Freitag, April 19, 2024

Roger Miret im Interview über die Hardcore-Punk-Bewegung und das Album Gotta Get Up Now (2011)

ROGER MIRET gilt als Pionier der Hardcore-Punk-Bewegung und ist Frontmann der legendären Band AGNOSTIC FRONT. Sein neues Album “Gotta Get Up Now” erscheint am 24. Januar 2011 weltweit über People Like You Records.

Neben seinen Musik-Projekten ist er ebenso erfolgreicher Geschäftsmann und treusorgender Familienvater. Pressure Magazine unterhielt sich mit dem New Yorker Musiker über sein Leben und die zahlreichen Nebenaktivitäten fernab des Rampenlichts und stellte dabei fest, dass Roger Miret nicht nur ein redefreudiger, sondern auch ein sehr angenehmer Gesprächspartner ist.

Hey Roger, viele Leute kennen dich bereits seit mehreren Jahrzehnten in Verbindung mit AGNOSTIC FRONT oder deinem Solo-Projekt mit den DISASTERS. Erzähl uns doch bitte was dich damals zur Musik gebracht hat und zu dem geführt haben, wofür du heute stehst.

Roger Miret: Okay, legen wir mal los. Ich bin Roger Miret und streng genommen bin ich mit meiner Band Agnostic Front seit mehr als 28 Jahren unterwegs. Mein ganzes Leben, seit dem ich ein junger Knirps war, habe ich meine eigene Art von Rebellion gelebt und war einfach gegen alles, was mir nicht passte. In der damaligen Zeit, in einer Stadt wie New York aufzuwachsen, war nicht einfach, denn man sieht eine Menge Sachen und schnappt Dinge auf, die du in diesem Alter besser überhaupt nicht sehen solltest.
Ich bin mit Motorradgangs und mit allerhand Straßengangs aufgewachsen, die alle auf ihre Weise in kriminelle Handlungen verwickelt waren, über die ich hier gar nicht weiter sprechen möchte, aber so bin ich da ganz automatisch reingerutscht und mit der ganzen Gewalt aufgewachsen.
Irgendwann erkannte ich jedoch, dass dies nicht der richtige Weg sein kann und suchte nach einem Ausweg. Ich entdeckte die New Yorker Hardcore-Szene und traf Menschen, die genau so unterwegs waren wie ich und somit mein neues Zuhause wurden. In dieser Szene fühlte ich mich gut aufgehoben und hörte ab sofort Bands wie Outcast, die Misfits oder die Rebells.
Dieser Lebensabschnitt entsprach zwar ebenso wenig der gesellschaftlichen Akzeptanz, war für mich aber sehr spannend und brachte mich somit zur Musik. Wir machten sämtliche Arten von Musik, angefangen mit Punk, besser gesagt „Punk-Rock`n`Roll“ und nannten es schließlich Hardcore. Das ist mein Leben – ich ging Hand in Hand mit einem rebellischen Lifestyle, bestehend aus Motorrädern, Hotrods und Skateboards.

Deine Texte handeln damals wie heute von deiner aufregenden und gefährlichen Vergangenheit, sowie dem Leben auf der Straße. Wo liegen aber deiner Meinung nach die Unterschiede zwischen den Texten die du heute schreibst und damals geschrieben hast?

Roger Miret: Alle Texte handeln aus meinem Leben, von den Straßen in New York, aber dass ist schwierig zu erklären, denn mein Handeln und mein Tun war ein gefährlicher Werdegang. Damals in den Jahren 1982 oder 83 im glorreichen New York City war es sehr gefährlich für einen wie mich. Heutzutage kannst du ohne weiteres mit einem Iro auf dem Kopf rumlaufen, weil es inzwischen akzeptiert ist, damals war das nicht vorzustellen. In den 70ern und 80ern galten ganz andere Umstände im Vergleich zu Heute und genau darüber habe ich geschrieben.

