Freitag, April 19, 2024

Back From The Edge – Das James Arthur Interview mit Pressure Magazine

Das neue James Arthur Album „Back From The Edge“ ist am 28. November 2016 erschienen. Alle Details im James Arthur Interview mit Pressure Magazine.

Der talentierte Musiker James Arthur wurde durch die englische Musiksendung „X Factor“ über Nacht zum Star und seine Debütsingle „Impossible“ anschließend zum Welthit. Seine Markenzeichen sind seine extrem markante Stimme und ein herausragendes Songwriting.

„Impossible“ erhielt folgerichtig eine Nominierung für einen der begehrten Brit-Awards und sein Debütalbum „JAMES ARTHUR“ meldete in UK Goldstatus. Jetzt ist er zurück mit seinem neuen Album „Back From The Edge“ und Pressure Magazine sprach mit James Arthur über seine Geschichte, dem Erfolg in der Musikbranche, sowie dem aktuellen Studioalbum.

Deine neue Single „Say You Won’t Let Go“ ist ein Nummer-1-Hit. Du bist vermutlich ziemlich begeistert, oder?

Klar, ich freue mich total über den Erfolg. Für mich ist er eine besondere Belohnung, denn ich habe nicht damit gerechnet. Deswegen ist es echt überwältigend. Die Reaktion auf die Single hat mich demütig gemacht, weil ich sie nicht erwartete. Ich bin dankbar dafür, dass die Musik offenbar vielen Leuten gefällt. Es ist eine tolle Single, ich mag den Song und ich bin gerade ziemlich berauscht davon.

War der letzte Monat entsprechend aufregend für dich?

Mein Comeback, mein Nummer-1-Hit und die ganzen anderen Ereignisse des letzten Monats waren so als ob meine Lieblings-Fußballmannschaft Middlesbrough in die erste Liga aufgestiegen wäre. Das wird in einer Million Jahre nicht passieren. Ich fühle mich oft wie ein Außenseiter und ich hoffe, dass mein Erfolg viele Leute anspornt, an sich selbst zu glauben und nicht zu verzweifeln. Ich hätte kapitulieren können, aber ich glaubte an mich und bin damit ziemlich weit gekommen. Deswegen freue ich mich besonders über den Erfolg.

Ahntest du, dass das Material des neuen Albums in dir schlummerte?

Ich denke, es schlummern viele Alben wie dieses in mir und sie werden immer besser. Ahnte ich, dass „Say You Won’t Let Go“ so gut laufen würde? Überhaupt nicht. Ich kämpfte sogar einen Moment lang dafür, dass der Song nicht die erste Single werden sollte. Ich hätte ein persönlicheres Statement gewählt. Aber mein Team, mein Label und mein Management lagen mit der Wahl des Songs komplett richtig, Letztendlich gab ich nach. Der Song erzählte eine schöne Story, mit der sich jeder überall identifizieren kann,

Welche Geschichte steckt hinter dem Song?

Auf der Single geht’s um Liebe, es geht schlicht ums Verlieben. Es gibt vermutlich nichts Wichtigeres als Liebe. Es gibt auch nichts Interessanteres als Liebe.

Man kann viel deiner eigenen Geschichte in die Songs des neuen Albums hineinlesen, in dem es um Erlösung und das Richtigstellen von Fehlern geht. Hatte das Schreiben der Songs etwas Therapeutisches für dich?

Klar, ich fand das Schreiben des Albums sehr reinigend. Ich habe viel Selbsterkenntnis gewonnen und musste viel über mich herausfinden. Mit dem Aufschreiben meiner Gefühle, meiner Offenheit in den Texten und meinem ehrlichen Gesang, konnte ich meine inneren Dämonen erkennen und zu Bett bringen. Ich musste mich mit harten Gedanken konfrontieren. Mit diesen Songs begab ich mich in eine Art Feuerlinie. Ich glaube, man kann wirklich heraushören, wo ich mich befand. Es geht um schwere Zeiten und Momente, in denen ich Hoffnung schöpfte. Hoffentlich ist die Hoffnung das Thema, von dem sich meine Zuhörer inspirieren lassen.

Was hast du über dich herausgefunden?

