Interview mit der Palzrocklegende Fine R.I.P.
Interview mit der Palzrocklegende Fine R.I.P.

Uffbasse, die Ferzbeidel kumme!

Ein „Ferzbeidel“, das war mir bis jetzt auch nicht bekannt, ist die pfälzische Bezeichnung für jemanden, der eine Menge Blödsinn im Kopf hat. So gesehen passt der Begriff auf die Jungs von „Fine R.I.P.“ wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, da die fünf Ur-Pfälzer scheinen jede Menge „Ferz im Kopp“ (Unsinnige Gedanken/Blödsinn im Sinn, also im Kopf) haben.

Im Folgenden lässt der Fine R.I.P. Bassist Christoph Erbach einige davon raus und übersetzt seine Antworten dankenswerterweise gleich ins Hochdeutsche, damit interessierte Leser aus allen anderen Teilen der Republik dem Inhalt folgen können.

Welche drei Begriffe sollten alle Pälzer zu Beginn ihres Lebens lernen?
Grumbeere, Dubbeglas, Palzrock.

Welche Gedanken hattet ihr, als ihr das erste Mal…
…Baden besucht habt:
Aha. Na gut, die haben sich ja auch nicht selbst gemacht.

…das Saarland besucht habt:
Aha. Ein kleiner Schritt für mich, ein großer Schritt für die Menschheit.

Welche Worte sollte man auf einem Pfälzer Weinfest nie laut aussprechen?
Aha. Na gut, die haben sich ja auch nicht selbst gemacht.

Jetzt aber zu Eurer Musik: Seit wann habt ihr euch auf die Fahnen geschrieben, bekannte Rockhymnen mit eigenen Pfälzer Texten neu zu interpretieren? Was war der Grund dafür, vor allem auf bereits vorhandenes Liedrepertoire zurückzugreifen?
Die Band gibt es im nächsten Jahr schon 25 Jahre. Das einzige noch in der Band verbliebene Gründungsmitglied Monji hatte damals die visionäre Idee, den Pfälzer Wortschatz unterschwellig mehr und mehr wieder in die Gesellschaft zu integrieren, ihn wieder salonfähig zu machen. Soweit die offizielle Presseversion. Die Wahrheit: er konnte weder Englisch noch Hochdeutsch, also musste die Band sich damit abfinden, dass er pfälzisch sang. Dass das heute gut ankommt, war damals allerdings nicht durchgehend der Fall, vor allem Veranstalter waren oft skeptisch, ob das denn Leute zum Konzert bringt oder eher auch abschreckend wirkt. Zu dem vorhandenen Liedrepertoire: vieles vom Witz in den Texten kommt auch daher, dass er oft eine gewisse Fallhöhe zum Original-Musikstil oder -Text hat.

Wenn Du ein emotionales Lied wie „The Best“ von Tina Turner anstimmst, und es dabei eben nicht um eine Liebesbekundung zu einem anderen, sondern darum geht, dass „De ledschde Schorle schlecht“ war, dann ist alleine schon das ziemlich lustig. Und wenn die „Seven Nation Army“ zu „Siwwe Pund Salami“ mutiert, ist ohnehin alles vorbei.

Verhindern eure Mundart-Lieder eigentlich auch Engagements im Norden und Osten Deutschlands? Interessieren euch diese Gegenden überhaupt aus künstlerischer Sicht?
Man kann schon sagen, dass wir naturgemäß in der Heimat bleiben und Ausflüge in nicht-pfälzer-Regionen eher selten sind, ja. Wir sind uns allerdings ziemlich sicher, dass unsere Art, die Konzerte zu gestalten genauso gut z.B.im Norden ankommen kann, denn es sind ja nicht nur die Texte, auf die man höllisch gut aufpassen muss, um ein Konzert gut zu finden. Die Energie und Stimmung, die bei einem guten Konzertabend entsteht, hat da ja selten etwas damit zu tun. Man kann ja auch in Thüringen einen „bayrischen Abend“ besuchen, und dabei Spaß haben. Wenn man uns die Chance gibt, das zu beweisen, dann sind wir dabei!

Welche drei Rocklieder sollten Eures Erachtens unbedingt auf Pfälzisch neu interpretiert werden, bevor sie von JBO auf Fränkisch interpretiert werden?
Da werden wir jetzt aber den Teufel tun und das hier von dir aufschreiben lassen. Wir wissen genau, dass JBO uns seit Jahren beobachten und jedes unserer Samstagsvideos anschauen, um neue Ideen zu bekommen.. DIESEN Gefallen tun wir euch nicht, ihr Franken, so leicht machen wir es euch nicht!

Beim Video zu „Eurem“ Song „Siwwe Pund Salami“ (Seven Nation Army, The White Stripes) spielt zu Beginn die Pfälzer Legende, nach Helmut Kohl und Fritz Walter, der „Presi“ mit. Was musstet ihr ihm (körperlich und/oder monetär) bieten, damit er für Euch den Kinokartenverkäufer spielte?
Das vertraglich festgelegte Geheimhaltungsabkommen bindet uns hier quasi den Mund zu. Nein, im Ernst, wir haben zwar nicht damit gerechnet, aber Presi ist tatsächlich für freie Kost gekommen und hat uns aus zwischenmenschlicher Güte und Nächstenliebe für lau vor der Kamera beleidigt. Wobei, die freie Kost war dann zum Schluss doch ein ziemlich teurer Spaß.

Ein großes Lob übrigens von mir für den professionellen Sound Eurer Lieder und die professionelle Gestaltung der Musikvideos. Ist das alles „aus einer Hand“, also „Made in der Palz“ oder würdet ihr für eine gute Aufnahme ausnahmsweise sogar den Rhein übertreten?
Herzlichen Dank für dein Lob, das freut uns tatsächlich sehr! Im Bereich Aufnahmen sind wir schon alle möglichen Wege gegangen: bis heute machen wir alle Grundaufnahmen selbst, viele Produktionen haben wir auch selbst gemischt und gemastert. Wir haben allerdings auch schon ausprobiert, das komplett aus der Hand zu geben und machen zu lassen. Das möglichst viel alleine machen liegt uns allerdings in vielen Bereichen auch am Herzen und wir sind sehr wählerisch dabei, wer am Ende in diesem Aufnahmeprozess mitmacht. Da haben wir allerdings mit den besten Leuten zu tun, etwa die Videoproduktionen vom „Stalludio“ in Römerberg sind für unsere Videos die allererste Wahl. Und dazu muss man nicht mal den Rhein übertreten.

Letzte Frage: Was sollte jeder Mensch von den Pfälzern lernen?
Lebensfreude und ein gutes Miteinander sind das Salz in der Suppe. Und wenn man in so einer schönen Region wie der Pfalz lebt, weiß man das über alle Maßen zu schätzen. Deshalb würden wir allen anderem empfehlen: kommt mal bei uns vorbei, es färbt ab!

Wer nun das Interesse hat, die Jungs live zu erleben, dem möchten wir das kommende Konzert am 4. Februar im Weinheimer Café Central ans Herz legen. Alle Infos dazu gibt es HIER.

Videos von Fine R.I.P. gibt es auf YouTube oder auf der Bandseite Palzrock.de

Fine R.I.P. Interview von Sven im Januar 2023

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