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Und das lässt sich auch heute noch fortsetzen, zum Beispiel auf meiner neuen Scheibe mit dem Titel Gotta Get Up Now, die jetzt im Januar 2011 auf People Like You Records erscheint. Allerdings muss ich dazu sagen, dass das was ich heute  zusammen mit den Disasters mache sich schon stark unterscheidet von den Agnostic Front Songs. Roger Miret and the Disasters sind heftiger und viel persönlicher, quasi aus meinem direkten Leben gegriffen. Hier kannst du einen Blick in die Texte werfen und weißt genau, was ich erlebt und gesehen habe.

Wenn du heute eine Reise nach New York machst und das was du dort siehst mit meinen Texten vergleichst, wirst du dich fragen „worüber zum Teufel redet der Kerl eigentlich? Hier ist es doch ziemlich cool und von Kriminalität oder Ungerechtigkeit keine Spur“. Klar, ist das wovon ich erzähle nicht mehr mit dem heutigen New York zu vergleichen, aber ich habe das alles noch vor meinem geistigen Auge. Es ist in mir, weil ich es selbst erlebt und in meiner Erinnerung abgespeichert habe.
Vollkommen egal welche großen Städte du in der Welt besuchst, London oder Amsterdam, überall findest du inzwischen teure Boutiquen und Geschäfte in den Metropolen. Schau dir doch nur einmal den Film „New York“ an, da geht’s um Prostitution und Drogen. Unabhängig davon ob’s richtig oder falsch ist, diese Stadt war so etwas wie das „Mekka“, es war Real und genau das, was es für viele so geheimnisvoll, wie auch gefährlich gemacht hat. Das alles ist heute wie weggespült – aber genau daher kommt meine Inspiration für meine Texte.

Mich würde interessieren, welchen Job du gelernt oder welche Arbeit du ausgeübt hast, bevor du von der Musik leben konntest?

Roger Miret: Da muss ich dich leider korrigieren – ich kann nicht von meiner Musik leben, dass ist unmöglich. Ich habe drei Kinder daheim. Nach jeder Tournee komme ich nach Hause und gehe meiner regulären Arbeit nach, so wie alle anderen in der Band auch machen. Ich selbst bin gelernter Elektriker, mache aber auch viele Tätigkeiten als Kfz-Mechatroniker. Hin und wieder mache ich auch mal Maurer-Arbeiten. Es war mir immer wichtig, falls es mal nicht mehr mit der Musik klappt, noch zahlreiche andere Optionen zu haben, um mein Leben auch weiterhin im Griff haben zu können. Ich habe meine beiden Bands, die du ja bereits kennst, Agnostic Front und The Disasters, aber da gibt es auch noch eine dritte Band, The Alligators, die sind allerdings kaum bekannt. Wir haben noch nie eine Live-Show gespielt und lediglich ein Paar Singles veröffentlicht Der Sound ist ziemlich crazy und old-shoolig, ähnlich dem Agnostic Front-Style.

Und wer sind die Jungs hinter THE ALLIGATORS?

Roger Miret: Die Bandmitglieder sind Rich Labbate, Steve Larson, Barret Burt von der Band Insted und wir orientieren uns am frühen Hardcore-Sound, also so Anfang der 80er. Die Jungs kommen aus California und sind eine Streight Edge Hardcore Band. Wir sind mit großer Leidenschaft bei der Sache und wie alles was ich tue, liebe ich das „Zeug“. Das gilt nicht nur für die Musik, sondern auch für meine weiteren Aktivitäten, wie das Klamottenlabel Dirty Devil Clothing, was ich mal hatte. Mein brandneues Label heißt American Made Custom *zeigt auf sein bedrucktes T-Shirt* daran arbeite ich zur Zeit, bin kürzlich erst damit gestartet. Es handelt sich dabei um eine Reflexion meines Lebens und behandelt Themen wie Hardcore, Rock’n’Roll, coole Karren, und natürlich alles was mich betrifft und ich gerne trage. Ich mache dass für meine Familie, denn ich habe einen 1 Jahr alten Sohn und 3 Jahre alte Tochter und sorge so unteranderem dafür, dass es ihnen gut geht.