Ängste sind ein großes Thema bei mir. Wenn ich zu sehr an die Zukunft denke oder in der Vergangenheit grabe, werde ich richtig krank. Deswegen hat es mir geholfen, an meinem neuen Album zu arbeiten und alles in die Musik zu packen. Während ich das Album aufnahm, kam ich dahinter gegenwärtig zu bleiben. Es ist das Schwerste überhaupt, gegenwärtig zu bleiben. Aber es ist die wertvollste Lektion, die man lernen kann. Wenn man es praktizieren kann, werden die Dinge leichter und man kann das Leben genießen.

Ist der Albumtitel „Back From The Edge“ eine genaue Beschreibung der Reise, auf der du dich befandst?

Ja, der Titel ist eine nüchterne, wirklich ehrliche Beschreibung. Natürlich kann es ziemlich klischeehaft wirken, wenn man sagt, dass man von den Toten auferstanden ist oder eben „back from the edge“ ist. In den Augen einiger Leute bin ich vielleicht überhaupt nicht zu mir selbst zurückgekehrt. Es interessiert manche möglicherweise gar nicht, dass ich wieder da bin und neue Musik rausbringe. Aber für mich persönlich fühlte es sich so an, als ob ich wirklich an der Schwelle zu etwas Schrecklichem oder Tragischem stand. Ich schaffte es, mich selbst davor zu retten.

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Es gibt auch ziemlich optimistische Songs auf dem Album, wie „Skeletons“. Steckt die Gewissheit hinter dem Song, dass dich stärkt, was dich nicht umbringt?

Zu hundert Prozent. Ich hatte das Gefühl, dass mich dieser ganze Lebensabschnitt beinahe umgebracht hätte. Heute bin ich eine viel gefestigtere, stärkere Persönlichkeit und ich hoffe, dass sich Leute von der Botschaft des Songs inspirieren lassen.

Der Text von „I Am“ setzt sich mit der Wahrnehmung deiner Person von anderen Leuten auseinander. Du sagst, dass du Schwierigkeiten damit hattest, Akzeptanz zu finden, als du jünger warst. Aber in dem Song schwingt ein positiver nimm-mich-wie-ich-bin-Vibe mit…

Sicher, ich mache keinen Hehl aus meinen Kampf mit meiner psychischen Erkrankung. Es war mir früher sehr wichtig, was man über mich dachte. Meine Suche nach Bestätigung war ein Problem. Es gab die öffentliche Wahrnehmung von mir und es gab die Wahrnehmungen vieler verschiedener Leute aus meinem privaten Umfeld, die allesamt ganz verschieden ausfielen. Ich war geradezu besessen von dem Wunsch, den Leuten zu beweisen, dass ich nicht der war, für den sie mich hielten. In diesem Song geht’s um Selbstakzeptanz. Ich kann sein, was immer ich für dich sein soll, weil ich weiß wer ich bin.

Wer bist du heute als Musiker?

Ich bin mir heute meiner Fähigkeiten bewusst und kann auf sie vertrauen. Ich bin längst nicht angekommen als Künstler. Ich habe noch einen weiten Weg vor mir und glaube, dass es noch sehr viel mehr Musik von mir geben wird. Aber ich bin glücklich als Musiker und ich glaube, dass alles, was ich mit Leuten musikalisch teile, ab jetzt wahrhaftig und ehrlich sein wird.

Was wolltest du auf dem Album musikalisch erreichen?

Ich wollte auf jeden Fall authentisch rüberkommen. Auf der Platte habe ich viele Live-Instrumente verwendet. Ich spielte ja früher selbst viel in Bands. Zwar werde ich als ‚Solokünstler James Arthur’ wahrgenommen, aber ich sehe mich viel mehr als Teil eines Kollektivs. Und ich werde mit einer wirklich superguten Band auf Tour gehen. Wir haben einen großartigen Sound mit Live-Instrumenten, der beseelt ist und voller Energie steckt. Ich finde, wir haben auf dem Album die perfekte Balance zwischen ausgewählter Elektronik und Live-Drums gefunden. Wir haben auch Brass und echte Streicher dabei. Mit den Live-Elementen ist das Album richtig in Schwung gekommen.

