Crusaders aus Dresden im Interview zum Album „Throwing Down The Gauntlet“

0

Die Band Crusaders aus Dresden gibt es bereits seit 1999 und veröffentlichte im Dezember 2011 mit „Throwing Down The Gauntlet“, neben der Split mit Vortex, ihr viertes Album. 

Hey Thorsten, bitte stell uns Deine Band „Crusaders“ vor.

Thorsten: Im Moment besteht die Band aus Timo (Gitarre), Gessi (Bass), Flori (Schlagzeug) und meiner Wenigkeit am Gesang.

 

Wie habt Ihr Euch gefunden und wie ist die Band entstanden?

Thorsten: Gefunden haben sich ursprünglich Timo und ich und zwar ca. 1998 rum, als bei mir ein paar englische Texte herumlagen, die nach Vertonung schrieen, aber niemand wollte das tuen. Also haben wir die Crusaders gegründet. Den Namen hat Timo beigesteuert, ohne sich nun groß einen Kopf über die Bedeutung zu machen – es klang halt einfach gut. Nach einem guten Jahr und ein paar Proben mit Mitgliedern befreundeter Bands hatten wir dann die erste Besetzung zusammen: Timo und ich und am Bass Marph, sowie Sandro am Schlagzeug. Die zweite Besetzung war eigentlich die am längsten währende – mit Thilo am Schlagzeug und Hubi am Bass; nach Hubi kam Nils – und seit ca. einem Jahr spielen wir in der oben genannten Aufstellung.

 

Ihr habt mit „Throwing down the gauntlet“ Euer viertes Album veröffentlicht, abgesehen von der Split-EP mit „Vortex“. Was hat der Hörer zu erwarten?

Thorsten: Wie immer eine gute Mischung aus geradlinigen Oi!/Streetpunkknallern und ein paar Ausflügen in andere Gefilde – sprich ein bisschen Ska, ein bisschen Irish-Folk und ne Ballade sind auch dabei. Für die, die uns nicht kennen, haben wir im Unterschied zu ’ner Menge anderen Bands des Genres eben nicht die übliche Brüll- und Grummelstimme am Start, sondern gehen eher in Richtung Cock Sparrer oder Vanilla Muffins und ein paar schöne Chöre sind auch noch dabei. Textlich haben wir uns bemüht, von sozialen Problemen bis hin zu einem Trinklied einen weiten Bogen zu schlagen und ich denke, dass der geneigte Hörer sich durchaus ein paar der Texte mal genauer zu Gemüte führen sollte. Persönlich denke ich, dass es wirklich bisher unser bestes Album ist und durchaus einen sehr eigenständigen Stil präsentiert.

 

Bitte gib einen kurzen Einblick in die Songs.

Thorsten:Snow on the mountains“: Ist ein Song über die in der „Szene“ grassierende Seuche sich die Nase zu pudern, was ich absolute Scheiße finde – gilt übrigens für alle anderen Drogen auch. Das Lied strotzt nur so vor Metaphern 😉 und insofern bin ich ziemlich stolz drauf.

„Freedom what freedom“: Schon immer, aber insbesondere in der letzten Zeit versuchen die Ideologen jedweder Fraktion die Leute zu bekehren und von ihrer Sache zu überzeugen. Auffällig oft wird dabei mit dem Begriff „Freiheit“ argumentiert und es gibt genügend Leute, die daran glauben, obwohl jeder halbwegs nachdenkende Mensch sich bewusst sein sollte, dass keine dieser Ideologien eine freie Gesellschaft zum Ziel hat. Im Gegenteil – totalitäre Ideen enden in totalitären Systemen, wie man es im letzten Jahrhundert sehr gut sehen konnte und die persönliche Freiheit kommt und kam dabei all zu oft unter die Räder.

Auf der anderen Seite heißt das allerdings nicht, dass unsere Demokratie der Garten Eden ist. Auch diese Gesellschaftsform bedarf der Kritik und der Verbesserung und gerade dieses Vollgefressensein und sich die Situation schön reden, bringt totalitäres Denken hervor. Für mich ist Demokratie die im Moment anstrebenswerte Form einer Gesellschaft, aber sie muss ständig hinterfragt und neu untermauert werden.

