehmen.
Das war zum einen ein spannendes Projekt für uns selbst und eine neue Erfahrung, die wir machen wollten. Zum anderen war aber auch klar, dass sich daraus, vor allem für Fans der ersten Stunde, ein sehr spannendes Teil entwickeln würde. Das ist es nun am Ende – meiner Meinung nach – auch wirklich geworden. Wir haben auch selbst die Songs wieder auf eine andere Weise schätzen und lieben gelernt.
Lesetipp:Plattenkritik zum Kärbholz Album „Spiel des Lebens – Alles Neu“
Wie lange habt ihr am Album gearbeitet und was war die größte Herausforderung bei der Überführung Eurer Songs in die Neuzeit?
Durch die Überdosis Leben und die Touren hatten wir einen relativ dichten Terminkalender dieses Jahr. Wir haben uns ca. ein halbes Jahr immer, wenn wir Zeit hatten mit dem Album beschäftigt, geprobt, probiert und schlussendlich dann aufgenommen. Ich denke, das wichtigste und zugleich oftmals schwierigste war, die Seele der Songs zu extrahieren und bei allen Änderungen die wir machten, diese nicht zu verlieren. Ganz im Gegenteil. Du musst da auch eben mal sagen, du lässt Sachen genau wie sie sind. Manchmal ist eben weniger auch mehr und manchmal kannst Du zwar ganz viel anders machen, das macht es aber nicht besser. Wir haben in den letzten Jahren viel an uns als Musiker gearbeitet, uns neues Handwerkszeug raufgeschafft und im Grunde auch erst mit der Zeit gelernt, als Band musikalisch eine Einheit zu bilden. Das ermöglichte uns gewisse Aspekte anders anzugehen und wir haben versucht jetzt gewisse Songs oder Passagen so auszudrücken, wofür uns damals schlicht die musikalischen Worte fehlten.
Wir haben in den letzten Jahren viel an uns als Musiker gearbeitet, uns neues Handwerkszeug draufgeschafft und im Grunde auch erst mit der Zeit gelernt, als Band musikalisch eine Einheit zu bilden. Das ermöglichte uns gewisse Aspekte anders anzugehen und wir haben versucht jetzt gewisse Songs oder Passagen so auszudrücken, wofür uns damals schlicht die musikalischen Worte fehlten.
Welche Erinnerung habt Ihr an die Studiozeit vor zehn Jahren? Mit welchen Mitteln habt ihr das Debüt damals produziert?
Wir haben die Scheibe damals bei einem Freund, der ein kleines Studio im Keller hatte, aufgenommen. Wir hatten gar keine Erfahrung und auch er, Carsten, hatte gerade erst damals angefangen, Songs aufzunehmen. Das war also für alle Beteiligten ein Sprung ins zumindest kühle Wasser. Wir konnten nicht auf Klick spielen und mussten daher die Songs in einem durchspielen…bis sie passten…was nicht die einfachste Aufgabe ist, wenn du 4 Jungs in einen Raum schließt, die zwar hoch motiviert und engagiert, aber sicherlich nicht die hellsten Sterne am Musikerhimmel sind. Wir hatten billige Gitarren und schreckliche Bodentreter und haben die Scheibe dann über einige Wochen nach oder vor der Arbeit aufgenommen.
Das hatte wenig damit zu tun, wie wir heute so etwas angehen aber war schon wirklich eine geile Erfahrung für uns und Mensch, was waren wir stolz als wir unser erstes Album in den Händen hatten. Ich glaube aber auch, dass die erste Platte genau so entstehen musste. Das kam alles sehr unbedarft und aus dem Bauch heraus und konnte aus technischer Sicht eigentlich nichts Vergleichbarem standhalten…dennoch oder gerade deshalb hat es vielen Leuten gefallen und dadurch uns ermöglicht, live zu spielen. Wir würden es genauso wieder tun.
Nachdem ich die Songs gehört habe, könnte ich mir gut vorstellen, dass nicht jeder Fan auf Anhieb mit der Veränderung bekannter Melodien, Tempi und Abwandlung des Chorus einverstanden sein wird. Wie waren die Reaktionen aus Eurem persönlichen Umfeld?
Und das ist auch völlig in Ordnung so. Wie eingangs bereits gesagt, die Songs müssen sich mit sich selber messen. Schauen wir da auf den Sound oder die Arrangements, so haben die Songs mit Sicherheit allesamt stark gewonnen. Wenn ich allerdings einen Song habe, der mir etwas bedeutet, der mich in einer bestimmten Zeit vielleicht begleitet hat und mit dem ich ein gewisses Gefühl verbinde…dann kann es durchaus sein, dass das nur das Original schaffen kann. Das wird dann diese neue Version vielleicht nicht schaffen und das ist OK!
Das ist ja das Schöne an Musik. Sie ist nicht vergänglich und ich kann mir jederzeit diese alte Version anhören. Aber ich denke es werden die meisten große Freude haben, die alten Schinken mal in diesem neuen Gewand zu hören. Und was die Veränderungen angeht. Das war ja ein wichtiger Aspekt, wie wir die Sache angegangen sind. Es war uns wichtig nicht einfach die Songs 1 zu 1 zu übernehmen und nur technisch aufzublasen und den Sound zu verbessern. Wir wollten das dann schon bis zu Ende denken und keine bloße Kopie des Originals, vielmehr eine neue Version oder auch zum Teil eine Fortsetzung schaffen. Als solches muss man das Album betrachten. In unserem Umfeld kommt das Ding übrigens ganz großartig an. Haben sie uns jedenfalls sehr glaubhaft so vermittelt 😉
Wie und mit wem werden ihr die Albumveröffentlichung am 20. Oktober feiern?
Mit jedem, der es mit uns feiern möchte. Wir werden am Freitag, den 20.10. im Saal Thölen, hier bei uns in Ruppichteroth ein großes Fass Bier ausgeben, ein paar Songs akustisch spielen und das Teil ordentlich feiern. Kommt einfach vorbei!!
Herzlichen Dank für das ausführliche Interview. Was möchtet Ihr Euren Fans mitteilen?
Wir danken dir für die spannenden Fragen.
Liebe Leute, wir hoffen ihr habt viel Spaß mit der alten Dame SPIEL DES LEBENS in ihrem neuen Gewand. Kommt uns auf Tour besuchen!
25.10.17 Losheim – Eisenbahnhalle
26.10.17 Oberhausen – Turbinenhalle
27.10.17 Hannover – Capitol
28.10.17 Kiel – Max Nachttheater
30.10.17 Rostock – M.A.U. Club
31.10.17 Magdeburg – Factory
01.11.17 Jena – F-Haus
02.11.17 Dresden – Alter Schlachthof
03.11.17 Memmingen – Kaminwerk
04.11.17 Ingolstadt – Eventhalle Westpark
Interview von Marcus Liprecht im Oktober 2017