alan wake games review

Stephen King und „Twin Peaks“ lassen grüßen: In „Alan Wake“ begibt sich der Spieler in einen real gewordenen Alptraum eines Schriftstellers, der sich plötzlich im eigenen Roman wieder findet. Psycho-Thriller und Action-Horror vermengen sich zu einem alptraumhaften Abenteuer in traumhafter Kulisse, dem nur wenig zum ganz großen Hit fehlt.

Worum geht’s?

Alan Wake ist Schriftsteller. Ein ziemlich erfolgreicher sogar, seine Stephen-King-ähnlichen Horror-Romane verkaufen sich wie geschnitten Brot. Und wie das so ist bei Schriftstellern (oder auch Musikjournalisten), hat Alan eines Tages eine Schreibblockade. Die hält an und so beschließt seine Frau, ihm mit einem Ferienaufenhalt etwas Gutes zu tun. Das liebliche Städtchen Bright Falls mit seinen Bergen drumheru, dazu den Seen und dichten Wäldern soll die Probleme an der Schreibmaschine ein für alle Mal beseitigen. So zumindest die Idee.

Als die beiden jedoch in Bright Falls ankommen, ihre Ferienhütte am See beziehen und Alan Wakes Geliebte nach einem Streit der beiden plötzlich verschwindet, ist nichts wie zuvor und der Alptraum nimmt seinen Lauf. Denn nun findet sich Alan plötzlich in einem seiner eigenen Romane wieder – und ein Ausweg ist nicht in Sicht. Wo ist seine Frau, was ist mit ihr geschehen, wie bekommt er sie wieder? Fragen, die allesamt unnötig werden, als die erste Gestalt aus dem Schatten auftaucht, sich langsam nähert und mit einem Axthieb unmissverständlich klarmacht, dass Alan in diesem Alptraum nicht auf Freunde hoffen darf, sondern nur Legionen von Feinden – den so genannten „Besessenen“ – begegnet.

 

Wie funktioniert’s?

Um diese auszuschalten, wird der Autor im wahrsten Sinne des Wortes zum Krieger des Lichts. Denn nur indem man die Feinde zunächst mit der Taschenlampe blendet und dadurch „sichtbar“ macht, kann man ihnen darauf hin mit dem Revolver den Rest geben. Doch sowohl die Batterie der Lampe als auch der Munitionsvorrat der Kanone sind begrenzt – über kurz oder lang bleibt nur die Flucht oder verdammt viel Zielwasser. Oder die Flucht in die nächste Lichtquelle – denn hier können die Feinde dem Schriftsteller nichts anhaben. Man sieht: Kämpfen ist nicht immer die beste Option, besonders im späteren Spielverlauf sollte man öfters mal die Beine in die Hand nehmen.

Oder zu größeren Waffen greifen, etwa der Schrotflinte oder der Leuchtpistole. Ein Schuss aus letzterer reicht, um gleich einen ganzen Trupp von Besessenen auszulöschen. Zumindest, wenn es sich um deren einfache Variante handelt. Denn auch die Gegner werden mit der Zeit stärker und stärker – die Herausforderung im Spiel steigt mit dessen Fortschritt.

Dabei bleibt die Handlung zunächst keineswegs linear: Alan bewegt sich zwar durch Landschaften, die keine Möglichkeiten bieten, auch abseits des festgelegten Weges nach neuen Pfaden zu suchen, dafür wird die Geschichte dank der „Episoden“-Form äußerst spannend erzählt. Sechs davon gibt es und zumindest die ersten drei sorgen für reichlich Verwirrung, da sie zeitlich nicht nacheinander, sondern kreuz und quer angesiedelt sind. So findet man sich plötzlich in der Vergangenheit wieder, dann in einer düsteren Gegenwart oder einer möglichen Zukunft. Dieser Horror-Roman ist äußerst geschickt aufgebaut und verwirrt nicht nur Alan, sondern auch den Spieler. Bis man feststellt, dass der Autor selbst es ist, der sich für die Story verantwortlich zeichnet.

 

Wie lange dauert’s?

Bis dahin vergeht einige Zeit. Allerdings ist „Alan Wake“ auch auf dem Schwierigkeitsgrad „Schwer“ kein Roman in Stephen-King-Umfang geworden, sondern eher eine Kurzgeschichte. Nach gut neun Stunden flimmert der Abspann über den Schirm und auf geübte Spieler warten danach nur wenige Herausforderungen. Man kann die ganzen Level nochmals nach den verschiedenen Sammelobjekten (etwa Buchseiten, Kaffeekannen, Ortsschilder oder Büchsen-Pyramiden) durchsuchen, aber spielerisch oder in Sachen Story bringt das wenig weiter. So bleibt nur der brettschwere „Alptraum“-Modus, der aber mehr frustet als reizt.

 

Video: Alan Wake – Game Trailer

Was rockt

Bright Falls sieht so verdammt gut aus, dass man auf dem Weg durch die Wälder, Berge und Täler immer mal wieder einfach stehenbleibt und sich die Landschaft anschaut. Was die Macher von Remedy hier gebaut haben, kann sich definitiv sehen lassen! Auch die Fights sind angspruchsvoll geworden, allerdings immer fair. Munition und Batterien für die Lampe finden sich dann eben doch immer mal wieder, an Knappheit ist hier nicht zu denken. Zuletzt ist es die Geschichte, die den größten Reiz von „Alan Wake“ ausmacht. Spätestens ab der dritten Episode ist man so sehr in das Geschehen hineingezogen worden, dass man unbedingt wissen will, nein, wissen muss, wie das hier ausgeht. Lange Nächte mit dem einen oder anderen gepflegten Schockmoment stehen Horror-affinen Gamern also definitiv bevor!

 

Was nicht rockt

Nur leider wird’s bei drei oder vier Nächten bleiben, denn dann ist das Game durch. Die Spielzeit ist definitiv das größte Manko von „Alan Wake“, hier wäre mehr drin gewesen. Auch in Sachen Spielwelt hätte ein wenig mehr Offenheit gut getan. Wieso kann ich mich nicht durch den Wald schlagen wie ich will, sondern muss den Pfaden folgen, die mir das Spiel vorgibt? Wieso gibt es keine moralischen Entscheidungen, die den Fortgang des Games beeinflussen? Hier herrscht für meinen Geschmack ein wenig zuviel Linearität.

 

Und der Schluss…

…passt soweit schon. „Alan Wake“ ist kein schlechtes Game. Wer „Silent Hill“ und die ersten „Resident Evil“ mochte, wird sich hier schnell heimisch fühlen. Schock-Momente sind garantiert, wenn auch rar. Die Landschaft ist phänomenal, die Charaktere glaubwürdig und die Story so dicht wie das Unterholz, durch das sich Alan schlägt. Dank der angekündigten Zusatz-Inhalte wird die Spielzeit immerhin ein wenig länger ausfallen als beim reinen Hauptspiel. Dafür ist allerdings Kohle fällig. Ob man die nach rund neun intensiven Stunden, die im Nachhinein betrachtet eben viel zu schnell rum sind, noch investieren will, bleibt dem Horror-Fan vor dem Bildschirm überlassen.

 

Mehr zu Alan Wake

Systeme: Xbox 360

Entwickler: Remedy

USK: ab 16

Preis: zwischen 45 und 55 Euro

 

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Artikel von Volker

Fotos: Remedy

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