„Nation of fear“: Die letzten Jahre zeigen eigentlich deutlich auf, wohin unsere Gesellschaft wandert – wir werden eine Gesellschaft, die Angst hat: vorm Waldsterben, al-Qaida, der Jugend, dem Wetter, der Schweinepest. Wenn man sieht auf welche Art und Weise Medien und Politik Informationen verarbeiten und weitergeben, hat man das Gefühl, dass es in allererster Linie um Schlagzeilen und Panikmache geht, wobei ersteres mehr Geld bringt und Letzteres genutzt wird, um unsere Rechte einzuschränken. Es starben mehr Menschen an der normalen Grippe als and der ach so schlimmen Vogelgrippe, es sind eben nicht überall Terroristen unterwegs und der aktuelle Winter ist nicht viel kälter als so manch Winter meiner Kindheit. Ich habe keinen Bock mich von dieser Angst anstecken oder mich zum Sklaven dieser machen zu lassen.

 

CD-Review: Crusaders – Throwing Down The Gauntlet

Mit „Man enough“ liefert Ihr auch dieses mal eine Ballade ab. Was hat Euch zu diesem eher ruhigen Moment getrieben und sagt der Titel aus?

Thorsten: Ja, wir hatten eigentlich auf jeder unserer Platten eine Ballade drauf und ich finde, manche Texte brauchen einfach ein ruhigeres Gewand, um richtig zu wirken. Im Lied geht es um all die Menschen, die an allem etwas zu meckern haben und rumkritisieren, aber nie den Arsch in der Hose besitzen, wirklich aufzustehen, sich ihren Ängsten zu stellen und etwas dagegen zu machen, Irgendwann hört man nicht mehr zu, wenn sie reden, auch wenn die Kritik vielleicht angebracht ist. Einer meiner Lieblingssongs auf der Platte.

Im Song „Amen“ bringt Ihr zum Ausdruck, dass Ihr nicht an Gott und die Kirche glaubt. We steht Ihr persönlich zu diesem Thema und was ist Euch im Leben wichtig?

Thorsten: Es geht in diesem Song allgemein um Religionen, nicht nur um die Christliche. Auch wenn das eher ein 80er Jahre Punk Thema ist, hat die aktuelle Entwicklung gezeigt, das totalitäres und fundamentalistisches Denken wieder auf dem Vormarsch ist – sei es bei den durchgeknallten Hardcore-Christen in den Staaten, den orthodoxen Juden in Israel oder auch den fundamentalistischen Muslims weltweit. All diese Menschen vereint der Drang, anderen Menschen vorzuschreiben wie sie zu leben haben, andere Menschen abzuwerten, weil sie nicht wie sie leben und sich einer Auseinandersetzung mit der Moderne zu verweigern. Ich finde es auch bedenklich, dass es wieder viele Jugendliche gibt, die im Schoß der Kirche und des Glaubens landen, weil es der Staat oder die Gesellschaft nicht schaffen, lebenswerte Alternativen zu bieten.

Es ist mir natürlich klar, dass die Kirche gute Dinge tut und Religion durchaus ein akzeptabler Leitfaden für das Leben darstellt, aber ich persönlich kann einfach nicht an einen Gott oder was auch immer glauben, der soviel Leid auf dieser Welt oder auch im persönlichen Umfeld zulässt. Ich freue mich für jeden, der in seinem Glauben Frieden und Sicherheit findet, solange er mich damit in Ruhe lässt. Ich glaube an mich, ich glaube an Loyalität und im Leben ist mir wichtig, dass ich eine starke Beziehung habe, ich nicht alles so nehme, wie es ist und immer neugierig bin.

Das Album sollte ursprünglich bereits 2009 erscheinen. Wieso gab es eine so lange Verzögerung?