Du hast das Album co-produziert. Wie war das?

Es war super. Ich glaube, dass ich alle ein bisschen nervte mit meinem Fokus auf Feinheiten. Manchmal feilte ich 9 oder 10 Stunden lang an meiner Stimmenbegleitung herum, weil ich auf dem Album so präsent wie möglich sein wollte. Manche Vocal-Parts nahm ich immer wieder neu auf, um den authentischsten, ehrlichsten Gesang festhalten zu können, den ich abliefern konnte. Ich hoffe, dass sich die Mühe bezahlt macht. Hoffentlich kann man das Album und meine Stimme fühlen.

Was hat dich angespornt, überhaupt wieder Songs zu schreiben?

Es gab eine Phase, in der ich meine Gitarre nicht mehr anfasste, um Songs zu schreiben. Meine Ängste wären dadurch weiter entfacht worden. Ich sah keinen Sinn mehr im Songwriting und kämpfte mit zu viel Negativem. Dann aber biss ich vor ein paar Jahren in den sauren Apfel, schnappte mir meine Gitarre und schrieb ganz für mich. Es fühlte sich ganz anders an als während früherer Sessions, in denen ich mit jemand anderem zusammen schrieb. Dabei entstanden wahrhaftigere Songs wie „Finally“ und „Remember Who I Was“. Danach halfen mir ein paar der großartigen Schreiber, mit denen ich bereits gearbeitet hatte dabei, meine Songs zu verfeinern und zu strukturieren. Auf diese Weise umging ich die Gefahr, dass ich meine innersten Gefühle in einem Song ausschüttete, der 18 Minuten gedauert hätte.

Musiker James Arthur 2016 - Foto credits: Olaf Heine
Musiker James Arthur 2016 – Foto credits: Olaf Heine

Hast du Lieblingssongs auf dem Album?

Mir gefallen alle, so egoistisch das auch klingen mag. In „Trainwreck“ klingt meine Stimme am besten, wie ich finde. Ich bin glücklich darüber, wie super mein Gesang darin gelungen ist. Mir gefällt auch der Deluxe-Teil des Albums, denn auf den letzten vier Songs klinge ich, als ob ich gerade spontan in einer Band spielen würde. Die Gitarren! Es gefällt mir, diese Seite von mir auf dem Album zu haben. Ich bin auch stolz auf die Songs, die ich zu unterschiedlichen Zeitpunkten in den letzten zwei Jahren alleine, nur auf der Akustischen schrieb. „Remember Who I Was“ und „Finally“ gehören dazu. Wenn ich einen Lieblingssong von dem Album wählen müsste, würde ich wahrscheinlich „Trainwreck“ aussuchen.

Offensichtlich musstest du nicht nach Material graben. Auf dem Album finden sich 17 Songs…

Ich wollte 70 Stücke auf dem Album haben! Ich stritt mit einigen Leuten darüber, wie viele Songs wir auf das Album packen konnten. Einmal waren es nur 15 und ich war ziemlich entsetzt darüber. Es gab einfach unglaublich viele Songs. Das neue Album ist eine Momentaufnahme. In drei oder vier Jahren stehe ich vielleicht an einem ganz anderen Punkt in meiner Karriere und all die Songs, die ich für das Album schrieb, haben dann keine Relevanz mehr für mich. Man wird sie nie zu hören bekommen. Viele Songs sind nicht auf dem Album gelandet, was mich echt traurig macht. Aber letztendlich bin ich superglücklich mit der perfekten Balance zwischen Licht und Schatten auf der Platte. Es ist manchmal düster, aber es steckt immer Hoffnung dahinter.

Fasse das Album bitte kurz zusammen.

Dieses Album stellt in ehrlicher Weise dar, was bei mir in den letzten Jahren passiert ist. Es ermutigt auch dazu, sich Herausforderungen zu stellen und den Glauben an sich selbst zu behalten. Das ist eine ziemlich kraftvolle Botschaft, finde ich.

Würdest du dich zukünftig gerne häufiger als Produzent sehen?

