Donnerstag, März 28, 2024

Social Distortion

Bandhistorie:

In den späten 70ern kam es in Südkalifornien (USA) – resultierend auch aus der Punkwelle in Großbritannien mit Bands wie The Clash, Sex Pistols, The Damned – zu einer gewaltigen Punkrock-Explosion, aus deren Auswirkung sich neben vieler hundert anderer Bands, wie Black Flag oder den Circle Jerks auch eine Band namens Social Distortion gründete.

Verantwortlich dafür zeigten sich 1978 vier junge Menschen aus einem Vorort L.A.’s, Fullerton (Orange County): Mike Ness, Casey Royer, Rikk Agnew & Frank Agnew. Die Band ging nach einigen Monaten wieder auseinander; Casey, Rikk und sein Bruder Frank wurden gemeinsam die Adolescents (und nahmen das eigentliche S.D.-Stück „Amoeba“ mit), Dennis Danell (1962-2000) & Mike Ness, die sich bereits seit ihrer frühen Schulzeit kannten, formierten sich mit Schlagzeuger John Carrot schließlich 1980 zu Social Distortion, der eigentlichen „Urbesetzung“.

Inspiriert von Bands wie den Ramones, Sex Pistols, T.S.O.L., The Germs, The Clash folgten schnell die ersten Auftritte in Fullerton & im Raum Los Angeles. Nachdem Robbie Fields von Posh Boy Records die Band auf einer Party live erlebt hatte, veröffentlichte jenes Label 1981 schließlich die Debütsingle von Social Distortion, „Mainliner/Playpen“. Nach einigen Besetzungswechseln, Derek O’Brien für John Carrot an den Drums und dem neuen Bassisten Brent Liles (Dennis Danell übernahm jetzt die Rhythmusgitarre) richtig los. Im Oktober 1982 fuhren Social Distortion und die Hardcorelegende Youth Brigade mit einem ausgemusterten und umgebauten Schulbus 25.000 Meilen quer durch die USA bzw. Kanada, spielten über 25 Konzerte und hatten eine Menge Spaß, aber auch Ärger mit Cops & Rednecks am Hals. Zudem weilten sie für einige Tage im „Straight-Edge“-Domizil des Minor Threat (und späteren Fugazi-) Sängers Ian McKaye in Washington, D.C. Aus den Filmaufnahmen ist ein großartiges Video entstanden, „Another State Of Mind“, welches diese doch sehr ungewöhnliche, dafür einzigartige Tour in 75 spannenden Bild-/Tonminuten dokumentiert. „Another State Of Mind“ – die Single zur Tour – erscheint 1983 auf dem bandeigenen Label, 13th Floor Records.

Ende 1983 erscheint das erste Album „Mommy’s Little Monster“ via 13th Floor Records, bestückt mit 9 Tracks; bereits damals in der unnachahmlichen Art, schnellen & gleichzeitig melodisch-anspruchsvollen, harten Punkrock spielend. Den Bekannt- heitsgrad steigerten mit Sicherheit auch die Radiopräsenz in Rodney Bingenheimer’s Sendung auf KROQ-FM und die Beiträge auf verschiedenen Samplern, der „The Future Looks Bright“ LP, dem „Rodney on The ROQ“-Sampler oder der legendären „Hell Comes To Your House Vol.1“-Compilation (übrigens dem einzigen Tonträger, auf dem „Lude Boy“ offiziell veröffentlicht wurde). Vor allem im Raum Los Angeles/Orange County bzw. in Südkalifornien erspielten sich Social Distortion in diesen frühen Jahren einen sehr guten Ruf als großartige Liveband.

In den letzten Dezembertagen 1983 verließen Derek O’Brien und Brent Liles wohl nicht ganz freiwillig die Band, die in den chaotischen Monaten 1984 von Bob Stubbs am Schlagzeug und Briton Holmstrom am Bass ersetzt wurden, Ende 1984 jedoch entgültig für Christopher Reece (Drums) und Mike’s alten Schulfreund John Maurer (Bass) wichen. Mitte der 80er wurden auch Social Distortion vom leidigen Thema Drogen eingeholt und insbesondere Sänger Mike Ness nahm es heftig mit. Er verbrachte eine Zeitlang im Gefängnis und diversen Krankenhäusern, überstand 1985 erfolgreich (s)eine Therapie und verarbeitete schließlich seine Vergan- genheit, die Erfahrungen mit den Drogen, Kriminalität und dem Knast im zweiten Album „Prison Bound“, welches textlich düster & musikalisch wunderbar atmosphärisch aufgenommen wurde und 1988 auf Sticky Fingers/Restless erschien.

Die für ihre frühen Tage charakteristischen, rohen Stücke wurden nun von individuelleren, musikalisch vermehrt durch Blues, 60/70er Jahre Rock’n’Roll (allen voran: natürlich die Rolling Stones) & frühen Punkrock (Stooges, MC5, Johnny Thunders) beeinflußten Stücken abgelöst, so daß Social Distortion im Gegensatz zu vielen anderen, musikalisch eher konservativ agierenden Punkbands Mut zum Individualismus bewiesen. 1989 wurden sowohl die großartige „1945“-EP von 1982 als auch die „Another State Of Mind“-7″ von 1983 (beide damals auf 13th Floor Records) von Triple X Records wiederveröffentlicht. Schliesslich begingen Social Distortion den oft zitierten und diskutierten Verrat an der Punkszene, indem sie zum Majorlabel Epic/Sony Music wechselten und dort 1990 ihr selbstbetiteltes Album „Social Distortion“ eröffentlichten. Wiederum ein großer musikalischer Sprung, mit grandiosen Stücken wie „So Far Away“, „Story Of My Life“, „Sick Boys“ und schließlich auch die Hommage an Johnny Cash, „Ring Of Fire“. Jedes Stück, so heftig wie jene frühen …

