Bruce Springsteen, Udo Lindenberg, Peter Maffay. Das sind nur drei Namen von Künstlern, mit denen Bertram Engel schon auf der Bühne stand. Egal ob am Klavier oder dem Schlagzeug, der 67-Jähriger ist ein echter Vollblutmusiker – und jetzt auch noch Bestseller-Autor.
Mit seinem Buch „Mit alten Männern spiel ich nicht” geht er auf Solotour. Dem Pressure-Magazine hat er schon mal einen Einblick in sein Rockerleben und sein neuestes Projekt gegeben.
Töpfe, Ludwig und Schlagzeug
Geboren 1957 als Bertram Passmann, wuchs er im nordrhein-westfälischen Steinfurt, nahe der holländischen Grenze, auf. Sein Vater starb 1965, daher wurde er von seiner Mutter und seinem zehn Jahre älteren Bruder großgezogen.
Schon als Kind war Bertram Engel begeistert davon Musik zu machen:
„Mit sieben Jahren habe ich Klavierunterricht bekommen. Wir hatten da ein altes Klavier rumstehen. Aber ich hab auch gern auf Töpfen rumgetrommelt.“ Inspiriert hatte ihn dazu wohl Ringo Starr, Drummer der Beatles.
Sein Bruder hatte einen Film über das Konzert 1965 im Shea Stadium in New York angesehen. „Da saß Ringo oben auf einem Podest am Schlagzeug. Auf dem stand der Name Beatles und darunter Ludwig. Und laut meinem Bruder muss ich dann gesagt haben, dass ich sowas wie der Ludwig machen will, weil ich dachte, der heißt so.“ Es handelte sich natürlich nicht um den Namen des Künstlers, sondern die Herstellerfirma des Schlagzeugs.
Kurze Zeit später bekam er selbst ein solches Instrument. Er übte, übte und übte. „Meine Mutter kam dann immer wieder mal in den Keller zu mir mit Getränken und Snacks, damit ich überhaupt was gegessen habe – so vertieft war ich“, sagt Bertram Engel und lacht. Trotzdem ging er auch noch zum Klavierunterricht, „weil meine Mutter gesagt hat, ich kann ja nicht nur auf Töpfen rumhauen. Die hat das nicht ganz so verstanden“. Das habe er aber nie bereut, weil er dadurch später auch Songs für andere Künstler schreiben und produzieren konnte.
Mit zehn Jahren hatte er sein erstes kleines Konzert im Keller.
„Ich konnte den Beat zu Little Miss Lover von Jimi Hendrix spielen, was gar nicht so einfach ist, da es sich um eine komplizierte Bassdrum-Figur handelt.“ Davon wurde auch sein Bruder aufmerksam, der bereits in einer Band spielte. Er lud die anderen Mitglieder und Freunde ein, seinem kleinen Bruder zuzuhören. „Die haben das alle toll gefunden und das hat mir den Ehrgeiz gegeben, weiter zu üben.“
Mit seinem Bruder gründete er 1975 das Duo „Gebrüder Engel”. Anstoß für den Namen gab ihnen Steffi Stephan, Bassist des Panikorchesters von Udo Lindenberg. Die beiden Geschwister saßen bei ihm auf der Couch. Bertram Engel erinnert sich: „Mein Bruder und ich hatten lange blonde Haare. Als die Sonne durchs Fenster schien, sah es aus, als hätten wir Heiligenscheine. Steffi Stephan hat gesagt, ihr seht aus wie Engel. Und dann haben wir uns gedacht, das wär doch ein geiler Name.“
50 Jahre gemeinsamer Rock ‘n’ Roll: Mit Udo kommt auch Peter
Seinen ersten Kontakt mit Stephan, dem Panikorchester und Udo Lindenberg hatte Bertram Engel aber bereits zwei Jahre zuvor. „Dank meines Bruders“, betont er, „der brachte mich in den Probenraum des Panikorchesters in Münster.“ Bertram Engel durfte dort den Song Jonny Controlletti spielen, womit er Udo Lindenberg überzeugte, dass in ihm ein echtes Talent steckt. „Udo hat gesagt, wenn der aktuelle Schlagzeuger sich mal ein Bein bricht, dann ruft er mich an.“
1976 war es dann soweit. Der Schlagzeuger wurde zwischendrin schon mal ausgetauscht. Als dieser Nachfolger jedoch vermutlich wegen Drogen durchgedreht ist – so beschreibt es Engel – musste ein Ersatz her. „Steffi Stephan hat sich an mich erinnert und ich durfte nochmal vorspielen.“ Mit Erfolg. Engel war fortan Teil des Panikorchesters.
