Donnerstag, März 28, 2024

Emscherkurve 77 Interview zum Album „Dat soll Punkrock sein?!“

Am 11.11.2011 erscheint das neue Album „Dat soll Punkrock sein?!“ der Band Emscherkurve 77. Aus diesem Anlass hat das Pressure Magazine den Musikern einige Fragen gestellt.

Die Emscherkurve 77 gibt es mittlerweile seit elf Jahren. Was hat sich zwischen Gründung der Band und jetzt geändert?

Daniel: Ich kann da nur für mich sprechen. Ich bin seit 2006 bei der Emscherkurve dabei. Wir haben in der Zeit schon eine Menge erlebt und es hat sich in den 5 Jahren viel geändert. Vor allem beim Personal. Eigentlich ist keine Position seit meinem einsteigen gleich geblieben. Egal ob Schlagzeug, Bass oder Gitarre. Früher wurde immer kräftigdurchgetauscht. Das ist Gott sei Dank vorbei. Mittlerweile sind wir eine feste Besetzung aus 5 Leuten, die sich neben der Band auch privat super verstehen. Wir sind so ziemlich auf derselben Wellenlänge und wollen alle dasselbe. Bin froh in dieser Band spielen zu können.

Marcel: Ich bin jetzt seit 2005 mit am Start. EK77 waren damals eine komplett andere Band. Ich denke, dass sich aber alles sehr zum positiven entwickelt hat. Man könnte sogar von dem finalem Line Up sprechen. Aber es ist schon heftig, was man in dieser Zeit alles miteinander erlebt hat. So was schweißt auch zusammen.

Spiller: Wie schon von Daniel und Marcel gesagt hat sich die Besetzung das ein oder andere Mal geändert, aber auch ich denke das wir nun das perfekte Line Up gefunden haben und aus dem eigentlichen Projekt als das wir die Emscherkurve seinerzeit gegründet haben nun eine (nicht immer ganz) ernstzunehmende Punkrockband geworden ist. Da ist im Laufe der Jahre einfach das zusammengewachsen, was zusammengehört.

Am 11.11.11 erscheint eurer neues Album „Dat soll Punkrock sein?!“. Was sind die Unterschiede zum Vorgängeralbum?

Daniel: Oh da gibt es glaub ich einiges. Im Unterschied zu „Lieder aus der Kurve“ haben wir das Songwriting gemeinsam ausgearbeitet. Früher war es eher so das alles vorgegeben wurde und wir hatten es so zu spielen. Mittlerweile kann sich jeder einbringen und seine Ideen äußern. Es ist eine harmonische Arbeit am Songwriting ohne Streit und Missgunst. Und natürlich hört man auch das die Songs reifer geworden sind. Es klingt alles viel homogener. Auf „Lieder aus der Kurve“ waren Titel dabei, die wir so nicht mehr aufgenommen hätten. Nicht das wir sagen das alles scheiße war, aber das ein oder andere hätten wir anders gemacht.
Marcel: Da gibt es viele Unterschiede. Bei „Lieder aus der Kurve“ waren wir schon kein Team mehr. Da haben sich doch schon sehr stark Differenzen zwischen einigen Mitgliedern angedeutet. Wir haben diesesmal als Team komponiert, aufgenommen und Ideen ausgetauscht. Klar, es gab auch mal Diskussionen im Studio, aber die kamen nur der Platte zu gute. Jeder durfte seine Ideen mit einbringen, ohne das dies von vorneherein abgelehnt wird. Ich denke das neue Material klingt immer noch nach Emscherkurve, nur bedeutend frischer und moderner. Wir haben diesesmal auch bei Christian Boche in Viersen aufgenommen. Sprich: wir haben einen viel besseren Mann am Pult sitzen gehabt als bei den Alben davor. Somit klingt das Album auch modern produziert. Bei „Lieder aus der Kurve“ wurde zum Beispiel hinter unserem Rücken der Mix neu gemacht, was ja mal gar nicht geht.

Geb uns einen kleinen Einblick in die Songs.

Daniel: Fangen wir doch mal mit dem Titeltrack an. „Dat soll Punkrocksein?!“ ist als Einstieg in die neue Platte der perfekte Song. Ist einemusikalische Abrechnung mit unserer Vergangenheit. Schön schnell und vollauf die 12.

„Die Einfachheit“ ist für mich persönlich ein wichtiger Song. Inhaltlich gehts um unser modernes Leben was wir führen, mit allen Regeln, die wir zu befolgen und Dingen die wir zu Bedenken haben. Mit einem ständig wachsenden Erwartungsdruck fertig zu werden, egal ob im Job oder im Privaten. Da kann man schonmal den Kopf verlieren. Genau darum gehts in dem Song, mit der Vision, dass unser Leben nicht komplizierter sondern einfacher wird.

