Frank Danisch ist Tätowierer und machte auf der Tattoomenta in Kassel den zweiten Platz in der Kategorie „Bester Nachwuchstätowierer“. Wir sprachen mit dem Nachwuchskünstler über seine Arbeit als Tattookünstler und seine Passion für den Stil „Neo Traditional“.
Update: Inzwischen arbeitet Frank Danisch in seinem eigenen Tattoostudio www.atelier-kleinerprinz.com
Das Tattoostudio Tempel München zählt hierzulande zu den deutlich bekannteren Studios, die bereits seit 2007 einen sehr guten Ruf in der Szene genießen. Von Piercing bis Tattoo, gibt es hier die gesamte Palette, die professionell von einem fachkundigen Personal angeboten wird. Im Herzen Münchens gelegen, findet ihr den Shop direkt an der S-Bahn-Station Rosenheimer Platz.
Hi Frank, Bitte sei so nett und stelle Dich unseren Lesern vor. Wie bist Du auf die Kunst des Tätowierens aufmerksam geworden und auf welchen Stil hast Du Dich spezialisiert?
Hallo, mein Name ist Frank Danisch, oder einfach Franky. Wie ich zum tätowieren gekommen bin ist eine längere Geschichte. Nach meinem abgebrochenen Grafikdesign-Studium habe ich bei meinem Stiefvater eine Ausbildung zum Elektriker gemacht doch war ich nie glücklich in diesem Berufsfeld. Nachdem ich aber schon seit ich denken kann immer gezeichnet habe, wollte ich etwas daraus machen, was sich als sehr schwierig herausstellte. Ich erhielt mein erstes kleineres Tattoo im Tempel München und 2 Jahre später das erste Große Tattoo in Berlin. So begann meine Leidenschaft für dieses Thema zu wachsen.
Ein guter Freund von mir brachte mich dann auf die Idee selbst zu tätowieren. So kaufte ich mir meine erste Maschine und das restliche Equipment und begann auf besagtem Freund zu üben. Ein halbes Jahr später begann die Nachfrage stark zu wachsen sodass ich auf unserem Grundstück eine Tättohütte baute und komplett ausstattete, damit ich nicht mehr in meiner Wohnung tätowieren musste.
Nach kurzer Zeit und einem weiteren Maschinenkauf, wurde ich von dem Hersteller Stephan Fischer von Bavarian Custom Irons entdeckt und dem Tempel München empfohlen. So kam es zum Probearbeiten und einem festen Arbeitsverhältnis. Nun konnte ich meinen Elektriker Job endlich an den Nagel hängen da ich zuhause immer nach der Arbeit tätowiert habe. Nun bin ich seit etwa 1,5 Jahren im Tempel München und tätowiere insgesamt seit 2,5 Jahren. (Anm. d. Redaktion: Inzwischen ist Frank Danisch selbständig mit seinem eigenen Tattoostudio www.atelier-kleinerprinz.com)
Ich habe mich auf den Stil Neo Traditional mit einer gewissen Eigennote spezialisiert.
Was genau hat es mit „Neo traditional“ auf sich und wie wird dieser Stil in der Tattoo-Szene angenommen?
Neo Traditional ist stark an den Stil Oldschool angelehnt, man könnte allerdings sagen, es ist eine Neuinterpretation. So sind mehr verschiedene Farbtöne möglich als beim Oldschool und detailliertere Objekte. Der Stil besteht aus verschieden Linienstärken und satten Farbflächen dadurch wird er sehr Zeitlos.
Am Neo Traditional fasziniert mich vor allem, dass man so gut wie jedes Thema perfekt und sehr individuell umsetzen kann. Der Stil kommt in der Szene je nach Region sehr gut an, da bekannt ist, dass der Stil sehr lange haltbar ist und über die Jahre trotz Alterung sehr beständig bleibt.
Kürzlich wurdest Du für Deine Kunst im Rahmen eines Newcomer Contest vom Tätowiermagazin ausgezeichnet. Was hatte es damit auf sich und was für ein Motiv wurde bewertet?