„Ball And Chain“ schaffte es gar in die US- ameri- kanischen Charts und das dazugehörige Video dieses Stücks rotierte eine ganze Weile in der MTV-Sendung „Alter- native“ (wobei ich mir darüber ein Urteil ersparen möge). Mit dem Erfolg des Albums im Rücken tourte die Band wieder und ausbrechend aus der eher „kleinen“ Punkszene spielten Social Distortion nun auch in größeren Clubs & Hallen, u.a. als Support für Neil Young vor zehntausenden Leuten. Bereits zwei Jahre nach dem Erfolg des gleichnamigen Albums veröffentlichten Social Distortion ihren mittlerweile 4.Longplayer, „Somewhere Between Heaven and Hell“. Der typische Social Distortion-Sound tränkte sich vermehrt im Blues, Stücke wie „Ghost Town Blues“, „Making Believe“ oder „Bye Bye Baby“ sind deutlich Rockabilly – und Country-lastiger als frühere Sachen. Daß Mike ein begnadeter Song- schreiber als auch Sänger ist, zeigt sich vor allem an diesen beiden Alben. Nach der Veröffentlichung dieses großartigen Albums tourten Social Distortion auch wieder vermehrt durch kleinere Clubs an der Westküste, zurück zu ihren Punkroots und headlinten gemeinsam mit den Ramones eine 12-wöchige Tour durch die USA.

Es sollten vier lange Jahre vergehen, ehe das fünfte Studio- album erscheinen würde. Zwischenzeitlich widmete man sich dem Bandlabel Time Bomb Recordings, re-releaste die Longplayer „Prison Bound“ & „Mommy’s Little Monster“ sowie die legendäre „Hell Comes To Your House Vol.1“-Compilation und veröffent- lichte eine Platte von alten & raren Tracks (darunter die „1945“ EP, die Debütsingle „Mainliner/Playpen“ und diverse Sampler- beiträge wie „Mass Hysteria“ und „Moral Threat“) unter dem Titel „Mainliner: Wreckage From The Past“. Im August 1996 verläßt Christopher Reece (Drums) die Band und wird von Chuck Biscuits (ex-„Circle Jerks“, „Danzig“) ersetzt. 1996 erschien dann ihr Meilenstein „White Light, White Heat, White Trash“, ein ungeschliffener, wenngleich nicht zu roher Diamant. Ohne die Punkroots zu vergessen, greifen Social Distortion mit diesem Meisterwerk auch noch heute zum Rock’n’Roll-Thron. Angesichts solcher Stücke wie „I Was Wrong“, „Don’t Drag Me Down“, „Dear Lover“ oder „When The Angels Sing“ erschauere ich am gesamten Leib, weshalb mein Urteil brutal subjektiv ausfallen dürfte. Nach knapp dreijährigen Touren in den Staaten, Europa (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien, …) & Japan (!) wurden im April 1998 drei Social Distortion-Konzerte im Club Roxy in Hollywood/L.A. aufgenommen, aus welchen die Aufnahmen für das Livealbum „Live at the Roxy“ resultierten, daß 1998 dann auch via Time Bomb Recordings veröffentlicht wurde. Ein knapp 77-minütiger Querschnitt durch alle Phasen der Band (von „1945“, „Another State Of Mind“ über „Story Of My Life“ bis hin zu „Don’t Drag Me Down“), in famoser Liveatmosphäre und einzigartiger Qualität. Ab Sommer 1998 nahm sich die Band eine Auszeit, während Mike Ness seine Soloaktivitäten verstärkte und im Jahr darauf zwei schöne, enorm von Country, Blues & Rockabilly beeinflußte Alben veröffentlichte.

Im Jahr 2000 wurde die Band von einem schweren Schicksalsschlag zurückgeworfen. Dennis Danell verstarb am 29.02.2000 ohne äußere Einflüsse vermutlich an einem Hirschlag. Zu seinen Ehren und als Benefiz für seine Familie fand am 5.6.2000 in Irvine/Kalifornien ein Konzert mit Social Distortion, The Offspring, X, Pennywise, T.S.O.L. und anderen Bands statt. Rest In Peace, Dennis! Dennoch entschieden sich Mike Ness & John Maurer letztendlich gegen eine Auflösung von Social Distortion. Bereits im Januar 2001 spielten sie mit dem neuen Drummer Charlie Quintana (aus Mike’s Soloband, ex-„Circle Jerks“) und Gitarristen Johnny Wickersham (ex-„U.S. Bombs“) wieder Konzerte, darunter sieben Mal (!) an aufeinander folgenden, ausverkauften Tagen im Anaheimer „House Of Blues“. Im Laufe der Konzerte 2001/2002 wurden auch einige neue Stücke („Don’t Take Me For Granted“, „Footprints On My Ceiling“, „Angels Wings“, „I Wasn’t Born To Follow“) live performt, die Hoffnung darauf machen, bald wieder etwas von Social Distortion auf Platte hören zu können.

Besetzung:

Mike Ness – Gesang, Gitarre

John Maurer – Bass

Jonny Wickersham – Gitarre

Charlie Quintana – Schlagzeug

Diskografie:

1980 – Mainliner

1983 – Mommy’s Little Monster

1988 – Prison Bound

1990 – Social Distortion

1992 – Somewhere between heaven and hell

1996 – White light, white heat, white trash

1998 – Live at the Roxy

2004 – Sex, Love and Rock ’n‘ Roll

2007 – Greatest Hits

2011 – Hard Times and Nursery Rhymes

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