Donnerstag, März 28, 2024

Allrouder Dan Sänger der Band Men without God und Künstler im Interview

Ob als Sänger der Band Men without God oder als Koryphäe in Sachen Kunst, Mode und Tätowieren – Wir haben uns mit dem Allroud-Künstler Dan aus Berlin unterhalten.

Begabungen werden ja bekanntlich nicht sonderlich gerecht verteilt. Während die einen sich für vollkommen talentfrei halten, wissen andere gar nicht, wohin mit ihrem kreativen Input.

Der 29-jährige Dan ist einer von ihnen. Mit seiner Freundin „Pechmarie“ führt er ein erfolgreiches Tattoostudio in Berlin Kreuzberg, dessen Kundenstamm von Rammstein bis Rise Against reicht. Noch in diesem Jahr kommt das Debutalbum seiner Deathmetal Band „Men without God“ heraus und nun hat er mit No Respect Grafix auch noch ein eigenes Modelabel gegründet.

Wer jetzt bereits grün vor Neid geworden ist, halte sich fest, denn Dans eigentliche Leidenschaft ist das Malen. Zwei Tage vor seiner ersten Vernissage im Bordell des Arts in Berlin-Mitte hat Pressure Redakteurin Diana ihn in seinem Laden besucht und mit ihm über die Kunst, Musik und das Leben gesprochen.

Redaktion: Dan, dass du ein kreativer Kopf bist, hat sich schon früh gezeigt. Mit 12 hast du angefangen, Gitarre zu spielen…

Dan: Naja, es ist ja nicht so, dass man plötzlich feststellt, besonders kreativ zu sein. Man wächst da eben irgendwie hinein. Mein Dad war sehr musikalisch, er hat damals viel Gitarre gespielt. Irgendwann so mit 12 habe ich mir dann ein Iron Maiden Album gekauft, weil ich das Cover so geil fand und dann war schnell klar: Das will ich auch machen! Also bin ich zu meinem Dad und hab’ ihm das erzählt.

Am nächsten Tag ist er losgegangen und hat mir ´ne Gitarre gekauft. Tja, aber irgendwie ging das dann alles doch nicht so einfach wie ich mir das vorgestellt hatte… (lacht). Mit dem Malen und Zeichnen war das anders, dass ich dafür eine Ader habe, hat sich recht früh bemerkbar gemacht, weil ich immer die Wände in meinem Zimmer komplett zugemalt habe. Egal was und wie groß, irgendwann sah es einfach nur noch bunt aus. Und so hat sich die farbenfrohe Malerei bis heute wie ein roter Faden durch mein Leben gezogen.

 

Redaktion: Umso verwunderlicher, für welche Ausbildung du dich nach der Schule entschieden hast!

Dan: He he… ja, ich habe eine sehr kernige und bodenständige Ausbildung gemacht und zwar als Einzelhandelskaufmann. Du weißt ja wie das ist, wenn die Lehrer täglich predigen: „Du musst eine Ausbildung machen!“. Das ist ein Stück weit auch typisch für die deutsche Mentalität… du musst eine Ausbildung haben, du musst einen vernünftigen Job haben und es muss alles schön geordnet sein. Jedenfalls habe ich dann Einzelhandelskaufmann gelernt und als ich fertig war, wurde mir sofort ein Job angeboten. Plötzlich war ich jüngster Abteilungsleiter. Das war im ersten Moment natürlich geil, mit Anfang 20 gleich so gut Geld zu verdienen.

Doch nach fünf Jahren in dem Job habe ich irgendwann gemerkt, dass das nicht meine Welt ist. Mich haben die Mitarbeiter genervt, die dort den ganzen Tag mit Tunnelblick herumstanden und sobald der Chef die Treppe hinunter kam, so taten als seien sie beschäftigt. Das eigenständige Denken hat komplett gefehlt. Außerdem hat man mir dort absolut keinen Raum für Kreativität gegeben. Ich hatte so viele Ideen, aber es war immer entweder kein Geld da oder man hielt es für zu gewagt, etwas zu verändern.

