Freitag, März 29, 2024

Mythos Schallplatte: Die Leidenschaft zum Vinyl

Vinyl wird wieder gekauft: Trotz des digitalen Zeitalters, Audiostreams, CDs oder MP3-Downloads – die LP feiert ihr Comeback! Aber wie kommt es zu diesem Hype und wie entstand überhaupt die Schallplatte?

Um herauszufinden wann die Schallplatte erfunden wurde muss man zurück in das Jahr 1857 reisen. Denn genau in diesem Jahr beginnt die lange Entstehungsgeschichte der LP. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Franzose Edouard-Leon Scott de Martinville die Idee, seine Entwicklung, den Phonautographen, als Patent anzumelden.  Drei Jahre danach im Jahr 1860 gelang es ihm, dass französische Kinderlied „Au Clair de la Lune“ mit Hilfe eines großen Trichters einzufangen und mit einer Membran, die die Schwingungen auf eine Schweineborste übertrug, auf eine  rußgeschärzte Walze zu kratzen.

Allerdings konnte dieser Phonautograph lediglich den Schall aufzeichnen, jedoch nicht wiedergeben. Das vermochte erst die Erfindung des Amerikaners Thomas Alva Edison im Jahr 1877, der mit dem ebenfalls patentierten Phonographen weltberühmt wurde, zu leisten. Seine erste Aufzeichung war mit „Mary had a little lamb…“ ebenfalls ein Kinderlied. Edison ging dabei wie folgt vor: Die Töne wurden zunächst in eine Zinnfolie geritzt, später auf einer Wachswalze mit wendelförmiger Tonsput in Höhenschrift gespeichert.

Wie jedoch hat sich aus diesem Wachszylinder die heutigen Schallplatte entwickelt?

Schon drei Jahre später, im Jahre 1880, konnte der amerikanische Physiker Charles Sumner Tainter viele Schwachstelle der Edisonischen Walzen beseitigen. Zudem  hatte er die Idee, die Tonspur erstmals spiralförmig in die Oberfläche einer flachen, runden Scheibe einzugravieren. Er entwickelte einen Prototypen als Aufnahmeapparat und stelle einige Wachsplatten her. Allerdings gab er seine Versuche nach einigen technischen Probleme wieder auf.

Die ältesten Wachsplatten befinden sich heute im Smithsonian Institute in Washington und gelten als die ersten Schallplatten der Welt.

1887 entwickelte der deutsche Erfinder Emil Berliner eine wesentliche technische Verbesserung. Er hatte sich mehrere Jahre mit dem Edison-Phonographen beschäftigt und erkannt, dass die Zukunft desselben im Unterhaltungsbereich liegen würde. Weiterhin bemerkte er als Geschäftsmann, dass der Schwachpunkt dieser Erfindung in der teuren Vervielfältigung bestand. Für letzteres fand er noch im selben Jahr eine wirtschaftliche Lösung. Berliner konstruierte ein Gerät, das die Schallwellen nicht wie bei Edisons Höhenschrift-Phonographen in vertikaler, durch Auf-und-Ab-Bewegung des Schneidstichels entstehender Modulation speicherte, sondern die Rille horizontal auslenkte. Die mechanischen Schwingungen ließ er durch eine Stahlnadel schneckenförmig in eine dick mit Ruß überzogene Glasplatte einritzen. Nach chemischer Härtung des Rußes war er in der Lage, auf galvanoplastischem Wege ein Zink-Positiv und von diesem ein Negativ der Platte anzufertigen, das als Stempel zur Pressung beliebig vieler Positive genutzt werden konnte – die Schallplatte war erfunden. Am 4. Mai 1887 wurde Emil Berliner für seine Idee das US-Patent No. 372786 erteilt.

Die älteste bis heute erhaltene Berliner-Schallplatte ist ein am 25. Oktober 1887 von Berliner selbst angefertigtes Zink-Positiv. Der Öffentlichkeit wurde das neue Aufzeichnungsverfahren erstmals in einem Bericht der Zeitschrift Electrical World vom 12. November des gleichen Jahres vorgestellt. Die frühesten zu Demonstrationszwecken angefertigten Zinkplatten hatten einen Durchmesser von 28 cm und etwa eine Spieldauer von vier Minuten.