Doch damit war noch nicht Schluss mit den Gebrüdern Engel. Erst 1980 stieg Bertram Engel aus, weil er sich mit der Band nicht mehr identifizieren konnte und sich als Schlagzeuger breiter aufstellen wollte – auch international.
Er bekam ein Angebot von Eric Burdon von der Band „Animals”, jedoch entwickelten sich keine großen Projekte. Im Lauf seiner Karriere durfte er aber Stars wie Robert Palmer, Joe Cocker und Bruce Springsteen begleiten.
Und eben Peter Maffay. Bei einem Auftritt des Panikorchesters waren der und sein Manager unter den Besuchern. Sie suchten nach Künstlern, um eine Band zusammenzustellen. „Am nächsten Tag kam schon der Anruf und ich bin nach Berlin, um mich mit ihnen über ihre Pläne zu unterhalten“, sagt Engel. Und dann stieg er auch in diese Band ein.
Ebenso dabei war Jean-Jacques Kravetz, den Engel bereits vom Panikorchester kannte. Etwas später wurde auf Vorschlag von Engel zudem Steffi Stephan in Peter Maffays Band engagiert.
„So waren wir drei Leute, die in beiden Bands gespielt haben. Mittlerweile bin ich aber der einzige, mit Peter, der noch dabei ist und nie ausgetauscht wurde“,sagt Engel.
Seit etwa 50 Jahren gehört er damit zum festen Band-Inventar der beiden Rocklegenden.
„Jung im Kopf bleiben”: Ein neues Kapitel für Engel
Jetzt geht Engel aber auch eigene Wege. Ein neues Kapitel startet für ihn mit seiner Solotour „Mit alten Männern spiel ich nicht”. Grundlage ist der gleichnamige Bestseller, den er veröffentlicht hat.
Zu dem Namen gibt es natürlich auch eine Geschichte: „Das ist etwa 40 Jahre her, da waren wir im Studio mit Peter. Und alle waren irgendwie schlapp. Da hab ich die Notenstücke einfach vor Peters Füße geschmissen und gesagt: Ich hab keinen Bock auf den Alte-Männer-Scheiß.“
Für Engel ist es wichtig, jung im Kopf zu bleiben. „Egal für wen du spielst, du musst wissen, wie die Künstler ticken, welchen Background sie haben, damit das Spiel zu ihrem Feeling und ihrer Message passt. Und das geht nur wenn du jung und fit im Kopf bleibst.“
Peter Maffay habe Engel Recht gegeben, dass sie schlapp waren. Auch habe er ihm nie vergessen, wie er ihm die Stücke vor die Füße schmiss. In Interviews hatte Maffay den Satz mit dem Alte-Männer-Scheiß jedoch umgeformt in „Mit alten Männern spiel ich nicht“.
Diese Erlebnisse sind auch in dem Buch von Engel enthalten. „Es ist ehrlich und direkt geschrieben. Ich nehme da kein Blatt vor den Mund“, betont er. Bei seinen Auftritten liest er deshalb 12 Kapitel daraus vor, zwischendurch spielt er aber auch mal am Schlagzeug, oder am Klavier und singt Songs, die er für Maffay und Co komponiert hat, zum Beispiel von der Tabaluga-Tour. Unterstützt wird er von Gitarrist Benny Young, den er beim Panikorchester kennengelernt hat.
Somit taucht das Publikum nicht nur in das Leben von Engel ein, es werden auch bei ihnen selbst Erinnerungen an die Kindheit und Jugend geweckt.
Text von Manuel Hinmüller
Die nächsten Termine:
15.01. 2025 Stuttgart, Theaterhaus
17.01. 2025 München, Alte Kongresshalle
20.01. 2025 Bremen, Metropol Theater
22.01. 2025 Essen, Lichtburg
Mehr Infos gibt es auf seiner Webseite www.bertramengel.com