Das wäre schon cool. Ich kann nicht behaupten, dass ich ein Crack an Mischpult-Reglern bin. Aber ich arbeite mich Stück für Stück ins Produzieren ein. Ich würde vielleicht gerne ein paar Platten anderer Künstler co-produzieren. Ich schätze, dass ich ein gutes Gehör dafür habe, was glaubwürdig klingt und wozu Leute eine Verbindung aufbauen können. Zumindest, wenn es ums Persönliche geht.

Der Battle-Rapper Shotty Horroh aus Manchester ist auf dem Song „Sermon“ zu hören. War es wichtig für dich, einem weniger bekannten Talent wie ihm ein wenig des Rampenlichts abzugeben?

Ich wollte schon seit Jahren mit Shotty arbeiten. Er ist mein Lieblings-MC. Es wäre cool, wenn man seinen Namen weltweit kennen würde, aber das interessiert ihn vermutlich gar nicht. Er hat seine Fanbase und ist ein glaubwürdiger Typ. Seine Rhymes, Multis und sein Wortspiel verblüffen mich. Ich will ihn einem ganz anderen Publikum vorstellen und möchte, dass meine Fans seine Stimme hören können. Wenn man so will, fände ich’s gut, wenn Shotty Horroh auch vom Mainstream umarmt werden würde.

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Mit wem würdest noch gerne arbeiten?

Ich hätte gerne mit ein paar ausgewählten MCs gearbeitet, allen voran mit Chip, der eine Weile lang weg war und nun mit Grime-Musik zurückgekehrt ist. Ich finde Grime-Musik cool, aber es gibt keine Grime-Songs auf meinem neuen Album. Ich würde gerne eine Hook zu einem Song der großen amerikanischen Hip-Hop-Typen wie Jay Z oder Eminem beisteuern. Leute wie Sia inspirieren mich, ihre Stimme ist unglaublich. Mit jemandem wie ihr zu arbeiten, wäre ein Traum.

Wie sehen deine MC-Skills heute aus?

Ich finde sie akzeptabel. Ich hielt mein Rapping immer für ordentlich, aber ich komme aus einer anderen Richtung und finde, dass ich als Rapper noch ein gutes Stück des Berges vor mir habe. Leute, die keine wahrhaftigen Hip-Hop-Fans sind, sagen vermutlich über mich: „Der Typ kann nicht rappen“. Vielleicht würden auch eingefleischte Hip-Hop-Fans so argumentieren. Ich sage nicht, dass Hip-Hop-Typen meine Art des Rappings mögen müssen, aber ich besitze respektablen Flow und ich finde, dass ich schreiben kann. Das würde ich gerne in der Zukunft intensiver erkunden. Vielleicht beschäftige ich auch wieder stärker mit Mixtapes. Ich fing ja erst spät damit an. Ich war immer ein Rap-Fan, aber ich fing erst mit 18 oder 19 an zu rappen.

Was steht bei dir als Nächstes an?

Was die Musik angeht, sehne ich mich nach Live-Auftritten. Ich würde mit Live-Shows gerne so weit wie möglich gehen, um zu sehen, was in meinen Konzerten möglich ist. Ich habe bereits eine Menge meiner gesteckten Ziele erreicht, um ganz ehrlich zu sein. Und ich habe nicht damit gerechnet, sie wirklich zu erreichen. Ich dachte nicht, soweit zu kommen und eine zweite Nummer-1-Single verbuchen zu können. Es hat mich echt umgehauen. Wenn du mir vor einem Jahr prophezeit hättest, dass ich einen zweiten Nummer-1-Hit in England haben würde, wäre mir mein Rückzug eingefallen. Ich hätte gesagt: „Ich werde in Rente gehen, ich bin durch. Das war alles was ich wollte. Mir fällt nichts mehr ein, was ich noch erreichen möchte“. Jetzt denke ich offenkundig an Amerika. Ich würde es gerne in Amerika schaffen, aber ich würde gerne auch andere kreative Wege beschreiten. Der Film schwebt mir vor. Ich würde gerne etwas im Schauspielerischen unternehmen, was ich immer mit Leidenschaft betrachtete. Vielleicht schreibe ich auch Musik für Soundtracks. Ich mag Filme und würde gerne meine künstlerischen Fähigkeiten dafür nutzen.