So nahmen die Entwicklungen ihren Lauf und  es entstand nach und nach die Art von Schallplatte, wie wir sie heute kennen. Heute gibt sie in vielen Varianten, Farben und sogar Formen. Zu Beginn der Schallplatte wurde sie lediglich einseitg bespielt, während man auf der anderen Seite das Firmenlogo oder Zeichnungen bewundern konnte.

Die Schallplatte, die sich letztendlich durchsetzte, war die Schellackplatte mit einer Geschwindigkeit von 78 Umdrehungen pro Minute.

Preiswerte Grammophone einfacher Bauart kamen in vielfältigen Formen auf den Markt und ließen die Schallplatte zu einem auch für die Unterschicht erschwinglichen Unterhaltungsmedium werden. Bis 1914 entstanden alleine in Deutschland etwa 500 konkurrierende Schallplattenmarken. Durch technische Verbesserungen stieg die Klangqualität stetig. Allmählich begannen sich auch große Musiker wie Enrico Caruso, Nellie Melba und Hermann Jadlowker für das Medium Schallplatte zu interessieren und verhalfen mit ihren Einspielungen den Plattenkonzernen zu beträchtlichen Gewinnen.

Bereits in den Anfängen der Schallplattenherstellung hatte es – etwa in Großbritannien durch Nicole Records – erfolglose Versuche gegeben, das teure Naturprodukt Schellack durch preiswertere synthetische Kunststoffe zu ersetzen. Größere weltweite Verbreitung bekamen Schallplatten aus Polyvinylchlorid (PVC) erst ab 1948. Statt von PVC, spricht man bei Schallplatten meist vereinfachend von „Vinyl“.

In den Achtzigern wurde dann die Compact-Disc erfunden und die Verkaufzahlen der Schallplatten gingen drastisch zurück. Unter den DJs, insbesondere in den Bereichen House, Techno, Hip Hop, Drum ’n’ Bass usw. ist die Schallplatte nach wie vor beliebt, weil sie sich aufgrund ihrer Technik zum Zusammenführen einzelner Tracks bzw. Musikstücke ideal eignet. Die Schallplatte wird dabei mittels zweier spezieller Plattenspieler mit stufenlos einstellbarer Abspielgeschwindigkeit in die anderen Tracks gemischt (mixen) oder zur Erzeugung spezieller Klangeffekte von Hand abwechselnd in und gegen die Abspielrichtung bewegt (scratchen).

Heutzutage ist die Schallplatte auch im Punkrock & Oi-Punk Bereich wieder hochaktuell und gefragter denn je.

Dies liegt nicht nur daran, das viele LP`s heutzutage limitiert sind, sondern weil Kenner es schätzen wieder „etwas in der Hand zu haben“. Im Vergleich zur CD ist die LP wesentlich größer und für einige damit auch vom materiellen Wert deutlich höher. Nicht selten produzieren Bands LP`s nicht nur in geringer Auflage und limitierten Verpackungen, sondern geben sich bei der Präsentation große Mühe, wie z.B. durch die Verwendung von besonderem Verpackungsmaterial, wie edlen Holzboxen. Als Beispiel hierfür sind für die letzten Jahre Discipline, Agnostic Front oder die Krawallbrüder genannt.

Ich selbst sammle seit einigen Jahren Schallplatten aus der Punkrock- und Oi!-Szene. Und zwar genau aus den aufgeführten Gründen. Es zählt nicht nur die Anzahl der Platten die man hat, sondern eben auch der materielle Wert jeder einzelne Schallplatte. Für mich persönlich ist es einfach herrlich, eine Schallplatte zu besitzen, die es eventuell nur 1.000 mal, oder 500 mal, oder vielleicht sogar nur 55 mal auf der Welt gibt. Mich fasziniert der Mythos Vinyl!