Tja und irgendwann kam dann der Tag, an dem ich im Laden stand und mir das alles plötzlich extrem bewusst wurde. Irgendwie sah ich mich selbst, aus einem ganz komischen Blickwinkel. Ich sah mich da zwischen Kollegen, die fast dreimal so alt waren wie ich und denen ich Aufgaben geben musste. Ich stand eine Weile so da und habe mich umgeguckt… und umgeguckt… und dann habe ich beschlossen, dass ich dort nicht alt werden, abstumpfen und vor mich hinvegetieren will. Also bin ich hoch zum Chef und hab’ gesagt: „Ich kündige. Ihr könnt mich mal. Tschüss, das war’s…“.

 

Redaktion: Das klingt nach einem harten Bruch. Wie ging es dann weiter?

Dan: Dann hatte ich natürlich erstmal einen krassen Hänger. Nachdem ich dort gekündigt habe, bin ich in ein Loch gefallen. Ich hatte keinen Job mehr, hatte Zoff mit meiner Band und hab’ mit denen ‚Schluss gemacht’, dann habe ich auch noch mit meiner damaligen Freundin Schluss gemacht und plötzlich hatte ich NICHTS mehr. Ich habe eine Weile richtig Party gemacht und bin so von einem Extrem ins Andere. Doch mit der Zeit merkte ich dann, dass es so auch nicht weitergehen kann. Und dann sprach mich mein Tätowierer an. Er wusste, dass ich viel zeichne und sagte: „Mensch, du bist doch so kreativ, tu was! Du hast die Gabe, also mach was daraus!“

Daraufhin habe ich mich hingesetzt und ein dreiviertel Jahr an einer Mappe gezeichnet, bevor ich in den ersten Tattooladen gegangen bin. Das hat dann aber auch gut geklappt, ich habe einen Job gekriegt, viel an mir und Kumpels geübt und ja, seit dem arbeite ich als Tätowierer.

 

Redaktion: Aber nicht nur das, du hast schließlich auch ein eigenes Modelabel gegründet. Bei der Kombination von Mode und Tattoos, muss ich unweigerlich an gruselige Ed Hardy T-Shirts denken. Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Dan: Chaos! Ganz einfach. He he… Als ich anfing, T-Shirts zu designen, habe ich das eigentlich nur nebenbei für Bands gemacht. Und so kam ich nach und nach auf die Idee, eigene Klamotten zu machen. Dabei war aber von Vornherein klar, dass ich nicht so etwas wie Ed Hardy machen will, denn der is ja nun wirklich… ähm… „verpöhnt“, naja, da muss ich wohl nicht viel zu sagen… Ich mache immer das worauf ich gerade Bock habe, viel mit Skulls und Schädeln, Mädels mit Knarren, Hauptsache es sieht cool aus und rockt! Und ja, die Leute fahren drauf ab, das ist natürlich cool!

Redaktion: Im NoRespectGrafix Store in Berlin Kreuzberg gibt es nun ein rundum Angebot: Tattoos – Mode – Kunst. Wann hast du dich dazu entschlossenen, alles miteinander zu kombinieren und den Laden zu eröffnen?

Dan: Also den Laden hier habe ich 2007 mit meiner Freundin zusammen aufgemacht. In Hamburg, hatte ich vorher zwar auch schon einen, doch da war ich mit vielen Dingen und dem ganzen Drumherum sehr unzufrieden. Und so kam es dann, dass ich zu meiner Freundin, die auch schon 13 Jahre tätowiert, nach Berlin gezogen bin. Irgendwann hatten wir dann die Idee, zusammen was auf die Beine zu stellen. Natürlich haben wir viel darüber nachgedacht, ob es das Wahre ist, mit dem Partner zusammen ein Geschäft zu eröffnen, aber dann haben wir es einfach gemacht und es läuft super.

 

Redaktion: An dir scheint aber auch wirklich kein Talent vorbeigegangen zu sein, denn als ob es nicht genug wäre, dass du tätowierst, Klamotten machst und in ein paar Tagen deine erste Vernissage feierst, hast du auch noch eine eigene Band, die in diesem Jahr ihre erste Platte ´rausbringt!

Dan: Ich habe schon in unzähligen Bands gespielt. Auf die einen bin ich stolz, auf die anderen weniger, wie das eben immer so ist… 2008 haben wir dann Men without God gegründet. Unsere Musik würde ich als Rock mit Deathmetal Einflüssen beschreiben. Das Album haben wir schon letztes Jahr aufgenommen, wir sind auf Promo-Tour gewesen, haben einige Konzerte gespielt und dann hat sich leider unser Sänger verabschiedet. Allerdings hat sein Ausstieg uns im Nachhinein mehr Möglichkeiten eröffnet.