Jedes Jahr sucht das Tätowiermagazin den besten Nachwuchstätowierer Deutschlands, Österreichs und Schweiz. Die Bewerber dürfen maximal 3 Jahre tätowieren. Aus den Bewerbern sucht das Tätowiermagazin die 10 Besten heraus. Über ein Onlinevoting entscheiden die Leser welche 3 in Kassel auf der Tattoomenta um den Titel „Bester Nachwuchstätowierer“ kämpfen dürfen.
Die Top 3 erhalten auf der Convention alle das selbe Thema und müssen daraufhin in 2 Tagen einen Entwurf von Hand fertigen und diesen schließlich tätowieren. Dieses Jahr wurde das Thema „Kindheitserinnerungen“ vorgegeben. Mein Model war zugleich mein Verlobter Pirmin Zoller. Ich tätowierte an 2 Tagen insgesamt 12 Stunden den Oberschenkel von Pirmin. Mit dem Ergebnis gewann ich den 2. Platz.
In welchem Studio arbeitest du hauptsächlich und wie stark bist du dort ausgelastet? Wie lange muss man auf einen Termin bei Dir warten?
Ich arbeite seit Juni 2016 im Tempel München und vergebe einmal pro Quartal die Termine, sodass längere Wartezeiten nicht entstehen um jeden Kunden schnellstmöglich glücklich zu machen. Längere Wartezeiten können jedoch unter Umständen auch zustande kommen.
Tätowierst Du jeden Wunsch Deiner Kunden? Wo ziehst Du die Grenzen und lehnst ab?
Da ich jedes Motiv selbst und Freihand entwerfe, versuche ich natürlich auf jeden Kundenwunsch einzugehen und es selbst ästhetisch zu finden, da ich nichts unästhetisches tätowieren möchte. Meine Grenze ziehe ich bei Minderjährigen sowie bei untätowierten, die an Offensichtlichen Stellen ihr erstes Tattoo von mir möchten. z.B. erhält eine 18-Jährige Person von mir weder ein Gesichts- noch ein Handrückentattoo.
Welche Motive würdest du niemals tätowieren?
Ich sehe von unästhetischen und Politisch unkorrekten Tattoo ab.
Welche Trends zeichnen sich anhand der Kundenwünsche ab?
Eine erhöhte Anfrage besteht in Mandala-Motiven, Geometrik sowie kleinere Tattoos wie die Unendlichkeitsschleife oder davonfliegende Vögel. Klassiker wie Rosen, Anker und Totenköpfe gehen aber auch immer.
Inzwischen gibt es ebenso viele Cover-Up-Wünsche, wie grundlegend neue Tattoo-Wünsche. Wie gehst Du mit diesen Anfragen um und was sind das für Motive, die Kunden ungeschehen machen möchten?
Cover-ups lehne ich prinzipiell ab, da sich einige, auch bei uns im Geschäft, darauf spezialisiert haben und ich an einer freien Hautstelle mehr Spaß empfinde und mich kreativ besser ausleben kann. Typische Cover-Motive sind das altbekannte „Arschgewei“ (Steißtattoo), Triabals und Jugendsünden.
Welche Tattoo-Stile gefallen Dir persönlich am besten?
Da ich mich auf meinem Stil, Neo Traditional, spezialisiert habe, ist dies auch mein Favorisierter Stil. Ich trage ihn auch selbst ausschließlich auf meinem Körper.
Und welche Motive beeindrucken Dich?
Mich beeindrucken vor allem schöne Frauengesichter, Tiere und alles Organische.
Wie rebellisch ist es heutzutage eigentlich noch, sich tätowieren zu lassen?
Ich würde sagen, dass es sich mit der Zeit bessert, aber noch nicht überall gut ankommt, sei es im Job oder bei den Älteren Generationen. Früher wurden für die Tattoos eher Stellen gewählt, die gut zu verdecken sind. Jedoch kommt es mir nun so vor, als ob sich die Kunden Stellen aussuchen die gut sichtbar sind um aufzufallen.
Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören Dir!
Ich wünsche mir für die Zukunft, dass ich noch jede Menge schöne Tattoos zaubern darf und viele interessante Gespräche mit meinen Kunden führen kann.
Interview mit Marcus Liprecht im November 2017
Interessante Links:
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