Die Frage nach dem „Wieso & Warum“ fanden wir  so spannend, dass wir 4 fachkundige Szenekenner ausgesucht und nach ihrer Meinung zum Thema „Vinyl“ befragt habe:

Frank Herbst von Crazy United Records:

Das Label Crazy United hat sich auf Vinylpressungen im Bereich Punkrock und Oi! spezialisiert und arbeitet eng mit Sunny Bastards zusammen. Warum werden viele Auskopplungen limitiert?
Frank: Limitiert wird auf Crazy United (A Division of Sunny Bastards) gar kein Release, da es in der heutigen Zeit schon schwer genug ist, 500 LPs an den Mann und an die Frau zu bringen. Sofern Nachfrage besteht, wird gerne auch mal nachgepresst.

Frank, als Label-Chef bist du mittendrin im Geschehen, was hälst du vom Vinyl-Phänomen und hast du selbst eine Plattensammlung?
Frank: Ich selber habe eine große Plattendsammlung, aber „richtiger“ Sammler war bzw. bin ich nicht und diese richtigen Collectoren konnte ich schon früher nicht verstehen, da es mir in erster Linie um die Musik geht. Sicherlich ist eine schöne Aufmachung immer gerne gesehen, aber Ich brauche z.B. nicht eine LP in 5 verschiedenen Vinylfarben von „Band XYZ“.

Wie denkst du über die unterschiedlichen Möglichkeiten, die es heute gibt, um an neue Musikstücke zu gelangen? Hat Vinyl auf lange Sicht gesehen, eine Zukunft?
Frank: Vinyl wird es immer geben, aber die Verkaufszahlen werden, wie auch heute, sehr limitiert sein, da diese ganze Download-Scheiße, nicht nur im Vinyl Bereich, sehr viel Kaputt macht.

Pittner, Sänger der Band Platzverweis:

Woran denkst du bei den Begriffen ‚Vinyl‘ und ‚Punk‘?

Pittner: Wenn man an Platten und Punkmusik denkt, drehen sich die Gedanken schnell um 80er Jahre und verbitterte Altpunker, die den alten Zeiten hinterher trauern und mit Blick auf die heutige Szene nur noch den Kopf schütteln können.

Doch für diese Menschen gibt es einen Lichtblick am Horizont. Es mag zwar nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein, aber auch in meiner Generation gibt es Leute, die dem Vinyl ergeben sind und hierbei handelt es sich wohl nicht um irgendeine Nostalgie, da ich erst nach dem Millenium zur Szene gekommen bin, wo der Markt schon von CD´s geflutet war und die Generation der MP3´s in den Startlöchern stand.

Wann und wodurch bist du der Sammelleidenschaft verfallen?

Pittner: Es muss das Jahr 2002 gewesen sein. Ich hatte meine ersten Punkrockkonzerte über mich ergehen lassen und merkte schnell, dass an den Merchandise-Ständen wohl wesentlich mehr Schallplatten gefragt waren als CD´s. Da ich eigentlich schon immer gern das ein oder andere Souvenir von den Konzerten mitgenommen habe, hieß das zuhause erstmal umrüsten um beim nächsten Konzert die volle Auswahl zu haben. Ein Plattenspieler war schließlich schnell in den Rumpelkammern der Verwandten und Bekannten gefunden.

Die erste Schallplatte war irgend so ein Oldiekram („Vanilla – Moon Lover“), die ein Kumpel bei seinen Alten aus dem Regal geklaut hatte um meinen Plattenspieler auszuprobieren. Die Platte besitze ich heute noch, sie hat in meinem Freundeskreis innerhalb kürzester Zeit absoluten Kultstatus erreicht. Einen Verstärker hatte ich auch noch nicht, sodass am rein akkustischen Klang nur erraten werden konnte, wie sich das Lied wohl anhören mochte.

Nachdem ich alle technischen Schwierigkeiten behoben hatte, kam dann auch die erste Punkrockplatte: „Dritte Wahl – Roggen Roll“, die damals brandneu war. Es handelte sich um eine live Scheibe, dementsprechend verhielt sich auch unsere halbstarke Chaotentruppe, ein Haufen frisch gebackener Jungpunker, wenn wir sie in meinem Zimmer hörten. Da war vom Headbangig bis zum Stage Diving alles dabei! Es rappelte also ordentlich im gesamten Haushalt. Solch eine Energie wünsche ich mir heutzutage nochmal zurück, wenn ich Konzerte besuche.