Wie sehen deine Tour-Pläne aus?

In England werde ich im Dezember drei intime Shows in London, Birmingham und Manchester spielen. Wir planen außerdem Shows außerhalb Englands und ich kann sie kaum erwarten.

Steht Amerika auch auf deiner Agenda?

Ich würde gerne in Amerika spielen. Für mich und meine Familie wäre es ein wahrgewordener Traum, wenn ich behaupten könnte, in Amerika vor Leuten zu spielen, die mich sehen wollen. Einen Hit in Amerika zu haben – das wäre natürlich fantastisch.

Trotz deiner Höhen und Tiefen in England hast du stetige Unterstützung in anderen Ländern erfahren, oder?

Oh ja, ich habe viel Fan-Unterstützung in Europa erfahren. Ich spielte Shows von beträchtlicher Größe in Rumänien und Portugal. Es ist phänomenal, dass meine Fanbase in bestimmten Ländern dauerhaft solide geblieben ist. Dort findet man meine Musik cool und kauft Tickets für meine Shows. Ich habe im Sommer ein paar riesige Shows mit Faithless gespielt, die eine große Band sind und Stadien mit 70.000 Zuschauern füllen können, wie die Ursus Untold Arena in Rumänien.

Du wirst beim australischen X Factor auftreten. Wir wird sich das anfühlen?

Schwer zu sagen. Es ist wie eine kleine Kopfnuss, als englischer X Factor-Gewinner beim australischen X Factor aufzutreten und meine Nummer-1-Single vorzustellen. Ich schätze, dass ich’s einfach nehmen werde wie es ist und mein Bestes gebe. Natürlich ist es fantastisch, dass man mich auf der anderen Seite der Welt wahrnimmt und die Single mag. Das ist cool.

Was ist nervenaufreibender, als Kandidat beim englischen X Factor teilzunehmen oder als Künstler dorthin zurück zu kehren?

Zurückzukehren, ohne Zweifel. Vor nichts graute mir mehr in meinem Leben. Ich konnte meine Stimme während des Auftritts überhaupt nicht steuern. Mein Herz rutschte mir buchstäblich in die Hose. Was Auftritte beim X Factor angeht, fielen mir die als Kandidat ziemlich leicht. Die ganzen Medienverpflichtungen schüchterten mich ein. Es machte aber Spaß, ein Kandidat gewesen zu sein. Ich sang Songs anderer Künstler, interpretierte sie auf meine Weise und spielte ein bisschen mit deren Melodien. Es war wie ein Spiel, wie in einer Spielshow und ich hatte Spaß daran. Ich nutzte den X Factor als Bühne. Aber zurückzukehren, meinen eigenen Song zu performen und den Erwartungen der Leute gerecht zu werden, war Furcht einflößend.

Wie gehst du heute mit deinem Nervenkostüm um?

Kontrolliertes Atmen hilft ziemlich gut. Aber während der Rückkehr zum X Factor half gar nichts. Da waren selbst Atemübungen ein Fremdwort für mich. Keine meiner Methoden wirkte. Es gab nur diese Stimme in meinem Kopf, die mir sagte: „Zeit zu performen, gleich wird der Track starten. Du solltest dich besser anstrengen und etwas Gutes daraus machen“. Ich war von meinem Auftritt nicht angetan, aber er wurde gut angenommen, worüber ich froh war. Dennoch konnte ich meine Stimme nicht lenken. Stattdessen versuchte ich mein Bestes zu geben, irgendwie durchzukommen, nichts Doofes in den anschließenden Interviews zu sagen und danach weiter zu ziehen.

Wie fühlte es sich an als Syco dir anbot, einen neuen Vertrag mit dir zu schließen?

Ich fühlte mich sehr geschmeichelt und ging sofort auf das Angebot ein, denn damit schließt sich ein Kreis. Letzten Endes werden meine Enkel diese Geschichte zu schätzen wissen und die Leute werden erkennen, dass meine Underdog-Story einen guten Neuanfang fand. Diese Gelegenheit bekommen zu haben ist ermutigend. Wenn man so will, war es eine märchenhafte Lösung für mich. Ich fühle mich sehr geehrt, wieder mit Syco zu arbeiten.