Bis dahin war alles auf ein sehr monotones Geschrei limitiert und bei der Suche nach einem neuen Sänger haben wir dann die Augen nach Jemandem offen gehalten, der einfach ein bisschen mehr kann als nur schreien. Wir suchten nach einem Sänger, der schreien, brüllen, aber eben auch singen kann, im Stil von Pantera und Slipknot zum Beispiel. Mittlerweile haben wir auch jemanden gefunden, der diese Erwartungen erfüllt und mit ihm werden wir jetzt ins Studio gehen, um die Vocals einzusingen. Wenn die Platte dann fertig ist, werden wir natürlich auch wieder auf Tour gehen.

 

Redaktion: Hand auf’s Herz: Welche deiner kreativen Tätigkeiten machst du am Liebsten?

Dan: Definitiv das Malen! Dazu gibt es auch `ne coole Story. Meine Freundin und ich haben uns vor über drei Jahren kennen gelernt als wir eine Show zusammen gespielt haben. Ich hatte vorher das Foto ihrer Band gesehen und gleich einen Kumpel angerufen: „Ey, lass mal mit denen spielen, mach mal ´ne Show klar!“ So wie wir Kerle halt sind: „Cool, Weiber!!“ He he… Jedenfalls haben wir uns bei diesem gemeinsamen Auftritt kennen gelernt und sind zusammen gekommen. Zu meinem nächsten Geburtstag hat sie mir dann ein Bild auf Leinwand geschenkt. Ich habe mich natürlich total gefreut und es immer angeguckt, wenn ich an meinem Schreibtisch saß.

Tja und irgendwann hat es *klick* gemacht. Ich hatte bis dato noch nie auf Leinwand oder überhaupt mit Pinsel gemalt und so großkotzig wie ich bin, dachte ich plötzlich: „Das kann ich viel besser…“. Ich also losgetigert, Pinsel, Leinwand und ein paar Farben gekauft und dann ging’s los. Die ersten Bilder waren natürlich eine Katastrophe, aber ich hab’ immer weiter gemacht. Das ist so ein Ego Ding bei mir, ich muss immer der Beste sein… ja und jetzt male ich seit drei Jahren und man kann sagen, dass ich von Jahr zu Jahr einen Sprung gemacht habe. Mittlerweile bin ich von Acryl- auf Ölfarben umgestiegen und mit dem Medium Öl bin ich super zufrieden.

Redaktion: Man kann also zusammenfassen, dass nicht nur du mit zahlreichen Talenten gesegnet bist, sondern auch deine Freundin, die ebenfalls eine Band hat, malt und tätowiert. Ihr zwei habt euch wohl wirklich gesucht und gefunden!

Dan: Das Lustige ist, dass wir beide vorher immer gesagt haben: Niemals einen Tätowierer als Partner und nie-nie-nie einen Musiker als Partner! Ähm ja… verkackt, würde ich sagen!

Nein Quatsch, wir ergänzen uns eigentlich ziemlich gut. Allerdings sind wir beide sehr extreme Personen. Entweder volle Pulle oder eben gar nicht. Einerseits sind wir oft so nah beieinander, dass wir den exakt gleichen Satz, im selben Wortlaut, gleichzeitig sagen. Andererseits leben wir manchmal in komplett verschiedenen Welten, mit unterschiedlichsten Meinungen und Ansichten, was in Kombination mit ihrem persischen Temperament natürlich auch mal etwas schwierig werden kann… (lacht). Nein, wir sind sehr zufrieden!

 

Redaktion: Dan, ich danke dir für das nette Interview und wünsche dir weiterhin viel Erfolg in Sachen Kunst, Mode, Tätowieren und Musik. Vielleicht sehen wir uns ja noch in diesem Jahr zur Plattenbesprechung von Men without God wieder!

 

Mehr zu Dan – No Respect Grafix:

MySpace Seite: http://www.myspace.com/norespectgrafix

MySpace Seite: http://www.myspace.com/menwithoutgod

 

Text von Diana Ringelsiep

Fotos: No Respect Grafix

 

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