Um diese Parties aufrecht erhalten zu können, dürstete es uns ständig nach neuen Tonträgern und so begann die Sache mit dem Sammeln.

Wie viele Schallplatten befinden sich aktuell in deiner Sammlung?

Pittner: Am heutigen Tage befinden sich 143 Schallplatten in meiner Sammlung, die streng alphabetisch sortiert sind, da bei der nächsten Bestellung doch immer die Gefahr besteht, eine Platte zu ordern, die schon in der Sammlung ihren festen Platz hat.

Welches war deine erste und was ist deine wertvollste Scheibe?

Pittner: Ob sich etwas abstrakt Wertvolles in meiner Sammlung befindet, weiß ich gar nicht so wirklich, für mich hat schließlich die Sammlung als Ganzes  eine große Bedeutung. Eine Platte hergegeben habe ich noch nie und werde ich wohl auch nie. Ich könnte mir vorstellen, dass meine Toxoplasma Demo EP´s vielleicht etwas wert sind, aber sicher wissen tue ich das nicht.

Wie denkst du über die unterschiedlichen Möglichkeiten, die es heute gibt, um an neue Musikstücke zu gelangen?

Pittner: Irgendwo bin ich ja kein Stück besser als die am Anfang genannten „Altpunker“. Auch ich hänge wohl doch hauptsächlich aus Gründen der Nostalgie an meiner Plattensammlung, nur dass ich meine Erfahrungen halt 20 Jahre später gemacht habe. Und auch ich meckere über die neue Generation, die sich alles nur noch aus dem Internet saugt, ohne auch nur mal einen Tonträger davon zu kaufen. Ich bekenne mich zwar auch dazu, dass ich ab und an das ein oder andere Album aus dem Netz ziehe, allerdings kaufe ich auch, was mir gefällt. Gerade den Bands, die noch nicht den kommerziellen Durchbruch geschafft haben, fehlt diese Kohle schließlich. Und so macht sich doch  ein bisschen Frustration bei mir breit, wenn meine Band wieder vierstellige Beträge für die nächste Studioaufnahme aus eigener Tasche aufbringen muss…

Um fair zu bleiben muss aber auch gesagt werden, dass durch die neuen Medien ein viel größeres Publikum zu erreichen ist. Oft ist es auch gar nicht möglich soviel neue Musik zu kaufen, wie sie benötigt wird. Es ist also, wie immer, Vorsicht geboten mit der Schwarz-Weiß Malerei.

Ich für meinen Teil werde mir wohl die ein oder andere Freudenträne aus den Augen wischen, wenn ich endlich unser erstes Album im Vinylformat auf den Plattenteller legen kann.

Jens Kaiser (Eastside Boys, The Ruckers & DJ Emperor):

Wann und wodurch bist du der Sammelleidenschaft verfallen?
Jens: Angefangen hat die ganze Choose 1990. Ich habe damals ständig die großartige Sendung Parocktikum beim Radio Fritz Vorläufer und DDR Jugendradio DT 64 gehört. In der Sendung wurde viel internationaler Punk Rock gespielt, aber eben auch Demos von DDR Punk Bands vorgestellt. Und das hat mein Interesse für Deutschpunk geweckt. AM Music hat mir die ersten Schallplatten geliefert und irgendwann ging es dann auch regelmäßig auf Flohmärkte. Durch Läden und über Märkte zu tingeln macht mir auch heute noch Spaß, obwohl man leider sagen muss, dass die Händler ihre Schätze größtenteils über große Auktionshäuser im Netz verkaufen. Das soll kein Vorwurf sein, aber ich persönlich finde das Stöbern einfach schöner.