Thorsten: Die Hauptursache lag darin, dass man sich auf Leute verlassen hat, auf die man sich nicht verlassen sollte. Ein ehemaliges Bandmitglied wollte Abmischung und Layout übernehmen, schaffte es aber nicht, wies allerdings auch jedes Angebot zurück, ihm die Arbeit abzunehmen. Dann war er monatelang nicht erreichbar und am Ende rannte ich rum, um die Daten zu bekommen, rannte rum, um ’nen Mischer zu finden und rannte noch mehr rum, um endlich das Layout in die Hände zu kriegen. So ging verdammt viel Zeit ins Land und logischerweise konnte die Plattenfirma nicht ewig warten, so dass wir uns natürlich auch erstmal hinten anstellen mussten, bis wir wieder dran waren mit Veröffentlichen. Na ja, zumindest die LP ist raus, die CD hat wohl noch ein wenig gebraucht, aufgrund technischer Probleme, aber ich hoffe spätestens im Frühjahr ist dann endlich alles geschafft. 

 

Ihr kommt alle aus der Skinhead-Szene und seid immer noch sehr verbunden mit ihr. Was bedeutet Dir die Szene und wie hat sie sich aus Deiner Sicht in den letzten Jahren verändert?

Thorsten: Genau genommen bedeutet mir die Szene an sich nichts – wichtig sind Freunde innerhalb und außerhalb dieser Szene für mich. Das liegt vor allen Dingen daran, dass viele Dinge, die in dieser Szene geschehen, nicht meine Zustimmung finden – das können musikalische Entwicklungen sein, kleidungstechnische Veränderungen, aber auch alles was da an Politik abläuft. Auf der anderen Seite sind die Dinge, die man macht – die Band oder das Schreiben von Büchern – Sachen, die die Szene (hoffentlich) stärken und voranbringen. Insofern bin ich da durchaus gespalten.

Verändert hat sich in den letzten Jahren meiner Meinung nach, dass die Szene (wie auch die ganze Gesellschaft) virtueller geworden ist, was ich nicht gut finde. Im Internet das große Wort schwingen und Musik downloaden hat für mich nichts mit Skinhead zu tun. Skinhead sollte etwas REALES sein. Auch die ganze Deutschrockwelle innerhalb der Szene geht mir auf die Nüsse und diese kleinliche Spaltung in die 69er, „Wir-tragen-nur-Hemd“-Fraktion und die „Oi-Oi-Oi-Ska-ist-Scheiße“-Fraktion nervt. Da war man früher offener bzw. bemühte sich allgemein um mehr Stil. Die ganz unselige „Grauzonendiskussion“ möchte ich nur am Rande erwähnen, obwohl sie einem richtig auf die Eier geht.

 

„Totalitäre Ideologien haben nichts in einer sich rebellisch schimpfenden Sub-Kultur verloren, egal ob rot oder braun.“

Welche Bands hört Ihr zurzeit privat und welche hatten einen großen Einfluss auf Euch?

Thorsten: Zurzeit laufen Booze & Glory recht häufig, die letzte Agnostic Front, The Clichés, aber auch die ganzen alten Ska und Oi! Sachen. Persönlich bin ich natürlich ein Kind der 80er und komme davon nicht los – ergo, man findet öfter mal Depeche Mode und AC/DC im CD Player oder auch Grandmaster Flash. Für mich geht logischerweise kein Weg an Cock Sparrer vorbei und ich denke Bands, die es schafften Melodie und Härte zu vereinen und nicht ins Mikro röchelten, hatten einen großen Einfluss auf mich.

 

Was sind Eure weiteren Pläne?

Thorsten: Im Moment vor allen Dingen zu proben, ein paar Gigs zu spielen und an neuen Liedern zu arbeiten. Sollte da am Ende auch eine Platte rauskommen, wäre das natürlich nicht schlecht.

 

Vielen Dank Thorsten, die letzten Worte gehören Dir!

Thorsten: Dann natürlich vielen Dank an dich, Florian, für das Interview; an die Leute, die uns über die Jahre die Treue gehalten haben und vielleicht entdecken ja dadurch ein paar mehr Leute die Crusaders und schauen über den 08/15 Oi! Tellerrand hinaus.

 

Interview von Florian Puschke im Februar 2012

Kommentiere den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte Namen eingeben