„Kämpfen macht dich stark, nicht das gewinnen!“ – Die Frankfurter Rockband Böhse Onkelz haben verschiedene Phasen und Gezeiten durchlebt und überstanden ― Das reicht mehr als nur für ein Leben. Wir sprachen mit Gitarrist GONZO über die Medien im Umgang mit den Onkelz.
Redaktioneller Hinweis: Das hier ist Teil 2 des Böhse Onkelz Interviews zum neuen Onkelz Album 2020. Zu Teil 1 geht es hier. Das komplette Interview mit Gonzo erscheint Morgen, am Freitag.
Wie sehr beschäftigt dich der Umgang der Medien mit den Onkelz im Jahr 2020?
Gonzo: Ehrlich gesagt tendiert mein Interesse gegen Null.
Damals hattet ihr euch gewünscht, dass die Band von den Medien als „Symbol für den positiven Wandel“ betrachtet würden. Was hätte man deiner Meinung nach, im Umgang mit den Onkelz, anders machen können?
Gonzo: Zuerst mal keine falschen Behauptungen aufstellen und keine böswilligen Lügen in die Welt setzen. Dann hätten man ja mal mit der Band unvoreingenommen sprechen können. Natürlich gab es auch einige Medien, die das getan haben, aber die sind in der Masse nicht gehört worden.
Es gab ein starkes Interesse daran, die Onkelz als Sündenbock zu haben und zu erhalten. So konnten die Politiker und die Medienvertreter von ihren eigenen Fehlern und Unzulänglichkeiten bequem ablenken.
Wofür stehen die Böhsen Onkelz aus deiner Sicht heute?
Gonzo: Für die schärfste Rockband aus deutschen Landen.
Mit „Die Erinnerung tanz in meinem Kopf“ landet ihr einen Mega-Hit und macht zugleich deutlich, dass die „Onkelz“ leider auch endlich sind. Wie es sich anfühlt, wenn ihr den Hut nehmt, wissen wir ja bereits! 😉 Wo seht ihr euch in 5 oder 10 Jahren?
Gonzo: Sehr schwierig zu beantworten. 5 Jahre sind bei dem Tempo der Onkelz eine kurze Zeit. Es hängt davon ab, wie die einzelnen Bandmitglieder drauf sind und ob die Fans uns weiterhin so treu sind. Die Band ist der Meinung, dass wir das auf uns zukommen lassen. Wir gehen da locker ran.
Unweigerlich befassen sich die neuen Songs neben dem Älterwerden, auch mit der Sterblichkeit. Warum war es euch wichtig, den Song „Ein Hoch auf die Toten“ zu veröffentlichen?
Gonzo: Wir haben in all den Jahren einige Freunde verloren, aber trotzdem sind sie noch immer bei uns, in unseren Gedanken. Es vergehen eigentlich wenige Tage, an denen man nicht an sie denkt.
Man könnte den Text und das Thema auch esoterisch sehen. Es gibt ja einige, die behaupten, so etwas wie den Tod gibt es nicht, es sei nur ein Übergang in eine andere Daseinsform. Es soll sich jeder selbst seinen Ansatz zu dem Song suchen.
Liest man hierzulande die Schlagzeilen und Nachrichten, hat man regelrecht den Eindruck, dass Panikmache und „Angstnachrichten“ nicht abreißen – Coronavirus, Terror und Säbelrasseln zur Demonstration der „Macht des Stärkeren“. Was davon lasst ihr an euch ran, was nicht?
Gonzo: Ich beobachte die Entwicklung in Deutschland schon, obwohl ich seit mehr als 20 Jahren nicht mehr in Deutschland lebe. Eins fällt jedenfalls auf:
So viel Panikmache, wie in Deutschland, gibt es in keinem anderen Land. Die berühmte „German Angst“…
Alle Bandmitglieder haben aufgrund der unterschiedlichen Lebensmittelpunkte Uruguay, Ibiza und Irland, ein etwas differenzierteres Bild auf die Welt. Was würdest du dir wünschen, auf welche Eigenschaften und Werte man sich hierzulande besinnen sollte?
Auf die Freiheit und die Eigenverantwortlichkeit.
Das „Böhse Onkelz“ Albumcover überrascht mit vier äußerst gut gelaunten Onkelz.
Zugleich ruft das Foto Erinnerungen an das Motiv mit den Kids im Frankfurter Hinterhof von „Hier sind die Onkelz“ hervor. War diese Assoziation so beabsichtigt?
Nein. Wir haben die Fotosession zum Cover während der Albumproduktion auf Ibiza gemacht und den Fokus mehr auf so eine Art „Wüstenassoziation“ gelegt. Wir wollten international aussehende Bilder.
Es ist uns gelungen, mit den Fotos exakt die Stimmung während der Albumproduktion, die Gemütslage und das aktuelle Selbstbild der Band einzufangen.
Gonzo: Das alles hatte Folgen für unsere Zukunft, aber aus heutiger Sicht war es eine wichtige Zeit. Wir haben sehr viel gelernt. Wie einfältig die Forderung nach der Änderung unseres Bandnamens war, kann sich jeder vorstellen. Eigentlich komplett idiotisch, überhaupt auf so eine Idee zu kommen. Was für ein Weltbild hatten oder haben diese Leute?
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Gitarrist Gonzo spricht über sein Equipment und seine Lieblingsgitarren, bei der Produktion des neuen Onkelz Albums.
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Böhse Onkelz Interview mit Gonzo Röhr am 26. Februar 2020 – von Marcus
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