Über die Jahre hat sich neben meinem subkulturellen Erscheinungsbild auch mein Musikgeschmack verändert. Mein Hauptaugenmerk liegt mittlerweile auf Early/Skinhead Reggae, Rock Steady und Ska auf deiner einen Seite und Punk Rock und Powerpop aus den Jahren 1976 bis 1982 auf der anderen Seite.

Wie viele Schallplatten befinden sich aktuell in deiner Sammlung?
Jens: Aktuell dürften es so circa 2.500 Platten sein, davon 90% 7“es. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Originale aus den oben erwähnten Epochen.

Welches war deine erste und was ist deine wertvollste Scheibe?
Jens: Meine allererste Scheibe war „Kiss – I was made for loving you“ 7″. Diese war damals Teil eines Westpakets. Mich wundert bis heute, wie das der Durchleuchtung standgehalten hat, hehe. Meine erste Scheibe subkultureller Natur war „Slime – Die Letzten“ LP.

Wertvoll ist immer so eine Sache. Wie misst man den Wert? Ist es der ideelle oder ist es der finanzielle Wert? Ich denke, das muss jeder für sich entscheiden. Wertvoll sind in meinen Augen z.B. Platten kleiner Labels, bei denen man sich viel Mühe gibt. Sei es die liebevolle Aufmachung, durch unterschiedlich gestaltete Cover oder die Limitierung durch verschiedene Vinylfarben. Qualität ist in meinen Augen der wichtigste Punkt. Da ich ja grundsätzliche nur „altes Zeug“ sammle, gibt es auch Scheiben für die man den einen oder anderen Euro mehr ausgibt. Stellvertretend seien hier einfach mal „Laurel Aitken – Skinhead Train“ (Nu Beat, 1969) und „Shock – This Generation’s on Vacation“ (Impact, 1978) erwähnt.

Wie denkst du über die unterschiedlichen Möglichkeiten, die es heute gibt, um an neue Musikstücke zu gelangen? Hat Vinyl auf lange Sicht gesehen, eine Zukunft?
Jens: An sich ist es doch eine schöne Sache, dass jeder sich seine Musik besorgen kann, wie es ihm am besten behagt. Dem Einen sind die MP3s auf dem Player oder dem Rechner lieber, als eine CD oder Schallplatte, für den Anderen ist es halt umgekehrt.
Ich gehöre halt zu Letzterem. Für mich sind analoger Musikgenuss und ein richtiges Cover in ordentlicher Größe in der Hand, genau das, was mir am Sammeln und Musik hören Spaß macht. Und genau das ist meiner Meinung nach der Punkt, warum Vinyl niemals ausstreben wird. Es wird immer Leute geben, die dieser Art des Hörens und Sammelns allen kompakteren und leichter zu bekommenden Methoden den Vorzug geben. Lieber warm und analog, anstatt kalt und digital.

Vinyl war nie komplett verschwunden und erfreut sich wieder stärkerer Beliebtheit! Schallplattenverkäufe verzeichnen Anstiege im zweistelligen Prozentbereich. Und da sind die ganzen kleinen Labels auf der Welt noch gar nicht mitgezählt. Die großen Elektronikmärkte verkaufen wieder Turntables und auch Schallplatten. Sagt das nicht alles?

Du bist selbst als DJ aktiv unterwegs, welches sind deine All-Time-Favourite-LPs, die du jederzeit bedenkenlos auflegen kannst?
Jens: Als DJ ist das nicht immer ganz so einfach. Natürlich wollen die Leute am Liebsten den ganzen Abend die Klassiker hören, was auch verständlich ist. Aber es gibt so viele Perlen, die damit dann leider untergehen, die es aber definitiv wert sind, gespielt zu werden. Ich versuche immer, eben solche Sachen dann auch mit einzubauen. Und meistens funktioniert das dann auch.
LPs sind bei mir zum Auflegen tabu. Bei mir heißt es: The full 7 inches!

