In dem autobiografischen Werk des ehemaligen Mitglieds des zu Beginn der 80er Jahre extrem erfolgreichen Avantgarde-Post-Punk-Duos „DAF“ (Deutsch Amerikanische Freundschaft) berichtet Robert Görl zuerst von seinem Aufenthalt im Winter 1989 im Krankenhaus.
Der körperlich und seelisch gezeichnete Protagonist blickt, nachdem er einen schweren Autounfall gerade so überlebt hat, ans Bett gefesselt zurück auf seine Vergangenheit. Wie er als junges Kind mit seinen Geschwistern bereits in ein Heim kommt, dort zu Beginn nichts spricht, bis er dann bei einem Chorauftritt (un-)bewusst mitsingt. Der junge Robert verachtet zu dieser Zeit alle Autoritäten, die ihm auferlegen, wie er sich verhalten müsse, um nach ihren Vorstellungen gesellschaftlich kompatibel zu sein. Das führt dann dazu, dass sein damaliger Religionslehrer ihn aufgrund einer „blasphemischen“ Aussage beinahe krankenhausreif prügelt. Ebenso zuwider sind ihm die Tugenden „Ehrgeiz“, „Fleiß“ oder „Schweiß“, die man bis zum heutigen so oft von Heranwachsenden fordert, wenn man sie für etwas begeistern möchte oder sie zu etwas bringen möchte, das man selbst gerne erreicht hätte.
Wirklichen Freude am Lernen, Üben und Ausprobieren findet der Protagonist nur in der Musik, die er spielerisch lernt. Es folgen Arrangements in diversen Jazz-Bands und schließlich eine Karriere bei „DAF“ und später als Solokünstler, die Robert Görl finanzielle aber keine geistige Unabhängigkeit bescheren. Er bleibt ein Getriebener, der jahrzehntelang von Moment zu Moment nach noch mehr Aufregung und immer besseren Kicks strebt.
Meines Erachtens spiegelt sich diese Einstellung in der Schreibweise wider. So werden viele Ellipsen verwendet, die für einen guten Lesefluss sorgen, die jedoch auch die Rastlosigkeit des Protagonisten vor Augen führen.
Dies ändert sich auch nicht, als Roberts Leben durch den Unfall von heute auf morgen plötzlich umgedreht wird und er genügend Zeit hat, die Weichen für ein bewussteres Leben zu stellen. In Thailand findet er in den folgenden Jahren im buddhistischen Glauben die Antworten auf die elementaren Fragen, die er früher mit Alkohol, Sex und Drogen unterdrückte. Ob Robert neben dem Sinn des Lebens auch noch seine wahre Liebe in Thailand findet, wird der Leser am Ende des Buches erfahren.
Buch Review von Sven Dehoust