„Wir ham den Punk verstanden“ ist letztendlich ein Song der den Leuten gewidmet ist, denen Style und Aussehen wichtiger ist als eine innere Einstellung. Wie oft laufen einem auf Shows Leute über den weg, die meinen Punk zu sein ohne zu wissen was es ist. Ganz nach dem Motto ich hab doch nen Iro, bin gepierct und tätowiert also bin ich Punk. Ne Alter allein dadurch bisse dat nicht. Und weil wir relativ normal aussehen, bekommt man ja auch zu hören, dass man kein Punk ist. Deshalb dieser Song.

 

Ein Song habt ihr dem verstorbenen Louis de Funes gewidmet. Welche Rolle spielt er und wie hat er euer Leben geprägt?

Daniel: Louis ist unerreicht in seiner Art. Als Kinder haben wir seine Filme ständig geschaut. Und das hat sich bis heute nicht geändert. Ein musikalisches Statement zu einem der größten Humoristen Europas. Mal sehen wen wir beim nächsten Album besingen. Kandidaten gibt es noch genug.

Marcel: Ich finde das er etwas in Vergessenheit geraten ist, auch wenn seine Filme immer noch regelmäßig im TV laufen. Auch ich habe schon als Kind seine Filme gesehen. Eines Abends war Spiller bei mir und wir haben einen Film von ihm geschaut. Dabei kam mir die Idee, das er längst mal ein Tribut verdient hat.

Spiller: Wir haben den Song dann im Studio aufgenommen und festgestellt das wir mit dem Endergebnis nicht so wirklich zufrieden waren. Marcel hat den Text dann innerhalb von ein paar Tagen nochmal komplett überarbeitet, ich habe alles nochmal neu eingesungen und rausgekommen ist ne richtig runde Nummer, die mir auch weitaus besser gefällt als zb der „Buddy Song“, auf dem Bud Spencer und Terence Hill Tribute auf Sunny Bastards.

 

Ein weiterer (kurzer) Titel handel von den beiden Politikern Sarrazin und zu Guttenberg. Was gab euch hier den Antrieb und was wollt ihr damitsagen?

Daniel: Um es ehrlich zu sagen. Wir sind keine politische Band. Wir wollen auch nicht über Politik singen. Der Song an sich ist eigentlich nur ein Scherz ohne politisches Statement. Wir machen uns eher über die beiden Herren lustig.

Spiller: Zu diesem Lied kam es eigentlich durch den hochtrabenden Ausspruch eines Ex-Band Mitgliedes, der von sich behauptete das er der Louis van Gaal der Punkrock Szene wäre. Irgendwann kam Daniel dann mit der Idee zum „Sarrazin“ an und mir viel spontan die Strophe mit dem Guttenberg ein, weil dieses Thema zu der Zeit gerade hochaktuell war.

 

Pressure Tipp: CD-Review Emscherkurve – Dat soll Punkrock sein?!

Auch auf dem neuen Album handelt natürlich ein Song über Rot-Weiss-Oberhausen. Seid ihr mit der aktuellen Situation zufrieden? Und lasst ihr euch immer noch regelmäßig im Stadion blicken?

Daniel: Nach 10 Jahren war es an der Zeit eine neue Hymne für unseren Verein zu schreiben. Klar die Situation ist nicht rosig, aber gerade deshalb war es uns wichtig zu zeigen: Wir stehen zu euch. Und so wie ich es gehört habe, kommt der Song sehr gut an bei Fans und Verantwortlichen. RWO spielt nach dem Abstieg nun in der 3. Liga. Klar würde es uns besser gefallen sie um den Aufstieg mitspielen würden, aber man gewöhnt sich daran, dass es mal rauf und mal runter geht. Im Stadion bin ich selten, da ich nicht wirklich in der Nähe von Oberhausen wohne. In der letzten Saison habe ich mir aber alle Spiele im TV angesehen und da sind mir wieder ein paar graue Haare mehr gewachsen.

Marcel: Ich freue mich immer wenn der RWO gewinnt und ich denke das macht die Fans von einem Verein ja auch aus. Das sie auch in schlechten Zeiten zu 100% hinter ihrem Club stehen. Klar, die Situation ist für den RWO zur Zeit nicht so schön, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er bald wieder in der 2.Liga spielt. Da gehört er auch hin. Vielleicht können wir mit unserem Song ja auch ein bisschen dazu beitragen. Ursprünglich hatten wir den Song ja für die Crazy United Crew geschreiben, da sollte eine Band mit dem Frank Herbst werden, welche aber aus Zeitgründen nie geklappt hat. Es wäre aber zu schade gewesen den Song in die Tonne zu hauen. Frank hat dann direkt gesagt, dass der Song doch Ideal für Emscherkurve wäre, womit er ja auch Recht behalten hat.