Aber hier trotzdem mal meine Top 5 LPs (Reihenfolge gibt es nicht):
Ramones – Ramones
Cock Sparrer – Shock Troops
The Clash – The Clash
Blitz – Voice of a Generation
The Adverts – Crossing the Red Sea with…

5 der Songs, die beim Auflegen immer gehen:
The Members – Sound of the Suburbs
Eddie & The Hot Rods – Do anything you wanna do
The Boys – First Time
Buzzcocks – Ever fallen in Love
The Undertones – Teenage Kicks

5 Beispiel-Songs, die mir beim Auflegen wichtig sind:
Cyanide – Your old Man
The Gangsters – Best Friend
The Aces – One Way Street
Protex – I can only dream
The Rivals – Here comes the Night

Olaf, Sänger der Band Springtoifel:

Wann und wodurch bist du der Sammelleidenschaft verfallen?
Olaf: Ganz klar seit es Madness gibt. Welche andere Band hat solch eine Vielzahl von Picturesingles (ich habe alle) und spanischen Pressungen (ich habe alle) rausgebracht. Ganz wichtig war es mir auch das gesamte Programm von Two Tone Records ich Regal zu haben.

Wieviele Platten befinden dich aktuell in deiner Sammlung?
Olaf: Gut 1.200 wobei der Zuwachs nachlässt weil es in der letzten Zeit keine Neuerscheinung gab die es verdient hätte in meinem Schrank zu landen, ich bin seeeeehr wählerisch geworden.

Welches war deine erste und was ist deine wertvollste Scheibe?
Olaf: Die erste war „Einmal um die ganze Welt“ von Karel Gott. Am wertvollsten für mich im Ideellen ist sicherlich meine SpringtOifel Sammlung mit allen Veröffentlichungen auf allen Labeln in allen farbigen Versionen und allen Anpressungen.

Was hälst du von den unterschiedlichsten Möglichkeiten, die man heutzutage hat, was das Erlangen der Songs angeht? CD, LP und mittlerweile ja auch den MP3-Download?
Olaf: Erstmal ist mein Verhältniss zu den Möglichkeiten vorteilsbezogen und unpathetisch, nach dem Motto: Was bringt mir die tollste Plattensammlung wenn im Auto der Plattenspieler hüpft.

Mp3 downloads nutze ich überhaupt nicht. Unser Label bietet zwar sowas für StOi auch an aber für mich persönlich ist das nix, ich brauch was in der Hand.
LP, CD, Ipod, alles hat seine Vor- und Nachteile. Es war für mich schon eine Revolution als mir meine Mutter zum Geburtstag 1987 die CD Box mit Beethovens Sinfonien geschenkt hat und ich bei der 9ten nicht mehr nach jedem Satz aufstehen musste, um die Platte umzudrehen.
Noch besser ist es das ich jetzt auf meinem Ipod eigentlich alles von Beethoven dabei habe und mich damit bei meinen Fahrten zur Probe oder zu Konzerten ausgiebig mit dem Werk (z.Z. das 5te Klavierkonzert) zu beschäftigen ohne das Handschuhfach voll mit Musikcasetten zu haben.
Von sowas wie dem Ipod habe ich schon immer geträumt, von sowas wie Itunes auch aber das eher in meinem Alpträumen. Aktuell haben wir das Problem das unser PC kaputt ist und wir an Itunes nicht mehr rankommen und damit auch an viele 1000 Lieder. Das ist echt ärgerlich und hat letzten Donnerstag zu etwas erstaunlichen geführt. Wir haben im Wohnzimmer gehockt und ich habe meine Bad Manners LPs aus dem Regal geholt. War echt eine tolle Sache mal wieder alle 22,5 Minuten aufzustehen und die Platte umzudrehen.

Ganz gleich, was man für die Schallplatte über hat, die Leidenschaft bleibt bestehen – egal ob als Sammler oder Liebhaber des Einzelstücks.

Es ist einfach zu respektieren, wenn jemand was für das Optische über hat und dabei auch noch die Arbeit, die hinter der Produktion einer Schallplatte steckt anerkennt. Somit sorgen wir alle dafür, dass weiterhin Platten in den Bereichen des Punkrock, Rock´n`Roll, Oi!-Punk, Ska, Raggae oder sonstigen Genre gekauft und gesammelt werden.

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Artikel von Florian Puschke

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