Zogst du in Erwägung, Simon Cowell um dich betteln zu lassen?

(lacht) Als ich davon hörte, dass Cowells Firma Syco wieder mit mir arbeiten wollte, ging meine Single gerade durch die Decke und natürlich dachte ein Teil von mir, dass ich eigentlich niemanden brauchte, um erfolgreich sein zu können. Aber darum ging’s nicht, denn ich finde, dass ich noch vieles unter Beweis stellen muss. Mit Sycos Hilfe kann ich mehr Leute erreichen. Sie bieten mir ein Podium.

Was hat dir Simon gesagt?

Er ermutigte mich. Er sagte mir, dass ich einfach ich selbst sein soll und mich entspannen kann, wenn ich mir keinen Kopf um all das Drumherum mache. Er riet mir dazu, mich selbst mitzuteilen und gegenwärtig zu bleiben.

Du hast eingestanden, dass du früher zu viel Druck auf dich ludst, um der erste X Factor-Gewinner zu werden, der sich wirklich durchsetzen kann. War dein Comeback weniger von Druck geprägt, weil deine Erwartungen geringer waren?

Ja. Vor allem, weil ich mich all den inneren Monstern stellte, die ich vorher verborgen hielt. Damit gab ich mir selbst die Chance, von all dem, was vorher geschah, Abstand zu gewinnen. Es war ein Segen, alles gehabt zu haben und ebenso viel wieder verloren zu haben, denn dadurch lernte ich die einfachen Dinge des Lebens wieder zu schätzen. Ich erwartete nichts und akzeptierte alles. Diesmal fällt mir die Akzeptanz von allem leichter, weil ich weiß wie es ist, alles verloren zu haben. Wenn ich morgen alles verlöre, hätte ich zumindest ein paar ewig gesteckte Ziele erreicht gehabt.

Kannst du deine Arbeit mit SANE, der Wohltätigkeitsorganisation für psychisch Erkrankte beschreiben?

Ich fühle mich Menschen mit psychischen Erkrankungen nahe. Ich leide selbst darunter, habe eine Angststörung, mit der ich jeden Tag klar kommen muss. SANE bietet Menschen, die an psychischen Erkrankungen leiden, einen Zufluchtsort. Als meine Panikattacken und meine Depression Überhand nahmen, wusste ich nicht, dass es Angebote wie SANE gab. Ich wusste nicht, dass ich Leute anrufen konnte, die mir in einem Gespräch helfen würden, mich wieder selbst zu fühlen und vernünftig zu sein. Die Arbeit, die SANE leistet, ist wirklich großartig und vorteilhaft für Leute wie mich. Ich möchte daran soweit es mir möglich ist mitarbeiten. Ich traf ein paar der ehrenamtlichen Sane-Mitarbeiter. Sie opfern freiwillig sechs Stunden pro Nacht umsonst, und das eine ganze Woche lang. Sie reden mit Leuten, die Suizidgedanken haben, die depressiv sind oder andere psychische Erkrankungen aufweisen. Weil ich selbst einer der Notgeplagten war, die SANE in Anspruch nehmen sollten, wollte ich irgendwie mithelfen. Ich finde, dass SANE eine fabelhafte Einrichtung ist und hoffe, mich so lange wie möglich für sie einsetzen zu können.

Was möchtest du deinen Fans mitteilen?

Was kann ich meinen Fans sagen? Ohne sie würden all die wunderbaren Dinge nicht geschehen. Meine Fans bedeuten mir alles. Es gibt einen Kern von Fans, der über all die Jahre für mich da war, in denen es mir nicht gut ging. Ihnen gebührt mein großer Dank. Sie hielten alles am Laufen. Sie motivierten mich und gaben mir einen Grund dafür, mich wieder dazu aufzuraffen, Songs zu schreiben und das Album fertig zu stellen. Deswegen möchte ich mich einfach nur riesig bei meinen Fans bedanken.

 Interview von Marcus Liprecht im Oktober 2016

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Mehr über James Arthur im Internet:
www.facebook.com/JamesArthur
http://www.jamesarthurofficial.com

Bildrechte: Olaf Heine

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