„American Made Kustom“ ist also eine neue Klamottenmarke von dir, von dem du auch schon ein T-Shirt der ersten Kollektion trägst – erzähl doch noch ein bisschen mehr davon.

Roger Miret: American Made Kustom ist meine neue Klamotten Marke und macht dort weiter, wo ich mit Dirty Devil und Felon aufgehört habe. Gegründet habe ich das Label zusammen mit meinem Partner Todd, der Mann hinter der Marke LUCKY-13. Dem Gedanken von „AMK“ geht zurück auf die Kustom Kulture, also alles was mit Hot Rods, Motorcycles, Punk Rock, Hardcore, Tattoos und Lowbrow Kunstrichtung zu tun hat. Ich selbst gehe zu Car-Shows, Bike-Shows, Hardcore-Shows, Punk-Shows und ich möchte etwas herstellen, was ich selbst gerne trage und von dem ich der Ansicht bin, dass es auch anderen Leuten aus meinem Umfeld gefallen könnte. American Made Kustom repräsentiert meinen Way of Life und ist kein Mode-Trend, sondern eine ehrliche und aufrichtige Sache!

Wer macht die Motive und das Mode-Design der AMK Shirts?

Roger Miret: Grundsätzlich macht das alles mein Kumpel Todd, der auch bereits die ganzen Designs für meine damalige Felon-Kollektion gemacht hat. Todd hatte Bock darauf, etwas mit mir zusammen zu machen und ist darüberhinaus auch ein sehr guter Freund. Mit ihm habe ich damals auch das Dirty Devil Label aufgebaut. Wir mögen den gleichen Lifestyle und haben daher auch die gleichen Ideen, nur kann er sie visuell viel besser umsetzen als ich. Also, American Made Customs ist ein Ding von mir und Todd.

In den letzten Jahren sind bekanntlich viele Musiker dazu übergegangen, neben ihren Musikalischen Aktivitäten auch als Modedesigner tätig zu werden, siehe auch MIKE NESS mit seiner „Black Kat“ Kollektion.

Roger Miret: Oh ja, „Black Kat“ läuft sehr erfolgreich für ihn. Ohnehin ist Mike Ness eine sehr erfolgreiche Person. Wir schätzen uns gegenseitig und haben die gleichen Interessen. Wir beide mögen Bikes, wir beide mögen Autos und leben den gleichen rebellischen Lifestyle. Nur macht er sein Ding an der Westcoast und ich an der Eastcoast. Da hat man schon das Gefühl in den Spiegel zu schauen. *lacht*
Nichts desto trotz sind Social Distortion sehr erfolgreich. Agnostic Front sind im Vergleich weniger Massenkompatibel und somit eher einer Underground-Band. Gut für ihn – ich gönne Mike den Erfolg!

Wie du bereits erwähntest bist du inzwischen Vater von zwei Töchtern und einem Sohn, hast vieles erlebt und viel erreicht. Bist du stolz bzw. glücklich?

Roger Miret: Weißt du, mir geht es gut, aber ich hatte eine harte Vergangenheit und es war nie einfach. Die Belohnung ist, dass ich jetzt durch die Welt reisen kann, vieles erlebe, jede Menge Leute kennenlerne und auch alte Freunde wiedersehe. Ich weiß nicht, was mir die Zukunft noch so bringen wird, ich werde immer älter und gehe bald in Rente, aber ich lebte mein Leben so gut es ging und habe gemacht was mir gefällt und ich für richtig hielt. Ich scheue mich nicht vor ehrlicher Arbeit und weiß dass ich viele Talente habe.

Neben deinen beiden jüngeren Kindern hast du auch eine ältere Tochter. Wie empfindet sie es, so einen international bekannten Musiker als Vater zu haben?