Spiller: Mittlerweile läuft der Song auch seit ein paar Spielen im Stadion als Einlass-Musik zur 2ten Halbzeit. Somit sind wir mit der „Macht vom Niederrhein“ zur ersten Halbzeit und dem neuen „Rot Weiß Oberhausen“ direkt 2 x im Stadion vertreten.

 

Respekt! Neben der CD wird es auch eine Vinyl-Auskopplung geben. Wie steht ihr zur Langspielplatte und welche Bedeutung hat das Vinyl für euch?

Marcel: Ich muss gestehen, das ich längst nicht mehr so viele Platten kaufe wie z.b.wie vor 10 Jahren. Trotzdem freue ich mich natürlich darauf, unsere CD als Vinyl in den Händen zu halten, da kann man das Cover schön genießen. Und es gibt natürlich immer noch Leute die auch Vinyl kaufen. Von daher ist es cool das Sunny Bastards und Crazy United Records den Stuff auch als Vinyl rausbringen.
Spiller: Ich bin mit Vinyl groß geworden, habe mir im Laufe der Jahre ne beachtliche Sammlung zugelegt und da auch jede andere EK77 Scheibe auf Vinyl veröffentlicht wurde, sollte man mit diesen liebgewonnenen Traditionen nicht brechen. Ich denke gerade in der Punk- oder Skinheadszene war Vinyl nie wirklich weg oder wird auch nie wirklich weg zu denken sein. Und wie Marcel schon sagte, da hat man was in der Hand, denn die Augen werden im Alter ja auch nicht besser, hahaha…

 

Es wird es eine große Tour zum Album geben. Gibt es eine Stadt, auf die ihr euch besonders freut und wie bereitet ihr euch auf eine Tour vor?

Daniel: Genaues wissen wir auch noch nicht, aber eine Tour ist immer die beste Art live zu spielen. Man ist einfach eingespielt und hat zusammen eine gute Zeit. Ich hoffe das wir es wie 2009 machen, mit unseren Kumpels von den Gumbles und den Eastside Boys. Gut zwei Dutzend bekloppte an einem Ort. Da ist der Spaß vorprogrammiert. Im nächsten Jahr ist auf jeden Fall eine Tour geplant.

Marcel: Mir ist das eigentlich egal in welcher Stadt wir spielen. Aber ich würde mich freuen wenn Berlin mit auf dem Plan steht.

Spiller: Ne große Tour? Nee, ohne mich. Länger als 3-4 Tage am Stück möchte ich mit diesem Haufen so gern ich ihn habe, dann auch nicht verbringen, haha. Wir bevorzugen nach wie vor Wochenend Gigs, also Fr. + Sa., das macht mehr Spass als an irgend nem Dienstag in nem AZ fern der Heimat vor ner Hand voll Leuten zu spielen. Mir isset eigentlich wurscht wo wir spielen und vorbereiten? Wir bereiten uns nicht mal auf ein neues Album vor, da sollen wir uns auf ein Konzert vorbereiten? Es wird einmal das Set durchgeprobt und dann wir vor Ort einfach Vollgas gegeben. Und da isset uns egal ob da nun 50 oder 500 Leute vor der Bühne stehen.

 

Was sind eure Pläne in Zukunft?

Daniel: Weiter Musik machen, Live spielen, Spaß haben und gesund bleiben. Neue Songs sind jedenfalls schon in der Mache und mal sehen, ob wir für ein neues Album wieder 3 Jahre brauchen oder ob wir diesmal schneller sind.

Spiller: Ein paar neue Songs haben wir ja schon. Ob diese dann den Weg auf das nächste Album finden, oder vorher für ne Split verbraten werden, wird sich rausstellen. Auf jeden Fall wollen wir uns nicht wieder solange Zeit lassen bis man wieder was von uns hört, aber ich denke das wird mit der aktuellen Besetzung und der momentanen Stimmung in der Band auch nicht der Fall sein. Irgendwie ist jetzt schon wieder jeder heiß auf was Neues.

 

Vielen Dank, die letzten Worte gehören natürlich euch.

Marcel: Danke für`s Inti. Checkt die neue Platte aus und besucht uns mal auf ner Show!!!

Spiller: Dem schließe ich mich an. Infos zur Band und zu unseren Konzerten gibts auf unserer Homepage unter: www.facebook.com/Emscherkurve77

 

Interview von Florian Puschke im November 2011

Bilder: Emscherkurve 77

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