Roger Miret: Meine älteste Tochter Nadja ist 23 Jahre alt und sie ist großartig! Sie ist wirklich intelligent und besucht eines der Top-Collage in den USA. Ich bin wirklich stolz auf sie und das, was sie macht. Meine Tochter mag Agnostic Front nicht so sehr. Sie steht eher auf Disasters, was wohl daran liegt, dass die Songs melodischer und eingängiger sind, als die von Agnostic Front. Nadjas Mutter Amy war Sängerin einer recht bekannten New Yorker Hardcore Punkband mit dem Namen Nausea. Sie war auf ihre Art sehr extrem unterwegs, was wohl heißt, dass wenn meine Kleine eine Punkrockerin wird, sie ganz nach ihrer Mutter kommt. *lacht*

Am Anfang unserer Unterhaltung hast du die Hot Rods und das Skateboarden erwähnt. Sind das Hobbys, denen du heute noch nachgehst?

Roger Miret: Absolut, auf jeden Fall! Im Moment habe ich nur noch einen Hot-Rod Custom, einen 54 Ford Chevy, meinen 1932 Hot Rod Coup habe ich verkauft an meinen Kumpel vom „Rumblers Car Club“ in Rom, also nach Italien (Homepage: http://rumblers-italy.blogspot.com/). Der „Rumblers Car Club“ wird von einem guten Freund von mir betrieben, der ihn in 1996 gegründet hat. Wir haben ein Chapter in Amerika und auch zwei in Deutschland, eines in Hamburg und eines im Ruhrpott. Ebenso gibt es ein so genanntes Nomads-Chaper in Europa, dass von einem Haufen guter Freunde und Auto-Verrückten aller Altersklassen betrieben wird, die sich für Hot-Rods, Kustoms und all so ein Zeug interessieren. Das ist was ich liebe und in der freien Zeit die mir bleibt betreibe.
Mit meinen zwei kleinen Kindern habe ich nicht mehr die Zeit, in die Garage zu gehen und an Autos zu schrauben, wie ich es eigentlich früher immer getan habe. Aber das ist okay, mein Wagen ist soweit fertig und meine Familie packe ich einfach ein, um sie hin und wieder mit zu verschiedenen Car-Shows mitzunehmen. Inzwischen brauche kein neues Auto-Projekt mehr anzufangen. Ich liebe meine Familie so sehr und genieße die Zeit, die ich mit ihr verbringen kann.

Lass uns noch ein wenig über AGNOSTIC FRONT sprechen. Im Sommer 2010 habe ich in den News eurer Website gelesen, dass Euer Drummer Pokey ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Was war da los?

Roger Miret: Was passiert ist, bleibt nach wie vor ein Rätsel! Es passierte während unserer Tour im Juli 2010, wir hatten derzeit ca. 70 Shows zu spielen. Er bekam eine ziemlich schlimme Infektion und verlor beinahe seine Hand, genauer gesagt seinen Arm, der ihm nahezu abgestorben ist. Der Rest der Band wusste überhaupt nicht wie schlimm es wirklich um ihn stand, weil wir mitten auf Tour waren und die vertraglichen Konzertzusagen einhalten mussten. Es hat also einige Tage gedauert, bis man uns mitteilte, was eigentlich los ist. Darauf hin pausierten wir sofort unsere Deutschland-Tour, um schnell einen Ersatz für Pokey zu finden und trafen auf Dominik von der Band Circle of Death aus dem Ruhrpott. Dominik konnte wirklich sehr kurzfristig einspringen und einen Riesenanteil der Shows bis zum Ende mitspielen und hat somit unsere Tour gerettet!

Du scheinst eine Menge Leute aus dem Ruhrpott zu kennen. Wenn ich mich recht entsinne hattest du vor einer Weile auch einen Gastbeitrag auf einer Scheibe von EMSCHERKURVE 77 geleistet. Somit kennst du sicherlich auch Spiller?

Roger Miret: NA KLAR! Jeder kennt Spiller – In der deutschen Musikszene kennt ihn jeder! Es war kurios, als wir damals unseren aller ersten Auftritt in Deutschland hatten, war Spiller die erste Person, die wir kennenlernten. Er spielte damals in einer Band mit dem Namen „Space Monkeys“ und der Name war Programm. Spiller war der erste und nach wie vor coolste Typ, den ich in ganz Europa getroffen habe und wir sind auch noch immer miteinander befreundet. Zufälle dieser Art gibt es selten.

Wo wir es gerade von Features mit anderen Bands haben, scheinst du offenbar sehr umtriebig zu sein. Ich erinnere mich da an einen Songbeitrag mit der Berliner Streetcore-Band TOXPACK. Welche Projekte stehen denn als nächstes an?

Roger Miret: Meine Musik hat mir viele tolle Dinge ermöglicht und ich habe viele Freunde kennengelernt. Es freut mich, wenn ich meinen Kumpels hier in Europe etwas zurückgeben kann und so kommen auch immer wieder diese Song-Projekte zustande. Das ist es worauf es mir ankommt – das Geben und Nehmen. Mit den Jungs von Toxpack habe ich sogar ein ziemlich cooles Video zum Song „Aggressive Kunst“ in Berlin gedreht.

Was aktuell ansteht? Gestern habe ich zusammen mit Sebastian von Stomper 98 ein paar Zeilen für einen Song seiner neuen Scheibe eingesungen und morgen mache ich einen Gastbeitrag für Dominiks Band Circle of Death. Diese Art der Zusammenarbeit ist eine sehr coole Sache, die mir eine Menge Spaß macht.

Und wie sieht dieser Prozess genau aus? Bekommst du die Songs geschickt und nimmst daraufhin die Gesangsspuren in den USA auf oder triffst du dich mit den Bands vor Ort um an den Songs zu arbeiten?

Roger Miret: Ich nehme die genau dort auf, wo die Alben entstehen, wie zum Beispiel in Berlin. Ich bin gerne in Deutschland und nehme die Gelegenheit wahr um dort meine Freunde zu treffen.

Kommen wir auf deine Konzerte zu sprechen, hast du noch einen Überblick, wie viele Du im Jahr gibst?

Roger Miret: Das ist wirklich schwer zu sagen. In der Vergangenheit, bevor mein Sohn auf die Welt gekommen ist, waren 8 bis 10 Wochen Aufenthalt in Europa keine Seltenheit, weiter ging es mit 12 Wochen Tour in den Amerika. So habe ich die vergangenen Jahre getourt. Da ich nicht Wochen lang von meinen Kindern getrennt sein möchte, läuft das inzwischen anders ab. Ich komme nur noch für 3 Wochen rüber und fliege wieder zurück, um dazwischen eine paar Wochen meine Familie zu sehen. Das Höchste aller Gefühle sind daher 6 bis 8 Wochen Abwesenheit. Allein schon unsere Tourneen in den USA umfassen drei Regionen. Wir starten an der Westcoast, dann jetten wir weiter nach Europa, dann geht’s wieder zurück für 2 Wochen nach Mittelamerika, danach bin 2 Wochen Europa, zurück nach Mexiko, anschließend geht es wieder nach Europa und schon wieder zurück nach Amerika usw.
Es ist vollkommen VERRÜCKT das alles unter einen Hut zu bekommen!

Welche Art von Shows sind dir lieber, die Festivals oder Clubshows vor einem geringeren Publikum?

Roger Miret: Vor den Festivals bin ich oft müde und würde am liebsten zu Hause sein. *lacht* Weißt Du, Festivals sind toll, aber ziehen sich für uns als Headliner wirklich in die Länge. Als letzte Band des Abends aufzutreten heißt zunächst einmal warten, warten, warten… und das nervt ohne Ende.
Ich persönlich mag die Clubshows lieber, denn da weiß ich, dass vor uns ein bis zwei Bands spielen, bis wir endlich Gas geben können. Wie dem auch sei, die Leute haben ein Ticket gekauft und kommen um uns und die anderen Bands am Abend zu sehen. Daher ziehen wir das durch und haben alle eine gute Zeit.

Hast du auf Konzerten überhaupt die Zeit, dir die anderen Bands auf der Bühne anzusehen?

Roger Miret: Einige Bands sehe ich mir schon gerne noch an. Aber da wir mit so vielen Bands auf der ganzen Welt zusammenspielen, kann ich sie mir nicht alle ansehen oder merken. Inzwischen ziehe ich es vor, mich Backstage am Rechner mit meiner Familie zu unterhalten.

Mir sind deine Tattoos am Arm aufgefallen, auf denen hast du unter anderem auch einen gekreuzigten Skinhead tätowiert. Auf den Festivals auf denen ihr auftretet, spielt ihr häufig neben der Hardcore-Szene auch vor Punkrockern, Skins und Streetkids. Wenn du die Subkulturen heute mit denen von damals vergleichst, was unterscheidet sich da?

Roger Miret: Wie zu Beginn des Gespräches gesagt, war es damals, als wir mit der Musik angefangen haben, nie einfach, da es gesellschaftlich einfach nicht akzeptiert und obendrein auch noch gefährlich war. Natürlich mag das auch heute noch der Fall sein, aber egal ob Punkrocker mit buntem Iro oder Skinhead, es ist heutzutage okay und akzeptiert. Ich mag es die unterschiedlichsten Leute auf Konzerten friedlich vereint zu sehen. Heute bin ich einfach nur froh aus der Sache damals herausgekommen zu sein – und zwar lebendig!

Okay, ein anderes Thema: Wie „feiertauglich“ bist du und welche Clubs und Rock’n’Roll Bars sind dir besonders in Deutschland in Erinnerung geblieben?

Roger Miret: Ich bin nicht der Typ den Du in Bars triffst, ich rauche und trinke nicht, weil ich es einfach nicht mag. Nach den Shows hänge ich auch nicht am Tresen und habe somit auch keinen Bock darauf, von angetrunkenen Typen vollgequatscht zu werden. Ich werde dir auch verraten warum das so ist, mein Stiefvater war Alkoholabhängig und das hinterlässt wirklich hässliche Erinnerungen. Was die Clubs in Deutschland betrifft, kenne ich Berlin natürlich ziemlich gut das „Wild at Heart“ oder das „Backstage“ in München. Das sind ziemlich coole Plätze an die ich tolle Erinnerungen habe.

Welche Musik hörst du eigentlich privat, wenn du zu Hause bist?

Roger Miret: Die Musik, die ich zu Hause höre, hat sich grundlegend mit meinen beiden Kids geändert. Denn da laufen im Moment viele Schlaf- und Kinderlieder. Aber wenn ich die Gelegenheit dazu habe, höre ich natürlich die Musik, die ich schon immer gehört habe. Dazu zählen die Alben von The Clash oder Bruce Springsteen, die seit je her zu meinen unangefochtenen Favoriten gehören.

Somit sind wir am Ende und bedanke mich für die interessante und sehr umfangreiche Unterhaltung. Wenn du magst, gehören dir die letzten Worte an unsere Pressure Leser .

Roger Miret: Ich dank Dir und all den Leuten da draußen, die uns seit mehr als 20 Jahren unterstützen. Ohne diese riesige Familie, wären wir nicht hier. Wir sind sehr dankbar dafür, immer wieder zu euch nach Deutschland eingeladen zu werden, um so viele Freunde treffen und tolle Shows spielen zu können. Vielen Dank!

Interview von Marcus Liprecht am 28.08.2010

 

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Mehr über Roger Miret:

Agnostic Front Homepage: www.agnosticfront.com

The Disasters: www.thedisasters.com

The Alligators bei MySpace: www.myspace.com/thealligators

Bilder: Pressefotos / Konzertfotos von Marcus Liprecht

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